Die New York Times fand Ende September heraus, dass der amerikanische Präsident Donald Trump (74) 2019 nur 750 Dollar Steuern gezahlt. Das ist erstaunlich wenig. Erstaunlich viel zahlte aber für seine Haare. 70 000 Dollar. Diesen Betrag gab er für das Hairstyling für die TV-Sendung The Apprentice aus. Funny.
70 000 Dollar ist wahnsinnig viel Geld. Der oder die Durchschnittsbürger*in (mit gut sitzenden Haaren) gibt jährlich weniger fürs Wohnen aus. Wie also schafft man es, so viel Geld in seine Haare zu investieren, wenn die Strähnchen nicht aus echtem Gold sein müssen?
«Erstmal kommt es natürlich darauf an, wie oft er geht. Wie oft färbt er? Je nach Friseur oder Friseurin kostet Farbe schon bis zu 500, 600 Dollar», sagt Eddine Belaid, ehemaliger Lehrling von Starfriseur Udo Walz und heute seines Zeichens Haarexperte (in Zürich).
Kein Ansatz = viel Aufwand
Der Experte gibt zu bedenken, dass man den Präsidenten ja auch niemals, wirklich niemals mit einem Ansatz zu sehen bekommt. Das bedeute, dass er mindestens wöchentlich nachfärbt und dann kommt man schnell auf 2000 Dollar pro Monat. Nur mit Farbe. Und dann rechnen wir mal noch die Menge an Haarspray drauf, die er täglich verpuffen lässt, um die gewohnte Fülle zu erhalten – für Belaid ist die hohe Summe überhaupt nicht überraschend. Die zu erreichen, sei gar kein Problem.
«Es darf sowieso davon ausgegangen werden, dass Trump eine ständige Fachkraft zur Hand hat. Einen Stylisten oder eine Stylistin». Das Jahresgehalt für eine solche Spitzenkraft kann in Amerika – wo die Preise noch mal andere Dimensionen annehmen können als in Europa – schnell bis zu 80 000 bis 100 000 Dollar liegen.
Lieber Friseur: Was würdest du Trump in Bezug auf die Frisur raten?
Eddine: «Das passt schon». Wir so: «Wie bitte?» Die Erklärung des Experten ist dann aber doch ganz plausibel: «Für das, was er repräsentieren möchte, für den Effekt, den er erzielen möchte – nämlich Aufmerksamkeit –, ist die Frisur genau das richtige.»
Aber vielleicht kürzer? «Das würde ihn fülliger wirken lassen. Je länger das Haar, desto schmaler wirkt das Gesicht. Länger würde ich ihm aber auch nicht empfehlen.» Das einzige, was der Experte bemängeln würde, wäre die Farbe. Die sah eine Zeitlang zu golden aus. Das würde er ändern.
Wieviel darf Politiker*innen-Haar kosten?
Gute Gene, altersbedingter Haarausfall und persönliches Stylingtalent mal aussen vorgelassen, gilt es je nach Amt ganze Länder oder Kontinente zu repräsentieren. Wie wichtig dabei gut sitzende Frisuren sind, sei mal dahin gestellt. Solange die Hauptsumme des Wahlkampfes dann doch noch in andere Bereiche fliesst, ist alles im Rahmen. Und wenn sich Trump ab November wieder full time auf das Gewinnergold auf seinem Kopf konzentrieren kann, dann sowieso.
Zum Schluss noch ein kurzer Exkurs. Eine Denkaufgabe: Zwei Politker*innen gaben einmal viel Geld aus für ihre Frisuren. 2019 gönnte sich eine*r der beiden Politiker*innen zum Geburtstag einen Haarschnitt für 250 Dollar. Shitstorm. Man war erzürnt (man ist der rechte Winkel), weil in Amerika ja auch so viele Bürger*innen an Armut leiden. 2020 wurde dann bekannt, dass eine*r der beiden Politiker*innen 70 000 Dollar für die Haare ausgab. Medien berichteten zwar, aber sonst passierte nichts. Grillen zirpen. Der Unterschied zwischen den beiden Haarschnitten? Der für 250 Dollar war für eine Frau. Mal drüber nachdenken.