Mein lieber herzallerliebster, herzensguter Emil,
meinen allerersten Brief schrieb ich Dir in der Nacht auf meinen zwanzigsten Geburtstag. Unglaublich, und Du wirst jetzt quatre-vingt, 4 × 20, wie man es auf Französisch so freundlich ausdrückt. Unvorstellbar!
Bei uns spielen ja Alterszahlen keine grosse Rolle. Wir haben uns nie gross um sie gekümmert und müssen immer nachrechnen, wenn man uns nach dem Alter fragt. «Moment mal, 1933 geboren, jetzt haben wir 2012… macht genau …» Ich finde, das ist ein gutes Zeichen, wenn man sein Alter immer wieder vergisst. Und Du sagst immer wieder so schön, dass die Menschen, wenn man ihnen nicht sagen würde, in welchem Jahr sie geboren wurden, sich einfach so fühlen würden, wie sie sich halt fühlen. Ganz unabhängig von einer Zahl, die doch irgendwie abstrakt bleibt.
Vor einigen Wochen sagtest Du zu mir beim Frühstück, heute früh beim Aufwachen hättest Du zum ersten Mal wirklich realisiert, dass Du jetzt 80 wirst. Das sei Dir in dem Moment selbst irgendwie seltsam und unvorstellbar vorgekommen. Ja, es stimmt, diese Zahl passt nicht zu Dir. Oder umgekehrt, was wir uns alle immer noch unter dem Alter 80 Jahre vorstellen, passt längst nicht mehr zu den Menschen, die dieses wunderbare Alter erreicht haben. Du wirst vielleicht 80, aber 80 zu sein, ist nicht mehr das, was es noch vor zehn, zwanzig Jahren war.
Lustig, in den ersten Jahren unserer Beziehung haben wir immer Zahlenspiele gemacht. 1998 wurdest Du 65 Jahre alt. Genau mein Geburtsjahrgang. Im gleichen Jahr wurde ich 33 Jahre alt, genau Dein Geburtsjahrgang. Und Jahr für Jahr erfanden wir solche witzigen Zahlenspiele. Für den 6. 1. 13 ist mir noch kein passendes Zahlenspiel eingefallen. Ausser dass mir natürlich auffällt, dass Du ausgerechnet im Jahr 13 (ich bin ja an einem 13. geboren, Zitat Emil aus der Nummer «Das Steuerformular»: «Das kann ja nur an einem 13. gewesen sein!») so einen schönen runden Geburi feiern darfst. Die Zahl 13 war für mich immer eine Glückszahl. Und somit denke ich, dass das nächste Lebensjahr, das wir intern bereits ein bisschen zum «EMIL-Jahr» ernannt haben, für Dich ein absolutes Freudenjahr werden soll.
Es fällt mir schwer, Dir zu schreiben, mit dem Wissen im Hinterkopf, dass diese Zeilen ganz viele Leser mitlesen werden. Also, ich verspreche Dir an dieser Stelle, dass Du auch noch einen ganz privaten Brief von mir erhalten wirst zu diesem besonderen Geburi. Und sobald der 6. 1. 13 dann vorbei ist, werden wir wieder zu unserer alten Gewohnheit übergehen und unsere Alter ganz schnell wieder vergessen, oder wir sagen einfach, Du seist jetzt «lachtzig», denn das passt viel besser zu Dir.
Vielleicht erwarten einige LeserInnen, dass ich diese Zeilen mit etwas in der Art wie «Ich liebe Dich» beende. Aber ich erinnere mich noch gut daran, wie ich Dir nach einigen Monaten, die wir ein Paar waren, sagte, dass mir aufgefallen sei, dass Du nie «Ich liebe Dich» zu mir sagst. Da erklärtest Du mir, dass das einfach im Schweizer Dialekt nicht gut klingt. Es geht einem Schweizer schwer über die Lippen. In der Schweiz sage man eher «Ich mag di».
Deshalb verabschiede ich mich jetzt bei Dir mit einem meiner «Schmelzwörter»: Ichmagdi, liebster Emil, genauso wie am ersten Tag unserer Liebe und eigentlich noch viel, viel mehr. Und ich freue mich auf jeden neuen Tag mit Dir und auf jedes neue Abenteuer, das wir zwei uns aushecken. Du bist der Mann meines Lebens, und das nun schon länger als die Hälfte meines Lebens. Wenn ich einen Song über meine Liebe zu Dir schreiben müsste, dann würde er heissen «You are the king of my life». Ja, das bist Du, und ich liebe Dich von tiefstem Herzen …
Bleib der Emil, der Du bist und der Du immer warst, denn wir alle lieben Dich dafür. Mirmögedi!
In aller Liebe, ewiglich, Deine Niccel