Die zweite Folge «Wilder», die das SRF 1 gestern Dienstag um 20.05 Uhr ausstrahlte, überzeugt in fast jeder Hinsicht. Zum Plot: Im verschneiten Oberwies wird der Künstler Armon Todt (Christian Kohlund, 67) umgebracht. Zeitgleich verschwindet Amina al-Baroudi (Amira El Sayed, 26), die Tochter des reichen ägyptischen Karim al-Baroudi (Ercan Durmaz, 52), der in Oberwies ein Hotel bauen will - was vielen Dorfbewohnern missfällt.
Ab sofort macht das sehr ungleiche Duo Rosa Wilder (Sarah Spale, 37) und Manfred Kägi (Marcus Signer, 52) Jagd auf den Mörder und deckt im Lauf der Ermittlungen immer mehr dunkle und schlimme Geheimnisse im Dorf auf. Mehr dazu lesen Sie in unserer ersten Kritik.
Die untreue Mutter Rosas
Die Szenen, die Rosa Wilder und den Bundespolizisten Manfred Kägi (Marcus Signer, 52) näher auf die Spur des Mörders bringen, plätschern manchmal etwas lau vor sich hin. Dennoch sorgen entscheidende Wendungen zur richtigen Zeit für pointierte Highlights. So gerät der unsympathische Tankstellenbetreiber Urs Glutz (Ernst C. Sigrist, 61) ins Kreuzverhör von Wilder und Kägi.
Und tatsächlich scheint der Übeltäter gefunden zu sein. Aber wir wären ja hier nicht beim Fernsehen, wenn der Mörder schon in der zweiten Folge ermittelt wäre. Wir erfahren, dass Glutz sehr wohl für die brennende Drohung am Ende der ersten Folge und für einen Erpresserbrief verantwortlich ist - um sich zu profilieren - als Mörder aber scheidet der schmierige Zeitgenosse aus.
Wer nun denkt, Glutz sei nun in jeder Hinsicht fein raus, irrt sich aber. Wilder und Kägi nehmen dem Tankstellenbetreiber einen Schlüssel ab, der Anfangs zu keiner Türe passt. Erst, als die Ermittler auf die abgelegene Jagdhütte von Dorfwirt Franz Ramser (Manfred Liechti, 60) stossen, finden sie das Schloss zum Schlüssel. Hier nimmt das Drama seinen Lauf: In dieser Abgeschiedenheit treffen sich Glutz und Christine Wilder (Ruth Schwegler, 55), die verheiratete Mutter von Rosa Wilder, regelmässig, um sich ihrem verbotenen Liebesspiel hinzugeben.
Warum diese Sex-Hemmungen, liebes SRF?
Die Lust der fremdgehenden Mutter und des Tankwarts wird nur angedeutet. Klar, man schnallt auch ganz ohne nackte Haut, worum es geht. Trotzdem: Im Vergleich zu internationalen Serien fällt «Wilder» in Sachen Sex ab. In der zweiten Folge «mänscheleds» zwar - die Macher wagen sich aber nicht auf explizites Terrain. Da dürfte man dem Zuschauer sehr wohl mehr zutrauen.
Und wenn man beim Intro schon bei «Game of Thrones» abgeguckt hat, dann hätte man sich auch in Sachen Sex etwas mehr inspirieren lassen können. Dass sich dieser quasi von alleine verkauft, wusste schliesslich Madonna schon vor über 30 Jahren.
Drei Dinge, die wir uns für Folge 3 wünschen
Nach der zweiten Folge sind wir immer noch begeistert von der sechsteiligen Serie, der Story und den wunderschönen Bildern aus dem verschneiten Bergdorf. Natürlich wollen wir auch unbedingt wissen, wie es nächsten Dienstag weitergeht.
Bevor es aber so weit ist, wollen wir die Gelegenheit nutzen, um unsere drei bescheidenen Wünsche für die nächste Folge zu äussern: Wir hätten gerne mehr Sex. Und mehr Tempo. Und noch mehr dunkle Geheimnisse, die unsere Kinnlade runterfallen lassen.