Ständig neue Posts mit schönen Menschen an noch schöneren Orten. Das Handy stets griffbereit, so scroll-ready wie der Cowboy seinen Revolver schussbereit hat. Abgefeuert werden Posts, die neidisch machen. Trotzdem sind wir immer erreichbar. Weil wir müssen, weil wir wollen oder weil wir uns gezwungen fühlen. Der Wunsch, sich frei zu machen, wächst. Frei von Vergleichen, Idealen, technischem Fortschritt und Fake, äh Bad News. Der Blick richtet sich nach innen. Und stülpt sich in Form des Lonesome Cowboys nach aussen.
Steppenwölfe auf dem Runway
Es geht in der Mode diese Saison also – wie auch überall sonst – um Selfcare. Das eigene Wohl wird zur Religion, wer cool ist, ist lieber Healthster als Hipster. Die Rückbesinnung aufs Archaische gipfelt in der romantischen Vorstellung des Landlebens. Was auf den Laufstegen zu sehen war, ist die luxuriöse Version der Agricultrice (das heisst nichts mehr als Bäuerin auf französisch, klingt aber besser). Sie wohnt auf einer kleinen Farm mit viel Holz, baut Gemüse an, ohne sich dreckig zu machen, und reitet in der kostbaren Quality-Time über die Grenzen ihres hektargrossen Anwesens hinaus dem Sonnenuntergang entgegen. Gekleidet in Kaschmir, Seide und feinstes Leder. Die Silhouetten der Gewänder zum malerischen Kühe-Treiben sind angenehm geschnitten, nichts kneift. Und sie wehen im Wind.
Die Zügel fest in der Hand
Nach den Cowboyboots schiebt sich mit den Fransenjacken und -hosen nun also ein zweiter Trend dieser Richtung ans Sonnenlicht. Was gut ist, weil er sich zwar romantisch, aber auch tough gibt. Wie der Marlboro Man eben. Der hat sich ja schliesslich auch selbst genügt und war mit sich (und seinen Zigaretten) glücklich. Das mit dem Nikotin lassen wir (wenn möglich), die derben Stiefel und die Blutsbrüder-Looks nehmen wir aber sehr gern. Weil wir das Leben auch auf dem Asphalt im Griff haben. Und wenn nicht, ist das auch ok. Dann kann man ja immer noch das Lieblingspony streicheln gehen.