Es war in einer Zeit, die sich so vergangen anfühlt, wie die, in der die Serie spielt. Der grosse Hype um «Game of Thrones» (wisst ihr noch?) ist schon lange verflogen und meine Lust an der Haarinspiration, die ich daraus zog, ebenfalls. Am liebsten will ich «Khaleesi-Haare» – erklärte ich eine Zeitlang bestimmt und schüttelte meine überschulterlange Mähne. Richtig helles Hellblond wie die Mother of Dragons. So blond wie möglich.
Meine Naturhaarfarbe ist dunkelblond. Dank gezielt gesetzter Strähnchen ging ich jahrelang zweifelsfrei als Blondine durch, ohne nennenswerte Schäden in den Längen mit mir herumzutragen. Doch ich wollte immer mehr. Man wies mich vermehrt dezent darauf hin, dass die Schauspielerin Emilia Clarke in der Serie eine Perücke trägt. Überhört. Trotzdem drauflos gebleicht.
Richtig blond zu werden, ist eigentlich gar nicht so schwer. Mit den eigentlichen Herausforderung wird man als Endkonsumentin dann erst in den darauffolgenden Wochen zu Hause konfrontiert. Auf die Pflegebedürfnisse meiner Haare war ich vorbereitet. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, Wäsche um Wäsche darum kämpfen zu müssen, den aschigen Ton beizubehalten. Ich besass zwar ein Silbershampoo, hatte damit aber nur mässigen Erfolg. Dazu kam, dass sich ein paar Wochen später auf meinem Kopf ein riesiger, dunkler Ansatz und gelbliches Resthaar zum High Five trafen.
Lange Rede, langer Übergang…
Den ganzen Kopf einheitlich aufzuhellen, hab ich schon länger aufgegeben. Es ist aufwendig. Und teuer. Mein Ansatz einfach zu schnell wieder zurück und zu dunkel. Es stellt sich zudem heraus, dass ich nicht die Einzige bin, die sich mit ihrer dunkleren Naturhaarfarbe liebäugelt – ja, sich sogar schon damit angefreundet hat. Denken wir an Gigi Hadids Starauftritt in der Herbstkollektion 2020 von Jacquemus. Verschwunden waren ihre typischen sonnengeküssten Strähnen. Genauso wie übrigens auch bei Mary-Kate Olsen. Oder auch Hailey Bieber scheint den Übergang vollzogen zu haben.
Man müsse aber die Wahl eines natürlicheren Farbtons ja nicht unbedingt ausschliesslich dem Schicksal überlassen. Genauso wenig, wie man den Übergang von Platin zu Natur einfach nur der Zeit überlassen muss, sagt die Pariser Coloristin Louis Trautwein zur Vogue. Es gebe Feinabstimmungen, die man vornehmen könne. Solche, die das Haar nicht zerstören. «Ein paar lichtreflektierende Balayage-Partien zum Beispiel oder einen Hauch von Gold – ohne Bleiche – in den Spitzen».
Mit der Begleitung des Coiffeurs eures Vertrauens und etwas Geduld, kommen die Wurzeln den Haarspitzen immer näher und näher, ohne dass der Übergang zu krass ausfällt. Und wer weiss, vielleicht presse ich mir in Zukunft wieder Zitronen auf die Haare (natürliches Bleichmittel) und schwelge in Erinnerungen an die Mähne der wasserstoffblonden Drachenmutter. Aber momentan zumindest, ist mir nach etwas Müheloserem. Vielleicht ist es ja an der Zeit «Game of Thrones» noch einmal durchzuschauen.