Es ist schon komisch. Die ganze Menschheit empört sich über die enorme Verschmutzung der Weltmeere, wir kämpfen gegen Plastik, wo wir nur können, und haben Strohhalme, Kunststoff-Wattestäbchen und Plästiktüten längst aus unserem Leben verbannt. Und dann: Schmeissen die Designer ein PVC-Teil nach dem anderen auf den Markt und alle rasten vor Freude aus. Echt jetzt?! Wann ist es wieder cool geworden, so viel Plastik wie möglich am Körper zu tragen?
Der neueste Clou, nachdem in den vergangenen Saisons Mäntel, Stiefel und überteuerte Designer-Plastik-Säcke als Handtaschen-Ersatz (!) auf dem Vormarsch waren? Jelly Sandals. Ja, richtig gelesen, genau die Kunststoff-Modelle, mit denen wir schon in unserer Jugend Badis und Strände unsicher machten. Und nur so am Rande: Exakt die Modelle von damals schwirren bis heute entweder in einem Weltmeer oder auf einer Müllhalde herum und werden das mit grösster Wahrscheinlichkeit auch noch tun, wenn es uns längst nicht mehr gibt. PVC zersetzt sich nämlich nur enorm langsam. Während die Hart-Version immerhin weder Luft noch Wasser verseucht, verschmutzt die flexible Variante, aus der die Schuhe hergestellt werden, Umwelt und Sickerwasser mit seinem Weichmacheranteil. Laut Greenpeace ist es eine der giftigsten Substanzen für unseren Planeten und seine Anwohner. Zur Herstellung werden nachweisbar krebserregende Stoffe benötigt. Ohne giftige Abfallprodukte funktioniert der Prozess nicht. Die Tatsache, dass nun noch ein weiterer Plastik-Trend den Modemarkt überschwemmt, gibt deshalb Anlass zur Sorge.
Die Sache mit dem Überschwemmen ist leider wörtlich zu nehmen: Keine 20 Franken kosten die günstigsten Modelle, nach oben reicht die Preisklasse der Designermodelle bis 600 Franken. Für Plastikschuhe. Die die Umwelt verschmutzen, Mensch und Tier schaden und in den nächsten hundert Jahren nicht mal ansatzweise daran denken, sich zu zersetzen. Trotzdem raten Experten: Wer gar nicht verzichten kann, sollte etwas investieren. Hochwertige Jelly Sandals halten länger als nur eine Saison und landen dementsprechend nicht ganz so schnell als Müll in der Umgebung.
Geht es um Mode, scheinen die Verbraucher blind für den Umwelt-Aspekt. Doch es gibt auch gute News: Die UK-Brands Melissa und Juju sind Vorreiter in Sachen Jelly Sandals und bieten ihre Modelle auch in der Schweiz an. Sie haben begonnen, die Schuhe zurückzunehmen und versprechen: Wenn sie zurückgeschickt werden, werden sie recyclet. Währenddessen arbeiten verschiedene Hersteller an Modellen, die einfacher zu zersetzen sind. Bis es so weit ist bleibt die einfachste Möglichkeit, der Umwelt einen Gefallen zu tun, bei diesem Trend eine Runde auszusetzen. Schuhtrends gibt es schliesslich mehr als genug.