Wäsche waschen, der Familie hinterherputzen und hinterm Herd verkümmern – es ist ein ziemlich antiquiertes und überholtes Frauenbild, das die Kittelschürze ausstrahlt. Was wir da vorm inneren Auge haben, ist ein trauriges Relikt aus der Nachkriegszeit: Schnell war frau dank durchgehender Knopfleiste reingeschlüpft und somit allzeit kochbereit. Der voluminöse Schnitt garantierte Bewegungsfreiheit, die knitterfreie Baumwolle war ein mehr als pragmatisches Feature.
Und jetzt? Wollen wir den meist winzig-klein geblümten Spritzschutz zurück? Von wegen nur Spritzschutz! Sichtschutz, mögen jetzt manche sagen. Sich vor den Blicken anderer unter einem Kleid zu verstecken, ist das nicht furchtbar rückschrittlich? Nö. Der Unterschied ist schliesslich, dass uns die Kleider niemand aufzwingt, wir entscheiden uns aus freien Stücken dafür. Und so züchtig sie auch wirken – letzten Endes erfordert das Tragen eines so zeltartigen Kleidungsstückes Mut. In einem Kittelkleid mit zeitgenössischen Attributen wie Volants, Schnürungen und Wickeldetails fällt man auf, man braucht Selbstbewusstsein und ein gewisses modisches Selbstverständnis, um nicht verkleidet zu wirken. Emanzipierter kann man sich also vielleicht kaum kleiden.
Um die flattrigen und luftigen Kleidchen endgültig in der Gegenwart zu verwurzeln, stylt man sie mit zeitgenössischen Mules oder Schnürsandalen. Mini-Bags machen sich ebenso wie süsse, verzierte Haarspangen oder Haarreifen ganz wunderbar dazu. Die Zauberformel lautet also: Omas Kleid mit dem Haarschmuck der Enkelin und den Accessoires der Powerfrau kombinieren!