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Haute Couture – und dann?

Das passiert nach den Schauen mit der Mode für Millionen

Der Januar stand in Paris ganz im Zeichen der hohen Schneiderkunst. Die stoffgewordenen Träume der Haute-Couture-Designer versetzten die Front Row ins Schwärmen. Bleibt nur die Frage: Was passiert eigentlich nach den Schauen mit den millionenschweren Entwürfen? 

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Dass passiert nach den Schauen mit der Mode für Millionen

Was passiert nach der Show mit einer Robe wie dieser von Giambattista Valli? 

Getty Images

Wenn die grossen Modehäuser zweimal im Jahr ihre Haute-Couture-Kollektionen präsentieren, pilgern Influencer, Celebrities und Moderedaktoren nach Paris, um dem Spektakel beizuwohnen. Auch wir staunen via Internet und Social Media mit, was für Kunstwerke da auf die Laufstege geschickt werden: Kreationen aus Organza, Brokat oder Seide, die so aufwendig sind, dass die Herstellung – wie zuletzt bei Dior – 450 Stunden in Anspruch nimmt. Das sind fast 19 Tage. Für ein Kleid. Am Ende stellt sich da unweigerlich die Frage: Für wen betreiben die Designer einen solchen Aufwand?

Wozu die Mühe?

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450 Stunden dauerte es, dieses Kleid aus der aktuellen Couture-Kollektion von Dior anzufertigen. 

Getty Images

Ralph Toledano, seines Zeichens Präsident der Fédération de la Haute Couture et de la Mode, erklärte gegenüber der Vogue: «Haute Couture ist die Speerspitze textiler Kreativität – eine fantastische Melange aus Handwerkskunst und Design-Innovation. [Sie] ist wie ein Land der freien Meinungsäusserung für Designer und eine grossartige Möglichkeit zum Image-Building für Marken.» Im Klartext: Die Couture-Entwürfe sind vor allem da, um zu zeigen, dass der Designer sein Handwerk beherrscht. Der Mythos Mode soll weiter befeuert werden. Doch eine kleine, feine Auswahl an Besuchern sitzt nicht in der Show, um ihre Follower mit Echtzeit-Fotos zu füttern oder Magazine mit Inhalt zu füllen. Sie wollen kaufen, was sie da auf den Laufstegen sehen.

Wer sind die Kunden der Haute Couture?

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Karl Lagerfeld inszeniert seine Haute-Couture-Kollektionen im Grand Palais in Paris gleich zweimal. Für die Kunden, die Stücke aus der Kollektion kaufen wollen, gibt es eine separate Show ohne Journalisten und Fotografen.

Getty Images

Diese Leute gehören zu einem illustren Kreis, der sich meist aus der Öffentlichkeit fernhält. Neben einigen wenigen Self-Made-Millionärinnen, seien das bis heute vor allem Frauen und Töchter von Geschäftsmännern, so eine Vertreterin von Maison Rabih Kayrouz gegenüber der Vogue. Sie kommen aus reichen Familien aus dem Mittleren und Fernen Osten oder aus dem arabischen Raum, viele gehören den Königsfamilien der jeweiligen Länder an. Nur etwa 4.000 Couture-Kunden gibt es weltweit – doch diese kleine Gruppe hat eine gewaltige Kaufkraft. So gewaltig, dass Chanel gar eine eigene Show nur für die Kunden veranstaltet, die selbst etwas aus der Haute-Couture-Kollektion des Luxushauses erstehen wollen. Journalisten und Fotografen? Fehlanzeige. Wer es sich leisten kann, kommt gar nicht erst nach Paris, sondern lässt die Entwürfe direkt zu sich nach Hause fliegen und sie vor Ort vorführen. Karl Lagerfeld plauderte in einem Interview mit dem Telegraph aus dem Nähkästchen: «Diese Leute lassen die Reichen von damals arm aussehen. Wenn eine Amerikanerin früher fünf Couture-Kleider gekauft hat, war sie eine gute Kundin. Heute kauft ein Kunde 20 Kleider in nur fünf Minuten.»

Der Preis für Mode, die mehr Kunst ist

Die Kunden von denen Lagerfeld spricht, kennt er selber nicht – und möchte das auch gar nicht: «Ich weiss nicht, ob diese Leute sich sehen, oder sich gegenseitig kennen. Ich weiss nicht, wie ihr Sozialleben aussieht. Es ist eine andere Welt – aber ich ziehe es vor, nicht zu wissen, wo meine Entwürfe am Ende landen.» Andere Designer suchen dagegen den direkten Kontakt: Domenico Dolce und Stefano Gabbana etwa, die statt Haute Couture in Paris ihre Alta Moda auf Capri oder in Portofino zeigen, sprechen unmittelbar nach der Show mit ihren Kunden, gehen auf ihre Wünsche ein und verkaufen jedes Stück, das während der Luxus-Show auf dem Laufsteg gezeigt wurde, nur ein einziges Mal. Ist ein Kleid einmal an eine Kundin vergeben, wird massgenommen – ab da heisst es warten. Weit entfernt von Fast Fashion dauert die Anfertigung eines Couture-Stücks meist mehrere Monate. Diese Zeit, die Arbeit, die Schneider und Designer in ein Kleid stecken und – klar – der Name selbst, lässt die Kosten für Haute Couture in die Höhe schiessen. Auch wenn kaum jemand über genaue Zahlen spricht: Der Preis, der bei mehreren zehntausend Franken für einfache Kleider beginnt, kann für einen Pelzmantel oder ein Hochzeitskleid schon mal die Millionen-Marke knacken. Für den Kreis, der sich solche Roben leistet, sind allerdings selbst solche Summen nicht mehr als ein kleines Investment in ihre exklusive Sammlung.

 
Von Malin Mueller am 25. Januar 2019 - 12:00 Uhr, aktualisiert 3. Februar 2019 - 13:09 Uhr