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Barbara Lüthi

Zurück in Fukushima - mit Babybauch

Ein Jahr nach dem zerstörerischen Erdbeben kehrt «10 vor 10»-Korrespondentin Barbara Lüthi nach Japan zurück. Angst um ihr Baby im Bauch hat sie nicht - dank seriöser medizinischer Beratung und Strahlenzähler im Gepäck.

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Zurück in Fukushima - mit Babybauch
Albert Venzago

Schweizer Illustrierte: Für «10 vor 10» sind Sie ein Jahr nach dem verheerenden Erdbeben nach Japan zurückgekehrt. Schwanger. Haben Sie keine Angst?
Barbara Lüthi: Ich habe mich medizinisch ganz seriös beraten lassen. Von Schweizer Strahlungsexperten und meinem Arzt. Mir wurde versichert, dass ein kurzer Aufenthalt nicht gesundheitsschädlich ist. Ich machte mir weniger Sorgen um mein Baby im Bauch als darüber, meine Tochter zwei Wochen nicht zu sehen.

Lara Uma ist gerade dreijährig geworden. Wann bekommt sie das Geschwisterchen?
Ich bin in der 20. Schwangerschaftswoche. Wenn es mir so gut geht wie damals bei Lara Uma, arbeite ich bis zum Tag der Geburt.

Sie sind seit sechs Jahren als China-Korrespondentin in Peking. Wird auch Ihr zweites Kind hier zur Welt kommen?
Ja bestimmt. Die internationalen Spitäler hier sind gut.

Was hat Ihr Mann gesagt, als Sie schwanger nach Japan aufgebrochen sind?
Er ist ja auch Korrespondent, fürs tschechische Fernsehen. Wir wussten, dass der Jahrestag kommt. Er wurde nach mir ebenfalls nach Japan geschickt und ist nun zurück. Dasselbe gesehen zu haben, hilft; wir verarbeiten gemeinsam.

Was haben Sie gesehen?
Den Aufbau eines neuen Lebens. Aber natürlich noch immer Trümmer, verlassene Dörfer, weggeschwemmte Städte. Das Beklemmendste jedoch ist nicht sichtbar: die Strahlung. Die Menschen leben ständig mit der Gefahr der Radioaktivität.

Wie haben Sie sich davor geschützt?
Ich hatte wieder einen Zähler dabei. Entscheidend ist die Relation zwischen dem Wert und der Länge, der ich mich aussetze. Fukushima-Stadt haben wir nach vier Stunden wieder verlassen.

Genau vor einem Jahr sind Sie als eine der ersten Journalisten nach Japan gereist. Werden Sie die Bilder jemals vergessen?
Nein. Ich hatte zuvor noch nie eine Zerstörung von diesem Ausmass gesehen. Stundenlang standen die Menschen für Wasser an. Kein Drängeln. Vor den Notunterkünften zogen alle ihre Schuhe aus, niemand drinnen weinte. Diese Disziplin, selbst in der grössten Not.

Von Yvonne Zurbrügg am 5. März 2012 - 16:57 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 21:44 Uhr