Sein Weg zur Parfümerie war alles andere als geradlinig. Der Franzose Quentin Bisch studierte zunächst Musik und Theater. Doch während eines Theaterprojekts gabs ein entscheidendes Erlebnis, als er den Duft eines Kollegen wahrnahm, der ihn sofort in eine andere Welt versetzte. «Es ist aufregend, Schönheit, Sinnlichkeit und Emotion aus dem Unsichtbaren zu schaffen», sagt der Duftmacher über seine Passion. Er begann, sich intensiv mit Parfums und deren Herstellung zu beschäftigen. «Jeder Duft erzählt eine Geschichte, wie ein Musikstück», erklärt Bisch. Entschlossen trat er in die renommierte Parfum-Schule von Givaudan in Paris ein. Dort erlernte er die technischen Fertigkeiten und das wissenschaftliche Know-how, die für die Kunst der Parfümerie notwendig sind. Seine Begabung und sein kreatives Talent machten ihn schnell zu einem der vielversprechendsten Schüler der Klasse.
Vorlieben und Herausforderungen
Inspiration für seine Düfte findet Bisch in alltäglichen Momenten und persönlichen Erfahrungen. Er reist gern, liest viel, lässt sich von Kunst und Natur inspirieren. «Meine nächtlichen Träume und die kleinen Details des Alltags fliessen in meine Arbeit ein», sagt Bisch. Sein kreativer Prozess beginnt oft mit einer einzelnen Note oder einem klaren Konzept. Ein Duft, der ihn besonders beeindruckt hat, ist Kelly Calèche aus dem Hause Hermès (2007 kreiert von Jean-Claude Ellena, dem damaligen Chefparfümeur). «Ich trage diesen Duft gern als Eau de Toilette», verrät Bisch. Auch der Geruch von Holzfeuer fasziniert ihn: «Er versetzt mich in einen besonderen Zustand, eine Form der Entspannung und gleichzeitig eine unmittelbare kreative Anspannung.» Der Duftentwickler sieht in jedem Parfum eine interessante Ausdrucksform: «Auch wenn ich sie selbst nicht tragen würde, respektiere ich sie für das Territorium, in dem sie sich bedienen.» Es sei wichtig, Trends zu folgen, ohne die eigene künstlerische Identität zu verlieren, sagt er und betont: «Ich habe Probleme mit Klischees über guten und schlechten Geschmack. Geschmäcker sind verschieden.» Es sei eine Herausforderung, etwas Einzigartiges, kommerziell Erfolgreiches zu schaffen. «Man sollte nicht komplett herumspinnen. Das könnte dazu führen, eine breitere Zielgruppe zu verlieren.» Heutzutage müssen selbst renommierte Marken auf Verbrauchertests setzen, «denn die Produkte sollten möglichst vielen Menschen gefallen».
Nachhaltiges Upcycling
Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, seien sowohl natürliche als auch synthetische Komponenten wichtig. Bisch legt grossen Wert auf Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Herstellungsverfahren. «Alles ist so konzipiert, dass es die Natur widerspiegelt. In Japan wird vor allem die Verbindung mit der Natur und der grosse Respekt vor ihr zelebriert.» Er nutzt innovative Methoden wie die Öltrennung zur Erstellung von Biochemie. Diese Upcycling-Techniken ermöglichen es, wertvolle Rohstoffe aus vermeintlichen Abfällen zu extrahieren und in die Parfum-Herstellung zu integrieren. «Wir verwenden alle alten Zedernhölzer. Normalerweise würden sie verbrannt. Jetzt pressen wir sie erneut aus und gewinnen Öl», erläutert er. Diese Verfahren zeigen, wie moderne Parfümerie traditionelle Methoden mit fortschrittlichen, umweltfreundlichen Techniken verbinden kann. «Solche Arbeitsweisen haben der Erde zumindest punktuell geholfen. Dank der Biochemie, die so wenig Kohlenstoff wie möglich beinhaltet», erklärt der Parfümeur.
Der Duft nach Salz und Meer
Zu seiner neusten Kreation, Le Sel d’Issey für Issey Miyake, erklärt Bisch: «Salz ist die Erinnerung, die das Meer hinterlässt, wenn es sich zurückzieht.» Diese poetische Vorstellung führte zur Idee eines Duftes, der den Übergang zwischen Wasser und Erde einfängt. Obwohl Bisch Issey Miyake nie persönlich getroffen hat – Miyake verstarb vor zwei Jahren –, war er beeindruckt von dessen Arbeit. «Grosse Einfachheit, die bei genauerem Hinsehen eine unendliche Raffinesse und Details offenbart», beschreibt Bisch die Philosophie hinter Miyakes Kreationen. Diese Prinzipien wollte er ins neue Parfum übertragen, indem er sich von seinen eigenen Vorstellungen Japans leiten liess. «Ich bin in meinen Kopf eingetaucht, in meine nächtlichen Träume, das Briefing begleitet dich Tag und Nacht». Er erschuf eine Note, die zwischen Erd- und Holzakkorden und Jod- und Wasserakkorden liegt, um die Schwingung des Salzes zu erzeugen.