Tom Daley schwingt die Nadeln – so euphorisch, wie er seine Salti vom Sprungturm wirbelt. Wasserspringen und Stricken, das mag der Brite. Im Synchronspringen vom Zehn-Meter-Turm räumte Daley mit seinem Sprungpartner Matty Lee den Olympiasieg ab. Und jetzt... muss er runterkommen, sich fokussieren, schliesslich hofft er im Einzelspringen noch auf eine Medaille. Am Sonntag wohnte der 27-Jährige selbstredend strickend dem Springen der Frauen vom Drei-Meter-Brett bei und seither steht die ganze Welt Kopf. Und folgt seinem Instagram-Profil @madewithlovebytomdaley, auf dem er zeigt, was er alles so fabriziert. Und das ist viel, das ist virtuos, das ist bunt. Die Goldmedaille hat auch schon ein kleines Täschchen bekommen – damit sie nicht zerkratzt.
Tom und Harry umgarnen alle
Toms Pullis, so schillernd wie der Regenbogen (und er selbst), erinnern uns an einen anderen britischen Goldjungen. Ebenso talentiert, ebenso hübsch. Harry Styles machte Wassermelonen scharf, Boybands erträglich, Schlaghosen männlich und neuerdings alles, was sich auch nur ansatzweise mit Grosseltern assoziieren lässt, topmodern. Da waren Perlenketten, da waren Pullunder und da ist ein Cardigan, der aussieht, als hätte Oma fleissig die Stricknadeln geschwungen. Als hätte sie aus alten Wollresten an langen, dunklen Abenden vorm Kamin was für ihre Enkel gezaubert.
Der britische Designer Jonathan Anderson ist weder alt noch mit Harry Styles verwandt, dennoch aber verantwortlich für die kunterbunte Flickendecke zum Anziehen, die der Musiker 2020 in New York trug. Seither ist jede Menge passiert: Auch Harry wurde ein Jahr älter, ist inzwischen reife 27 Jahre alt, beglückt die gar noch ältere Schauspielerin Olivia Wilde, 37, und die schwere Patchwork-Strickjacke ist zum vielleicht antiquiertesten und deshalb frischesten Trend des Jahres geworden.
Eine neue Masche im Lockdown
Im Februar 2020, da war die Welt noch in Ordnung. Da kam Harry mit der Strickjacke und kurz nach ihm Corona und dann ... kam nichts mehr. Bis auf den Lockdown. Man hatte wenig zu tun, auch die jungen Leute nicht. So häufte der Hashtag #HarryStylesCardigan mehr als 40 Millionen Views auf der Social-Media-Plattform TikTok an. Man begann, zu stricken. Wie Oma. Wie das britische Label JW Anderson eben.
Eine, die den Cardigan auf den Hype-Olymp hievte, war der amerikanische Influencer-Twen Liv Huffman. Das Victoria and Albert Museum in London nahm den Styles'schen Cardigan im November nun sogar in seine ständige Sammlung auf, da er viel aussage über «die Kraft von Kreativität und Social Media, Menschen in Zeiten extremer Not zusammenzubringen». Danke, Harry.
Bunt, bunter, Strick
Nun ist die Jacke und damit das Stricken bunter Dinge Trend. Daran gibt es nichts zu rütteln. Etwas selbst zu machen lenkt ab vom Weltschmerz, ein fröhlich-pastelliger Überwurf sorgt für leuchtende Augen. Und wenn nun auch Ella Emhoff, die 22-jährige Stieftochter der Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten, Kamala Harris, farbenfrohe Woll-Klamotten und Accessoires auf Instgram feilbietet, dann kann man davon ausgehen, dass es ernst ist mit dem Strick-Hype. Danke auch an Tom Daley, der uns nun daran wieder erinnert hat.
Inspiration folgt:
Auf die Nadel, fertig, los!
Ihr wollt Harrys Cardigan nachstricken? Aufgrund der hohen Nachfrage hat uns das Luxuslabel JW Anderson ein Tutorial in die gierigen Arme geworfen. Wer zu faul ist, der kauft. Sowas zu Beispiel: