Eine der Lieblingsbeschäftigungen der Generation Z (geboren zwischen 1995 und 2010) war es in den vergangenen Monaten den Tod der skinny Jeans auf Tiktok zu zelebrieren. Eine der Lieblingsbeschäftigungen der Generation Y (Jahrgänge 1981-1995) sich darüber aufzuregen. Und nun betritt der Boomer den Chat (1956-1964). Nicht irgendeiner. Ein Designer.
Da steht er nun. Der Mann, von berufswegen am Puls der Modetrends – und trägt neuerdings Jeans mit weitem Bein. Der Designer wird es wohl wissen. Der weiss oder noch besser: definiert, was angesagt ist. Stimmt er damit etwa der Generation Z zu, die die Skinny Jeans schon länger als altmodisch abtut?
Die Ära des engen Denim
Für ein Trendstück, das anfangs weder unbequemer aussehen noch einschüchternder hätte heissen können, hielt es sich dann doch überraschend lange. Mit lange meinen wir Anfangs der frühen Nullerjahre. Als Kate Moss in der engen Hose frühmorgens aus Clubs stolperte.
Als Karl Lagerfeld gerade gut 40 Kilo abgenommen hatte und nun ebenfalls die hautengen Anzüge von Hedi Slimane trug. Diesem Dior-Designer, der schon in seiner Jugend von David Bowie und Keith Richards in streichholzschmalen Hosen so fasziniert war, dass er es zu seiner Mission machte, jedes bisschen Überfluss an Stoff einfach zu streichen.
Abgesehen von vielleicht Angela Merkel oder der Queen, gibt es wohl keine Frau des öffentlichen Lebens, die nie der Bequemlichkeit einer Skinny Jeans verfiel. Michelle Obama trug Skinnies, Kate Middleton. Und eben Frauen, die auf dem Weg zur Bushaltestelle waren oder ins eigentlich zu teure Restaurant. Jede*r hatte also schon, niemand will mehr? Nie wieder?
Natürlich wird sie wiedermal Trend sein
Nie wieder enge Jeans? Das passte nicht zu den Gesetzmässigkeiten von Trends. Denn genauso wie Moden vergehen, gilt auch: Auf jeden Trend folgt ein Gegentrend. Auf jeden Gegenstand, ein Gegengegenstand. Irgendwann ist die Skinny Jeans also so uncool oder eben uncool genug und hat einen bestimmten Peak der Uncoolness überschritten, dass sie wieder cool ist.
Der aktuellen Liebe zu ausladender, bequemer Kleidung wird bald nämlich auch wieder das Bedürfnis nach Halt und Struktur gegenüberstehen. Den Skinny-Jeans-Hatern ein paar Aussenseiterinnen oder Wegbereiterinnen, die sie wieder tragen. Gegen den Strom. Ganz subversiv.
Geht doch in einer Valentino-Robe zur Grillparty, wenn ihr mögt!
Wass wir damit sagen wollen: Trends, da sie sowieso immer wieder kommen und gehen, spielen immer weniger eine Rolle – stattdessen individueller Stil. Nichts ist mehr ultimativ uncool oder cool (ausser Abstimmen! Go vote, am 13. Juni gilt es! (Kurzer Exkurs)). Möglich also, dass derjenige oder diejenige, der oder die bei Skinnies bleiben will, auch weiterhin mit beneidenswerter Überzeugung Skinny tragen wird.
Oder wie eine unserer Leserinnen mal so schön in die Drunter-Kommentare geschrieben hat: «Freiheit für alle Jeansformen.» Danke für das Schlusswort, @Missunmoeglich7❤️