1. Home
  2. Style
  3. Fashion
  4. Dominique Devenport: Wer ist Dominique Devenport?
loading...
In «Davos 1917» trug sie eine Krankenschwesterntracht, in «Sisi» Korsetts und Reifröcke. Die zwei historischen Hauptrollen machten Dominique Devenport berühmt. Dass die Luzernerin auch modern draufhat, bewies sie am Shooting und im Interview in Berlin-Mitte. Tania Villiger
Shooting und Interview

Dominique Devenport: Die Kaiserin aus der Schweiz

In «Davos 1917» trug sie eine Krankenschwesterntracht, in «Sisi» Korsetts und Reifröcke. Die zwei historischen Hauptrollen machten Dominique Devenport berühmt. Dass die Luzernerin auch modern draufhat, bewies sie am Shooting und im Interview in Berlin-Mitte.

Artikel teilen

Dominique Devenport, das ist Ihr erstes grosses Fotoshooting. Haben Sie sich heute wie auf eine Rolle vorbereitet oder waren Sie sie selbst?

(Überlegt) Vorbereitet habe ich mich nicht wie auf eine Rolle, doch womöglich bin ich während des Shootings ab und zu in eine Rolle geschlüpft, denn so zu posieren, ist doch eher etwas ungewohnt für mich. (lacht)

Wie bereiten Sie sich auf eine Rolle vor?

Zuerst lese ich das Drehbuch, dann lese ich es erneut und dann noch mal. Danach setzte ich mich mit der Zeit, in der der Film oder das Theaterstück spielt, auseinander. Wie haben die Menschen damals gelebt? Welche gesellschaftlichen Probleme gab es? Und so versuche ich, meine Figur zu formen und ihr eine Identität zu geben.

Sie hatten einen Vertrag beim Volkstheater in Rostock, als «Sisi» und «Davos 1917» dazwischenkamen. Wo sehen Sie Ihre Zukunft: im Theater oder beim Film?

Ich würde gerne beides machen. Doch wenn ich mich entscheiden müsste, dann für das Theater. Durchs Theater bin ich überhaupt erst zur Schauspielerei gekommen.

Dominique Devenport

IN DER NÄHE DER JÜDISCHEN MÄDCHENSCHULE
Rose des Vents, lange Halskette aus Gelbgold, Diamanten und Perlmutt, Dior Joaillerie, CHF 22 000.–, Illustration, Jeansjacke, Zimmermann, ca. CHF 1450.–, Julia, Jeanshose, Victoria Beckham, CHF 605.–, Santos, Sonnenbrille aus Goldmetall und schwarzem Kalbsleder, Cartier, CHF 1160.–, Vegas-Stiefel aus glasiertem Lammfell, Hermès, CHF 1600.–

Kipling Phillips

Die 4. Staffel «Sisi» haben Sie kürzlich abgedreht. Sind Sie es langsam leid, Kaiserin zu sein?

(lacht) Das Team sowie der Cast von «Sisi» sind zu einer Familie zusammengewachsen, auf die ich mich immer wieder freue und die ich nach den Dreharbeiten vermisse. Natürlich würde ich mich schauspielerisch über eine neue Herausforderung freuen. Bei «Sisi» sowie bei «Davos 1917» spiele ich Frauen, die den historischen Rollenbildern entsprechen – und beide sind die moralischen Heldinnen der Serien.

Sie wären also gerne einmal die Antiheldin?

Ja, ich würde gerne eine neue Facette von mir zeigen und jemand Verrücktes spielen. Eine Figur mit vielen Ecken und Kanten, bei der nicht sofort klar ist, was von ihr zu erwarten ist.

Verschmelzen Sie teilweise mit Ihren Charakteren oder ist eine klare Abgrenzung immer leicht?

Natürlich ist eine Abgrenzung nicht immer einfach. Doch ich versuche immer, die Unterschiede zwischen mir und der Person zu finden, genau um diese Abgrenzung hinzukriegen. Zudem habe ich mir ein Ritual angewöhnt, nach einem Drehtag kalt zu duschen – um die Rolle «abzuwaschen» sozusagen.

Gab es jemanden in einem Cast, vor der oder dem Sie grossen Respekt, gar Ehrfurcht hatten?

Ja, vor Désirée Nosbusch. (lacht verlegen) Ich dachte, wow, ich spiele mit so einer begabten, erfahrenen Schauspielerin, das machte mich schon etwas nervös. Doch völlig unberechtigt, denn sie ist grossartig und total nett!

Gab es in Ihrer Karriere Szenen oder Momente, bei denen es Ihnen schwergefallen ist oder Sie sich geweigert haben, das zu spielen, was verlangt wurde?

Ja klar! Das gab es schon ganz oft. Einerseits kommt es immer wieder zu Diskussionen mit der Regie, weil ich denke, dass meine Figur anders handeln oder sich anders verhalten sollte, als von ihm oder ihr geplant. Andererseits gibt es jeweils Gespräche zu den verkörperten Rollenbildern. Ich finde, es gibt immer noch sehr viel Luft nach oben, ein progressiveres Frauenbild im Film zu vermitteln. Deshalb sind solche Auseinandersetzungen und Diskussionen aus meiner Sicht sehr wichtig.

Was ist das Lustigste, was Ihnen je am Set passiert ist?

Wenn wir beim Dreh von «Sisi» kurz Pause machten, dann wurden jeweils kleine Hocker unter die riesigen Kleider mit Reifrock geschoben. Regelmässig landete eine Kollegin auf dem Boden, weil sie den Hocker verfehlte. Oder es schepperte am Set, wenn jemand den Hocker unter dem Rock vergessen hatte und sich bereits fortbewegte. Diese Momente brachten jeweils das ganze Team zum Lachen.

Dominique Devenport

NEBEN DEM BODE-MUSEUM
Mantel aus Wolle mit Metallbroschen, Miu Miu, CHF 14 000.–, Hemd aus Baumwollpopeline, Miu Miu, ca. CHF 940.–

Kipling Phillips

Hollywood ist für viele in Ihrer Branche der Olymp. Was ist es für Sie?

Es ist nochmals eine ganz andere Welt als die Filmindustrie hier in Europa. Aus beruflicher Perspektive ist es natürlich nicht uninteressant. Doch es wäre ein grosser Schritt, der mir auch etwas Angst macht – ich weiss noch nicht, ob ich dafür schon bereit bin.

Wann ertappen Sie sich im Alltag, dass Sie sich Ihr schauspielerisches Talent zunutze machen?

(lacht) Ich würde es jetzt nicht Lügen nennen, doch das Schauspielern hilft schon dabei, ab und zu der Wahrheit ein Stück weit aus dem Weg zu gehen.

Was ist für Sie die grösste Herausforderung bei der Schauspielerei?

Das Schwierigste für mich ist es, mir selbst und meiner Arbeit zu vertrauen. Ich will meiner Rolle unbedingt gerecht werden und mache mir dadurch viel Druck. Die Selbstzweifel darüber, ob das, was ich gespielt habe, «gut» war – was auch immer «gut» bedeutet –, sind auf Dauer sehr ungesund. Deshalb versuche ich abends immer, den Drehtag so gut es geht hinter mir zu lassen.

Dominique Devenport

VOR DEM GESCHÄFT «DO YOU READ ME?!»
Hemd aus Baumwolle, Tod's, CHF 1020.–, Nadelstreifenhose aus Wolle, Plan C, ca. CHF 790.–, Samba OG aus Leder, Adidas Originals, CHF 140.–

Kipling Phillips

Bei «Davos 1917» und «Sisi» spielen Sie Frauen, die in ihren Rollen und den Erwartungen der Gesellschaft gefangen sind und ausbrechen wollen. Was macht das mit Ihnen?

Ich erkenne, dass wir heute denselben Kampf weiterkämpfen. Auf einer anderen Ebene natürlich. Es hat sich vieles verändert, aber noch immer kämpfen wir dafür, veraltete Rollenbilder abzuschaffen und daraus auszubrechen. Sein zu dürfen, wer wir sind, und nicht, wie oder was von uns erwartet wird.

Gehört Glück oder Zufall dazu, um als Schauspieler oder Schauspielerin Karriere zu machen?

Absolut! Man muss im richtigen Moment am richtigen Ort sein, um die richtige Rolle zu bekommen. Es müssen zum richtigen Zeitpunkt die für dich richtigen Rollen geschrieben werden, damit du überhaupt gecastet wirst. Trotzdem möchte ich betonen, dass Ehrgeiz und Fleiss die wichtigsten Faktoren sind. Wenn das Glück kommt, du aber nicht vorbereitet bist, dann bringt dir auch Glück nichts.

Ihre Mutter lebt in Luzern, Ihr Vater in Amerika. Sie haben wegen Ihrer Ausbildung und Ihres Berufes bereits in Berlin und München gelebt und wohnen nun in Rostock. Was brauchen Sie, um sich an einem Ort zu Hause zu fühlen?

Einen Freundeskreis. Ich habe das Glück, dass ich mir immer relativ schnell ein Umfeld aufbauen kann. Doch ich bin sehr dankbar, dass meine Freunde mich auch immer wieder aufnehmen. Durch meinen Job bin ich viel unterwegs und das teilweise für mehrere Monate. Mein Umfeld lässt mich an ihrem Leben teilhaben, wenn ich da bin, doch akzeptiert ebenfalls meine Abwesenheit.

Dominique Devenport

AUF DER MUSEUMSINSEL ZUM BOAT-WATCHING
Hemd aus Seide, Brioni, ca. CHF 1400.–, massgeschneiderte Hose aus Grain de Poudre, Saint Laurent, CHF 1340.–, Sonnenbrille mit Spike-Nieten, Alexander McQueen, CHF 350.–, Pumps aus Leder mit Krokodil-Prägung und Schleifendetail, Nina Ricci, ca. CHF 1490.–

Kipling Phillips

Können Sie sich vorstellen, wieder in die Schweiz zu ziehen?

Ich kann mir sehr gut vorstellen, für Film oder Theater wieder mehr in der Schweiz zu sein. Doch zurück in die Schweiz zu ziehen, würde sich derzeit wie ein Rückschritt für mich anfühlen. Ich bin dabei, mir hier in Deutschland eine Existenz aufzubauen; daran möchte ich weiterarbeiten.

Was ist von Dominique Devenport demnächst zu erwarten?

Die 4. Staffel von «Sisi» wird voraussichtlich diesen Winter auf RTL+ zu sehen sein. Zudem spiele ich im November im Volkstheater in Rostock.

Und was ist mit «Davos 1917» – gibt es eine Fortsetzung?

Das weiss ich leider nicht. Ich würde mich sehr freuen, eine weitere Staffel zu spielen und fände es sehr schade, wenn die Geschichte von Johanna Gabathuler nicht weitergeht.

Dominique Devenport

VOR DEM MONBIJOU-THEATER
Zweireihige, karierte Prince-of-Wales-Jacke aus Wolle, Prada, CHF 3850.–

Kipling Phillips
Dominique Devenport, 28

Entdeckte im Schultheater ihre Leidenschaft für die Schauspielerei. Nach der Ausbildung zur Bühnenschauspielerin an der Schauspielschule in München ging alles ganz schnell. Noch während der Ausbildung nahm Dominique Devenport am Casting zur RTL+ Serie «Sisi» teil und erhielt die Hauptrolle der Kaiserin. Danach folgte eine Zusage des Volkstheaters Rostock. Und beim Casting der SRF-Serie «Davos 1917» setzte sie alles daran, die Hauptrolle der Krankenschwester Johanna Gabathuler zu ergattern, was ihr schliesslich auch gelang. Im Jahr 2024 erhielt sie für ihre Rolle als Johanna Gabathuler in «Davos 1917» die Auszeichnung zur besten Schauspielerin an den Solothurner Filmtagen sowie den Prix Walo in der Kategorie Schauspiel.

am 16. Oktober 2024 - 12:00 Uhr