Alle drei Monate bringt das Fashion-Portal Lyst seinen «Lyst Index» heraus und präsentiert die erfolgreichsten Brands und Fashion-Pieces des letzten Vierteljahrs. Dazu werden die Daten von mehr als fünf Millionen Nutzern, sechs Millionen Artikeln, 12’000 Designern oder Onlineshops, Suchanfragen, Umsatzraten und Absätzen, aber auch Erwähnungen in den sozialen Netzwerken ausgewertet – und genau die sorgten 2019 für Trubel.
In modischer Hinsicht ist 2019 schliesslich ziemlich stürmisch gestartet. Debatten um die «Blackfacing»-Sturmhaube von Gucci, die fragwürdige Make-up-Wahl bei Balmain, den Schlingen-Kapuzenpulli von Burberry oder Virgil Ablohs Herrenkollektion für Louis-Vuitton, die er Michael Jackson widmete, sorgten für jede Menge Medienrummel. Häufig gab es einen Anstieg von Erwähnungen von über 1000 Prozent – die Berichterstattung fiel allerdings fast durchweg negativ aus. Das Verrückte daran: Die Luxus-Shopper scheint das nicht besonders zu kümmern (Melania-Vibes), die Umsatzzahlen stiegen weiter an.
An der Spitze tut sich nicht viel: Gucci und Off-White tauschen wieder einmal Plätze, vorerst sichert sich der Streetwear-Brand von Virgil Abloh Platz 1. Auch Prada und Burberry schaffen es trotz der schlechten Publicity auf die Liste der 20 begehrtesten Marken. Dolce & Gabbana, die Ende letzten Jahres noch eine Modenschau in Shanghai absagen mussten, nachdem Rassismus Vorwürfe laut wurden, klettern sogar sechs Ränge nach oben und landen auf Platz 15. Fragwürdig, was das über unsere Gesellschaft aussagt. Wir halten uns mit Nike (Platz 14) und Adidas (Platz 19) über Wasser, die mit ihren Empowerment-Kampagnen und ihrem Einsatz für den Klimaschutz zeigen, dass man es auch mit noblen Gesten weit nach oben schaffen kann.
Den unspektakulären Teil nehmen wir vorweg: Die zehn beliebtesten Herrenartikel bestehen KOMPLETT aus Sneakers, davon sind sechs Exemplare von Nike. Gähn. Wer noch auf der Suche nach einem neuen Paar ist, die Pole-Position sichert sich der «React Element 87» von Nike.
Umso interessanter wird es dafür bei den Damen. Neben dem «Oversized-Sneaker» von Alexander McQueen und dem gehypten Prada-Haarreif findet sich unter den Top 10 nämlich auch der Hijab von Nike Pro. Das Accessoire, das ohnehin schon gut lief, bekam durch einen enttäuschenden Schachzug des französischen Einzelhändlers Decathlon Aufschwung: Nach viel Kritik von rechts verwarf das Unternehmen seinen Plan, ein eigenes Sport-Hijab auf den Markt zu bringen. Es folgte viel Kritik von der anderen Seite – und jede Menge Publicity für die Version von Nike. Ein unglaublicher Anstieg von 4900 Prozent mehr Erwähnungen auf Social Media sorgten für Platz 7 unter den beliebtesten Damenartikeln.
Ebenfalls spannend: Für die «Le Chequito»-Tasche von Jaquemus, in die nicht mal ein iPhone passt, reicht es auf dem Treppchen der beliebtesten Produkte für Bronze. Nicht praktisch, aber gut für den Rücken.