Wie trägt eine Duftexpertin, wie Sie es sind, ein Parfum auf?
Brigitte Witschi: Ich bevorzuge eine Duftdusche: Nach dem Baden sprühe ich zwei Spritzer in die Luft und lasse mich berieseln.
Warum verfliegen Düfte bei einigen Menschen schneller als bei anderen?
Das hängt von der Beschaffenheit der Haut ab. Ein Parfum duftet auf fettiger Haut länger als auf trockener. Die natürlichen Fette und Öle in der Haut bewirken, dass die Duftmoleküle besser haften bleiben, und können den Duft sogar verstärken. Wer eine trockene Haut hat, sollte vor dem Parfümieren eine duftstofffreie Körperlotion oder ein Öl auftragen.
Wie sind Sie eigentlich Parfümeurin geworden?
Bei mir war das ein Zufall. Als Heilpädagogin und Psychomotorik-Therapeutin bin ich viel mit Düften in Berührung gekommen, weil ich mit blinden Kindern gearbeitet habe. Blinde lassen sich von Geräuschen und Düften leiten. Weil mich schon als Mädchen Düfte faszinierten, besuchte ich vor rund 15 Jahren die Parfum-Schule in Grasse. 2015 habe ich mein Atelier Art of Scent – Swiss Perfumes in Bern eröffnet und im vergangenen Jahr mein erstes Buch «Duftende Erinnerungen» beim Lokwort-Verlag herausgebracht.
Welche Rolle spielen Dufterinnerungen in Ihrer täglichen Arbeit?
Für mich ist das etwas Allgegenwärtiges. Ich habe viele meiner Erinnerungen wie ein Duftalbum im Kopf abgespeichert. Wir Menschen verbinden viele Erinnerungen mit einem speziellen Duft, zum Beispiel die Schulzeit mit dem Geruch eines Bohnerwachsbodens oder unser Grosi mit einem speziellen Parfum.
Wie gehen Sie vor, wenn Sie für jemanden eine Dufterinnerung in ein personalisiertes Parfum packen?
Um zu verstehen, was genau gewünscht wird, ist ein regelmässiger Austausch ein Muss. Denn nicht alle Menschen haben beispielsweise von einem Rosengarten dieselbe Duftvorstellung. Ich schlage meiner Klientel dann immer wieder neue Duftbeispiele vor und höre mir an, was daran gut ist und was nicht. So nähere ich mich Schritt für Schritt der gewünschten Duftvorstellung. Am Beispiel des Rosengartens vermische ich verschiedene Rosenaspekte wie dunkle, leichte, altmodische oder moderne Rosen miteinander. Dieser Prozess ist vergleichbar mit dem Abschmecken eines Menüs beim Kochen.