Abhati: Gute Höhenlage
Anju Rupal war beeindruckt vom «Abhati» der Haare und der Haut der Bauern im Himalaya. «Abhati» bedeutet Leuchten; der Begriff stammt aus dem Sanskrit, einer 1500 v. Chr. auf dem indischen Subkontinent entstandenen Sprache. Als Anju Rupal zu Besuch im Himalaya war, gab es Abhati Suisse noch nicht, doch sie war auf der Suche nach einer neuen Herausforderung – die sie in ihrem eigenen Beauty-Brand fand. «Abhati war für mich die Möglichkeit, kreativ und sozial engagiert zu arbeiten», erzählt die Gründerin.
Der Weg zum Hauptsitz von Abhati Suisse führt über blühende Blumenwiesen, vorbei an den typischen Holzschindel- und getäferten Bauten im Appenzell. Was zunächst vom Geburtsort der Idee weit entfernt wirkt, findet einen gemeinsamen Nenner in den Höhenmetern. Das Himalaya-Gebiet ist neben der Schweiz der wichtigste Rohstofflieferant für Abhati. Denn die verwendeten Ingredienzen stammen aus 1500 Metern Höhe. Damit wollen sie die neue Beauty-Kategorie der Mountain Botanicals kreieren, die die Qualität der Inhaltsstoffe in ihrer Reinheit manifestiert. Und genau das lässt das Appenzell und den indischen Himalaya plötzlich ganz nah beieinander erscheinen: die Tradition für ihre Heilkräuter. Schon Anju Rupals Grossmutter arbeitete mit Ölen und Kräutern und stellte daraus Pflegeprodukte her, die sie an ihrer Familie ausprobierte.
Dieses Wissen und das Know-how von Expertinnen aus der ayurvedischen, der Biotech- und Longevity-Branche vereint Abhati in ihren Produkten. Sie basieren auf Tradition und hochwertigen Rohstoffen – ohne Angst vor Innovation. Das internationale Team, das sich über die räumliche Distanz meist online austauscht, besteht aus Spezialistinnen in ihrem Fachgebiet. Die Produkte mit Fokus Haar und gesunde Kopfhaut entstehen während zwei bis drei Jahren und unterliegen der kritischen Meinung von Anju Rupals Tochter, Shirin Dörig, die ins Unternehmen eingestiegen ist. Wenn es nach Anju Rupal ginge, wären schon ein paar Produkte mehr auf dem Markt, scherzen die beiden. Doch Shirin Dörig gibt sich erst zufrieden, wenn das Produkt perfekt ist. «Wenn du auf gute Produkte setzt, braucht es gar nicht so viele», weiss sie.
Diese Ansicht teilen Abhatis Formulators, die Hersteller der Formeln: «Du kannst schon deine sozialen Sachen machen, aber die Produkte müssen trotzdem unglaublich gut sein», sollen sie zu Anju Rupal gesagt haben. Diese «soziale Sache» ist «Educate Girls», ein Projekt, das Mädchen im ländlichen Indien ermöglicht, zur Schule zu gehen und in Zukunft finanziell unabhängig zu werden. Schon über eine halbe Million Mädchen konnten dank des Verkaufs von Abhati-Produkten die Schule besuchen. Und es werden immer mehr, denn Abhati möchte in die ganze Welt wachsen.
«Viele wissen noch nicht, wie wichtig hochwertige Inhaltsstoffe in den Pflegeprodukten sind. Für Haar, Haut und Umwelt.» – Anju Rupal
Oqua: Eine funkelnde Welle aus Algen
Die Bluse von Franziska Lerch schimmert wie die Oberfläche des Luganersees. Ihre Energiequelle, ihr Wohlfühlort und ihre Inspiration: das Wasser. Das Wasser, das sich in ihrer Bluse widerspiegelt. Und in ihrem blau schimmernden Ölreiniger, ihrem herausforderndsten und derzeit erfolgreichsten Oqua-Produkt. Über zwei Jahre hat es gedauert, bis das schwerelose Gel fertig war. Die grösste Herausforderung? Ihren Produzenten in Wädenswil dazu zu bringen, mit Meeresalgen, die in Basel kultiviert werden, zu arbeiten und mit anderen, für ihn anfänglich unverständlichen Ideen von Franziska Lerch.
Die Wahltessinerin hat rund 20 Jahre lang gesammelt, unbewusst, denn so lange hegt sie den Traum von der eigenen Pflegemarke noch nicht. Doch in diesen Jahren hat sie als Make-up-Artistin und für grosse internationale Kosmetikfirmen gearbeitet. Perfekt also, um herauszufinden, was ihr gefällt und was sie nun bei ihren eigenen Produkten anders machen will. Klar war: Vegan muss es sein, da gibt es für sie keinen Kompromiss – sie selbst lebt vegetarisch. «Aber Parmesan muss ich einfach auf den Spaghetti haben», sagt die gebürtige Baslerin mit ihrem offenen Lachen. «Man kann den Alterungsprozess nicht aufhalten, doch man kann auf die Textur der Haut Einfluss nehmen.» Und das möchte Franziska Lerch mit Oqua erreichen: Sie will, dass ihre Kundinnen sich in ihrer Haut wohlfühlen. In einer Haut, die von innen stahlt – genährt von den Algen, die in Oqua stecken.
Klarheit schaffen
Reduktion, Transparenz, Swissness – und keine leeren Versprechen. Das waren die Eckpunkte, mit denen Fabienne Bolliger, 38, an die Entwicklung ihrer eigenen Kosmetikmarke ging. Für das tollkühne Wagnis, in einen übersättigten Markt zu drängen, war die gebürtige Aargauerin bestens gerüstet: mit einem Abschluss in Betriebswirtschaft an der HSG, mehrjähriger Marketing-Tätigkeit bei l’Oréal und Red Bull sowie als Beauty-Einkäuferin bei Globus. Und einer präzisen Idee, wie Kosmetik heute sein soll. «Es braucht nicht mehr, sondern bessere Produkte. Und volle Transparenz», betont die Female Founderin.
Mitten in der Pandemie im Winter 2021 lancierte sie ihr Label mit dem sinnigen Namen «reBELLE Beauty». Nur drei Pflegeprodukte. «Minimalismus ist für mich zentral. Es braucht keine zehn Produkte, um gut auszusehen! Die Vereinfachung der Pflegeroutine ist ein riesiger, wenn nicht DER Trend in der Branche», ist die Fachfrau überzeugt. In ihren Produkten (für jedes Alter und jeden Hauttyp!) steckt die weltweit einzigartige, patentierte Formel OM24. Ein Forscherteam der ETH hat das Potenzial der Teepflanze Camellia sinensis extrahiert.
Sie selber habe unendlich viele Sachen ausprobiert, «nicht alle taten meiner Haut gut – im Gegenteil!» Dem Launch von «reBELLE Beauty» ging eine Testreihe mit 120 Frauen voraus. Deren Rückmeldungen und Wünsche flossen in die Herstellung ein, die Texturen wurden flüssiger gemacht, die Duftstoffe reduziert. «Bei l’Oréal wurde mir bewusst, wie weit weg von der Kundin wir eigentlich waren.» Diese Distanz hat Fabienne Bolliger mit der Mitsprache der Probandinnen abgeschafft. Auch verspricht sie keine Wunder an Verjüngung und Faltenfreiheit, dafür aber Klarheit, Einfachheit und Wohlgefühl. Swissness sei eines der Ziele des Labels gewesen. Bolliger ging noch weiter: «Bei Entwicklung und Verpackung legte ich gesteigerten Wert auf Umweltfreundlichkeit und Schonung der Ressourcen. Alles stammt aus einem Umkreis von 140 Kilometern. Verpackung, Dispenser und Tuben sind hundert Prozent recyclierbar.» Bolligers nächstes Ziel: die Distribution ausbauen. Bisher ist «reBELLE Beauty» online und in zwanzig Concept Stores erhältlich.