«Die Zahlen deuten darauf hin, dass die Luxusmarke nur davon profitieren kann, dass Hollywood die Geschichte der glamourösen Patrizia Reggiani erzählt», so der Guardian. Um 257 Prozent stieg die Zahl der Anfragen nach Gucci-Taschen bei Suchmaschinen innerhalb einer Woche. Für das italienische Luxushaus scheint sich derzeit alles zu lohnen. Dabei geht es in Ridley Scotts Film um die dunkle Seite des Glitzers, um Lügen, Intrigen und einen Auftragsmord. «House of Gucci» erzählt die Geschichte der exzentrischen Familie um den Firmenchef Maurizio Gucci (zum verwechseln ähnlich gespielt von Adam Driver), der von seiner Gattin Patrizia Reggiani, gespielt von Lady Gaga, 1995 ermordet wird. Drumherum tanzen Superstars wie Al Pacino, Salma Hayek, Jared Leto und Jeremy Irons und frönen dem italienischen Akzent in all ihren Abstufungen. Ausstaffiert mit guten Looks und jeder Menge Zigarettenrauch. Was es sonst noch zu sehen gibt? Ecco!
La dolce vita – das Imperium als Kurzurlaub
Die Vespas knattern, die Tauben flattern, als sich Maurizio Gucci und Patrizia Reggiani in Milano kennenlernen. Man möchte selbst von hupenden Autos über Bsetzisteine gejagt werden und dann genervt ein Glas Vino Rosso bestellen. «House of Gucci» macht Lust auf Italianità, weckt Sehnsüchte. Man möchte sofort in den Comer See springen, wenn die Kamera über das wassergesäumte Anwesen von Maurzios Onkel Aldo (Al Pacino) schwenkt und wünscht sich aufs Land, wenn man mit Patrizia die Kühe besucht, aus denen irgendwann sündhaft teure Taschen und Schuhe werden. Das ist nun keine schöne Vorstellung, der Hof aber ist umso idyllischer. Braucht hier irgendwer Ferien? Ins Kino gehen tuts fürs Erste.
Il dolce Jared – so viel amore
Für die Herbst/Winterkollektion für das Jahr 2018 trugen die Models bei Gucci neben Handtaschen Köpfe über den Laufsteg. Einer davon war der von Schauspieler und Sänger Jared Leto. In «House of Gucci» hat man ihn nun nicht des eigenen Körper entmächtigt – ganz im Gegenteil: In stundenlager Arbeit wurde er zu Maurizios Cousin Paolo Gucci. Kahl, dicklich, älter. Ob die Darstellung des dramatischen Schmieroboldos im lila Anzug nun gerechtfertigt ist (schliesslich soll Paolo fürs Doppel-G-Logo verantwortlich sein. Ikonisch!), sei dahingestellt. Aber nichts macht in diesem düsteren Ding so viel Spass wie Jared. Patrizia alias Lady Gaga ist so verbissen? Jared tanzt. Adams Akzent drived nicht so richtig? Jared redet wie die Ferragnez.
Es war einmal... die Liebe so gross wie die Hüte
Klar, wegen der Mode schaut man den Gucci-Film. Aber je tiefer die Temperaturen, umso eisiger auch die Stimmung. Und je ausladender Patrizias Mützen umso verschwenderischer geht Maurizio mit ihrer Ehe um. In St- Moritz legt sie sich ein dickes Fell zu, während er schon fremd flirtet. Und so warnt «House of Gucci» mit erhobenem Zeigefinger und pelziger Stimme vor der Realität: Das mit der grossen Liebe, das kann so richtig schief gehen.