Basta con la pasta? Um in ein Kleid von Dolce & Gabbana zu passen? Mitnichten! Von der beleibten Nonna bis zur kurvigen Bomba können sich jetzt alle in die sizilianischen Entwürfe des ikonischen Duos Domenico Dolce und Stefano Gabbana werfen. Obwohl das Traditionshaus schon seit Jahren Frauen jeglichen Alters und Umfangs in ihren Shows über den Laufsteg tänzeln lässt, haben es deren Klamotten offensichtlich nie in die Läden geschafft. Was ist mit dem heissen Leo-Dress von Plus-Size Model Ashley Graham? Oder der gepunkteten Off-Shoulder-Robe der 54-jährigen Monica Bellucci? Die wurden wohl nur einmal in gross geschneidert.
Aber wir wollen uns nicht beschweren, denn mit der Pre-Fall-Kollektion ist alles anders und Dolce & Gabbana hat den Rest des Luxussegments in der Mode an Genialität (und Realitätsbezug) überholt: Auf den Kleiderbügeln der D&G-Boutiquen baumeln Kleider bis Grösse 54.
Ach wirklich? So zumindest wird das strategische Vorgehen vom Pressesprecher des Brands begründet. «Die Schönheit einer Frau hat nichts mit ihrer Konfektionsgrösse zu tun», zwitschert man weiter. Da werden uns doch nicht zwei Honig ums Maul schmieren? Wohlwissend, dass Honig dick macht und vielleicht die Füsse anschwellen lässt? Schliesslich sollten bisher nur zierliche Extremitäten in die exklusiven Schuhe schlüpfen. Die Herbst-Winter-Kollektion 2017 beinhaltete deshalb ein Paar Sneakers, das den Schriftzug «thin and gorgeous», also «dünn und fabelhaft» trug. Natürlich entstand ein Shitstorm. Zurecht. Aber völlig zu Unrecht hatte Stefano Gabbana, der italienische Hitzkopf, sein Temperament nicht unter Kontrolle und feuerte die Worte «Darling, du bevorzugst es, fett und voller Cholesterin zu sein? Ich glaube, du hast ein Problem» und «Denkst du, es ist besser, sich mit Hamburgern vollzustopfen? Dumm!» in die Kommentarspalten der sozialen Medien.
Die Welt war (wieder zurecht) entrüstet und nach weiteren Skandalen (man denke bloss an die rassistische China-Chose) musste selbst Macho Gabbana einsehen, dass das jetzt alles etwas blöd gelaufen war. Die Folge? Nur Tage nachdem das Sportlabel Nike seine natürlich geformten Schaufensterpuppen präsentierte, lässt D&G nun also sein «fat-friendly» Angebot auf die angesäuerte Masse los.
Hmm, ging es da jetzt wirklich drum, niemanden auszuschliessen und Menschen jeglicher Form Zugang zur italienischen Alta Moda zu verschaffen? Oder sind die Italiener lediglich presseträchtig auf den Body-Positivity-Zug aufgesprungen, weil sie ein paar positive Schlagzeilen so bitter nötig hatten? Oder waren sie ausnahmsweise einfach schlau, weil der Plus-Size-Markt in den USA der am schnellsten wachsende und somit der vielleicht relevanteste ist? Vermutlich war es ein blumiges Konglomerat aus allem. Fest steht, dass die beiden Italo-Boys mit ihrer Taktik fette Beute machen. Grad noch die Kurve gekriegt, würden wir sagen. Zumindest bis zum nächsten Wutausbruch.