Steht der Promi in der Sendung «Metzgete - Heiteres Prominentenraten» auf der langen Leitung, hat man als TV-Zuschauer wenigstens etwas zu gucken: einen Bommel, zwei Öhrchen. Und dazwischen viele schöne Kurven. Ziemlich gewagt vom Schweizer Nationalfernsehen, eine Stripperin im Bunny-Kostüm zu engagieren.
Aber halt! «Ich bin keine Stripperin, sondern Burlesque-Tänzerin», sagt Zoe Scarlett, 28. «Meine Shows sind High Class. Ich bin nie ohne Höschen zu sehen, und meine Brust ist immer bedeckt.» Die Auftritte sind durchdacht wie ihr Schuhschrank oder ihre Kleidersammlung in ihrer Wohnung in Frick AG. Da ist alles nach Farben sortiert. Selbst die Frotteetücher im Bad sind fein säuberlich zusammengerollt und abwechselnd rot und weiss assortiert.
Zu Hause ist es das eine. Bei der Arbeit etwas anderes. «Mit meinem Ordnungssinn kann ich die Leute ganz schön nerven.» Etwa ihren Kostümdesigner, mit dem sie bis zum letzten Stich alles bespricht, oder den DJ, mit dem sie sich Nächte im Musikstudio um die Ohren schlägt, bis sie mit dem Soundtrack zufrieden ist. «Aber am Schluss bin ich umso happier, wenn es so kommt, wie ich es mir vorgestellt habe.»
So durchdacht und professionell heute alles ist - so zufällig und spontan hat die Karriere der weitherum erfolgreichsten Burlesque-Tänzerin angefangen, als sie bei einem Autorennen von einem Fotografen entdeckt wird. Als einzige Frau unter den Mechanikern. Und mit auffälligem Style. Petticoat, Haarschleifen und falsche Wimpern sind Alltag für Zoe Scarlett. Für Aussenstehende hat schon ihr Elternhaus in Aesch BL ausgesehen wie ein Museum. Der Papa restauriert alte Autos, die Mama sammelt Antiquitäten und näht dem Töchterchen Rock-’n’-Roll-Kostüme. Klein Zoe mag Cowboystiefel, T-Shirts mit alten Autos darauf und Make-up. Später macht sie eine KV-Lehre, schräubelt in der Freizeit an Oldtimern herum. Ebenso bei Oldtimer-Rennen. Bis die besagten Fotos geschossen werden.
Die Bilder gehen als Magazincover um die Welt. Zoe wird mit Anfragen und Werbeaufträgen überhäuft. Obwohl Experten einst zu ihr sagten: «Du bist zu dick zum Modeln.» - «Bin ich nicht! Ich trage 36/38, mir gefallen Frauen mit Po, Taille und Brüsten.»
Ihre erste Show realisiert sie für Campari, wie einst Marlene Dietrich im Riesenglas. Dabei helfen ihr zehn Jahre Erfahrung am Ballett des Stadttheaters Basel - und Choreografin Grazia Covre. Mittlerweile warb und wirbt sie für Marken wie Aston Martin, Burger King oder Chevrolet. Und tritt 200-mal pro Jahr auf. An besten Adressen wie dem «Dolder Grand» oder dem «Baur au Lac» in Zürich. Und neuerdings eben auch im SRF. Wie auch immer sich die Promis metzgen - das Häschen hat noch lange nicht ausgehoppelt.