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  4. Wer ist die Sängerin Lily Claire? Die Sängerin verrät uns ihre Ansichten zu Schönheit
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Sängerin und Model Lily Claire ist grosser Fan der 60er Jahre und hat ihren Kleiderschrank voll mit der Mode aus dieser Zeit. Für das Fotoshooting des Style Magazins hat die Songwriterin ihre rosafarbene Gitarre mitgebracht. Diese Gitarre ist auch ihr wichtigstes Accessoire auf der Bühne. Welchen Trend die Zürcherin mag und wer ihre Stilikone ist, verrät sie im Stylecheck. Emanuella Kälin
Une Fleur de Zurich

Lily Claire über Schönheit

Auf ihrem Album «Fleur fanée» besingt die Zürcherin mit französischer Mutter die Vergänglichkeit des Lebens. Im Interview verrät Lily Claire, was sie schön findet, wie beziehungsweise wo sie ihren Stil gefunden hat und mit welchem Gefühl sie ihrem 30. Geburtstag entgegensieht.

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Was haben Musik und Mode gemeinsam?

Lily Claire: Beides bewegt die Menschen, man kann in beidem seinen eigenen Stil entwickeln und beides auch gut verbinden. Dabei muss nicht unbedingt beides gleich sein. Mein Modegeschmack ist von den 1960er-Jahren inspiriert, meine Musik nicht unbedingt. Trotzdem finde ich, dass es sich gut ergänzt.

Woher kommt Ihre modische Liebe zu den Sechzigern?

Vom Kleiderschrank meiner Grossmutter (lacht). Mir gefällt die Kombination aus Verspieltheit und Eleganz.

Sie sind bei der Paris Fashion Week über den Laufsteg flaniert – wenn auch eher zufällig …

Stimmt. Mein Song «Le Vent» wurde bei der Show des Zürcher Labels Maya Seiferth gespielt, deshalb war ich da. Als ein Model ausfiel, nahmen sie mich (lacht). Es war eine tolle Erfahrung, wenn auch total surreal. Ehrlich gesagt, fühle ich mich wohler, wenn ich mich vor Publikum an einer Gitarre festhalten kann.

Haben Sie das Gefühl, dass Sie auch alsMusikerin einem gewissen Schönheitsideal entsprechen müssen?

Dass in der Musikindustrie diesbezüglich ein gewisser Druck herrscht, ist sicher so. Ich glaube aber auch, dass das Publikum Authentizität mehr schätzt als alles andere. Mir ist wichtig, mir selbst treu zu bleiben, sowohl in der Musik als auch in der Mode und in meinem Auftreten. Ich glaube nicht, dass irgendjemand «verkleidete», unglaubwürdige Künstlerinnen und Künstler sehen und hören will.

Gilt das auch für das Körperbild? Oder dafür, wie man sich gibt?

Früher war der Druck, ein Schönheitsideal zu erfüllen oder sich auf eine gewisse Art und Weise zu benehmen, grösser. Meine Wahrnehmung ist, dass heute Vielfalt geschätzt wird. Es müssen nicht mehr alle, die Erfolg haben möchten, gleich daherkommen. Das finde ich sehr schön.

Was sich für Künstlerinnen auch geändert hat im Vergleich zu früher: Social Media ist fast genauso wichtig wie die Musik selbst. Wie ist das für Sie?

Es gehört dazu. Ich empfinde es als Kompliment, wenn die Menschen, denen meine Musik gefällt, sich auch für andere Aspekte meines Lebens interessieren. Ich habe kein Problem damit, sowohl als Musikerin als auch als Privatperson nahbar zu sein. Natürlich gibt es Grenzen.

Lily Claire Style Schweizer Illustrierte

«Schönheit und Ästhetik gehen nicht vorbei, sondern wandeln sich» - Lily Claire

Chris Tribelhorn und Petya Lova

Sie zeigen sich in ihren Songs sehr persönlich und verletzlich. Gibt es auch da Grenzen?

Wenn ich meinen Herzschmerz in einem Lied verarbeite, gebe ich keine Details über die entsprechende Beziehung bekannt. Es geht mehr darum, Gefühle auszudrücken – solche, die jeder Mensch auch schon erlebt hat, sodass er meine Musik sozusagen auf sich selbst anwenden kann. Das ist schön.

In der Musik dominiert bei Ihnen die französische Seite. Und bei Ihnen selbst?

Ich würde sagen, das ist ziemlich ausgeglichen. Von meiner Mutter habe ich mir sicher eine gewisse französische Eleganz abgeschaut. Schweizerisch an mir ist, dass ich sehr pünktlich bin. Ich bin ein einziges Mal zu spät gekommen im Leben: in der zweiten Klasse.

Warum haben Sie sich dazu entschieden, ihre Lieder in Französisch zu schreiben?

Das kam ganz natürlich, zumal es ja auch meine Muttersprache ist. Sie passt vom Klang her besser zu meinen Liedern als Deutsch, weil sie einen melancholischen Touch hat, den ich wunderschön finde.

Könnten Sie sich vorstellen, mal einen Song in ihrer Vatersprache, «Züridütsch», zu machen?

Warum nicht? Ich arbeite in einer Kita, und wir singen jeden Morgen im Singkreis Lieder in Mundart. Das macht viel Freude.

Ihr aktuelles Album heisst «Fleur fanée» – verwelkte Blume. Was bedeutet der Titel für Sie?

Er steht sinnbildlich fürs Leben. Man wächst, steht irgendwann in voller Blüte, aber sie dauert nicht ewig. Im Song «Fleur» heisst es: «Auch wenn deine Jugend vorbei ist, und du deine Hoffnung verloren glaubst, bist du schön wie ein Engel.» Ich willdamit sagen, dass Schönheit und Ästhetik keine Fragen des Alters sind; sie gehen nicht vorbei, sondern wandeln sich. Älterwerden ist genauso schön wie Jungsein.

Wie definieren Sie Schönheit?

Nicht ausschliesslich über Optik. Erinnerungen sind schön. Überwundene Ängste sind schön. Freundschaften sind schön. Liebe ist schön.

Mögen Sie trotzdem auch optisch schöne Dinge?

Natürlich. Ich liebe Blumen, schöne Kleider, Häuser – und hübsche Tapeten.

Sie werden im Juli 30 ...

Das wird ein Geburtstag wie jeder andere auch: ein Essen mit der Familie und ein paar engen Freundinnen und Freunden. Keine grosse Party.

Auch keine Standortbestimmung nach dem ersten Lebensdrittel?

Doch, schon ein bisschen. Wenn ich zurückschaue, dann mit einer grossen Dankbarkeit für die vergangenen Jahre, in denen so viel passiert ist. Ich habe zwar bereits mit 15 eigene Songs geschrieben, aber ich war immer viel zu schüchtern, um sie irgendjemandem vorzusingen. Ich habe mich erst vor einigen Jahren getraut, auf Instagram kurze Videos hochzuladen. Per Zufall hat mich der Schweizer Musiker Benjamin Amaru entdeckt, für den ich dann im Background singen durfte. Später lernte ich dann auch seinen Produzenten kennen. Vor vier Jahren startete ich richtig mit meinem Soloprojekt, und von da an entwickelten sich die Dinge. Rückblickend kann ich fast nicht glauben, dass ich trotz meiner introvertierten Art Musikerin geworden bin.

Sie wollten gar nicht Musikerin werden?

Vermutlich schon, aber ich habe mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt, vor Leuten aufzutreten. Ich finde es, ehrlich gesagt, heute noch manchmal unglaublich, dass ausgerechnet ich das machen darf.

Wie müssen wir uns Sie vor einem Auftritt vorstellen?

Sehr nervös! Aber es ist schon besser geworden. Und sobald ich anfange zu singen, ist die Nervosität weg.

Wohin führt Ihr Weg Sie noch?

Mein grosser Traum ist es, mit meiner Band durch Frankreich zu touren. Ich arbeite noch 80 Prozent in einer Kita und liebe meinen Beruf nach wie vor sehr. Zurzeit lässt er sich noch gut mit der Musik vereinbaren. Wie es in Zukunft aussehen wird, das lasse ich auf mich zukommen.

Lily Claire Schweizer Illustrierte Style

«Ich empfinde es als Kompliment, wenn die Menschen sich auch für andere Aspekte meines Lebens interessieren» - Lily Claire

Chris Tribelhorn und Petya Lova

Über Lily Claire, 29

Als Teenager bringt sich Lily Claire, Tochter einer Französin und eines Schweizers, selbst  das Gitarrespielen bei und beginnt, Lieder zu schreiben. Entdeckt wird sie auf Instagram. 2022 erscheint ihre erste Solo-EP «Val-André», und Radio SRF3 kürt die Zürcherin zum «Best Talent». In der Folge bespielt Lily Claire schweizweit die Bühnen. Das Zürcher Modelabel Maya Seiferth beauftragt die Chansonnière, einen Song für seinen Auftritt an der Paris Fashion Week 2023 zu schreiben. So entsteht «Le Vent». Die EP «Fleur fanée» folgt im Februar 2024. Tourdaten: lilyclaire.ch

Familienbloggerin Sandra C.
Sandra CasaliniMehr erfahren
Von Sandra Casalini am 3. Juni 2024 - 07:30 Uhr