Wenn am 9. Februar im südkoreanischen Pyeongchang die 23. Olympischen Winterspiele beginnen, wird auch Fabien «Fäbu» Rohrer, 42, daheim in Spiez BE am TV den einen oder anderen Snowboard-Wettkampf mitverfolgen. Vor 20 Jahren rauschte der Freestyler selbst bei Olympia in Nagano in Japan durch die Halfpipe – landete allerdings nur auf Rang 4.
Wurmt ihn das? Nein, sagt er heute. «Ich habe dafür sonst alles gewonnen, was es zu gewinnen gab.» Rohrer war Europameister in der Halfpipe, FIS-Weltmeister, Sieger der ISF World Tour, um nur einige seiner grössten Erfolge zu nennen.
Ich bin halt nonkonform
Überhaupt, zu Olympia hat der Querkopf seine ganz eigene Meinung. «Das ist doch so aufgebaut wie die Fifa, wo einige wenige Leute ordentlich Geld verdienen, und die anderen, also die Sportler, für die Show sorgen. Ich verurteile das!» Fäbu hielt mit seiner Meinung noch nie hinterm Berg zurück. Genauso wenig wie er sich angepasst verhält oder so, wie es andere erwarten. Er eckte öfter an, flog auch ausserhalb der Halfpipe aufs Maul. Hatte Schulden, die er aber alle zurückbezahlt hat, wie er stolz erzählt.
«Ich bin halt nonkonform, ein Lebemann, der sein Leben leben will, und weil ich mich dabei zu weit aus dem Fenster lehnte, gabs halt auch mal eine Bruchlandung.» Er habe erleben dürfen, was es heisst, viel Geld und viel Ruhm zu haben, und genauso erleben müssen, nichts mehr zu besitzen. «Diese Erfahrungen hat mich reifen lassen, und laut einigen Kollegen bin ich ein viel angenehmerer Mensch geworden.»
Das Gute will er weitergeben, vor allem an Jeremy, seinen sechsjährigen Sohn, den Fäbu mit seiner langjährigen Freundin Gabi, 44, hat. Auch diese Beziehung mag auf Aussenstehende speziell wirken. Für das Paar passts. «Ich kann keine Klette ertragen», sagt Fäbu. Und so ist es okay, dass sich Gabi um ihre Pferdezucht kümmert, Fäbu einkauft, bügelt, seine Unterhosen selbst wäscht, kocht – und sich vor allem um Jeremys Erziehung kümmert.
Der besucht eine britische Schule, zu Hause versucht ihm Fäbu das beizubringen, was sein Sohn später gebrauchen könnte. «Das ist wie auf einem Bauernhof. Dort hilft der Sohn auch seinem Vater, damit er später den Hof übernehmen kann.» Einen Hof hat Rohrer zwar nicht zu übergeben, aber er hofft, dass sein Junior irgendwann seine Immobilienfirma übernimmt. Fäbu kauft und verkauft nicht nur Häuser, er hat sich bei einigen seiner Liegenschaften neuerdings auch selbst als «Abwart» angestellt. «Mein Traum-Nebenjob», wie er sagt. Für die Mieter, denen er zu Diensten ist, «bin ich der Onkel Fabien».
Snowboard fährt Fäbu auch noch gern. Mindestens zweimal pro Woche steht er in den Wintermonaten auf dem Brett – mit Jeremy. Kürzlich meinte Gabi mit Blick auf die bevorstehende Winterolympiade: «Vor 20 Jahren warst du dabei, jetzt wirst du so was wie der Bernhard Russi des Snowboardsports.» Fäbu fands nicht so richtig lustig. Ein bisschen wehmütig scheint ihn die Erinnerung doch zu machen.