Haben wir heute keine Lust im Kleid zur Hochzeit unserer Freunde zu erscheinen, dann kommen wir mit Hose und Bluse. Im Job mit strengem Dresscode gehen statt High Heels auch Leder Loafers. Und ein Kleiderschrank ohne eine Jeans darin ist für die meisten von uns gar nicht mehr vorstellbar. Was wir dabei oft vergessen: Das war nicht immer so. Die Generationen vor uns mussten dafür kämpfen, das Korsett abzulegen. Weite Hosen galten als Befreiungsschlag. Frauen verbrannten ihre BHs als Zeichen des Protests. Denn auch wenn oft dagegen geredet wird: Mode und Emanzipation schliessen sich nicht aus. Im Gegenteil. Diese fünf Trends haben ihren Ursprung im Feminismus.
1920 brachte Levi Strauss seine ersten, modernen Jeans auf den Markt. Bis zu den ersten Modellen speziell für Frauen dauerte es nicht lange. Das Problem: Sie waren erst der Garten- oder Hausarbeit vorbehalten, in echten Outfits wollte man die «Arbeiterhosen» nicht sehen. Erst mit Beginn des Second-Wave-Feminismus in den 60ern wagten sich Frauen vermehrt im robusten Stoff auf die Strasse – ganz bewusst, um zu zeigen, dass es auf mehr ankommt als auf das Geschlecht. Dass es in dieser Hinsicht auch heute noch viel zu tun gibt, steht ausser Frage. Zumindest die Jeans selbst gelten heute aber als gender-neutral.
1964 entwarf die britische Boutique-Besitzerin Mary Quant den Minirock und machte ihn augenblicklich zum Shootingstar auf Londons Strassen. Nach der unpraktischen, oft einschränkenden Mode von damals ein Befreiungsschlag für viele Frauen. Durch die neue Beinfreiheit liess es sich endlich frei tanzen, dem Bus hinterherrennen – Dinge, die für uns heute selbstverständlich sind. Knappe sechs Jahre hielt sich der Trend, bis er der feministischen Bewegung in den 70ern zum Opfer fiel und als Zeichen der Objektivierung der Frau verschwand. Spätestens seitdem Debbie Harry 1974 im Mini die Bühne stürmte wissen wir aber: Dieser Rock ist gekommen, um zu bleiben.
Ob sie nun verbrannt wurden oder nur ausgezogen – BHs mussten gerade im symbolischen Sinn schon oft herhalten, um die Unterdrückung und Befreiung der Frau darzustellen. Sie galten lange als modernes Korsett und wurden gemeinsam mit High Heels verurteilt, lediglich dazu da zu sein, um Frauen als Sexobjekte darzustellen. Heute befreien wir uns allmählich vom BH-Zwang. So wie hoffentlich bald vom Patriarchat.
Die Marlenehose trägt ihren Namen nicht ohne Grund. Marlene Dietrich machte den androgynen Stil zu ihrem Markenzeichen und zeigte schon 1930, dass der Smoking nicht nur Männern vorbehalten ist. Damit galt sie damals als Exotin – wenige Jahrzehnte zuvor konnten Frauen für das blosse Tragen von «Männerkleidung» eingesperrt werden. Dass die Sängerin es schaffte, ihre weiten, in der Taille sitzenden Hosen zu einem Trend zu machen, war deshalb alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Auch wenn es heute manchmal so scheint.
Ähnlich wie mit der Marlenehose verhält es sich mit allem, was oversize geschnitten ist und die Figur darunter verschleiert. Denn lange wurde von Frauen erwartet, klassische «Schönheit» als ihre Pflicht anzusehen und mit ihr das Tragen von Kleidern, die ihre Figur zeigten. Lockere, bequeme Kleidung hingegen war vor allem für die Arbeiterklasse wichtig. Als Frauen begannen, die Teile für sich selbst zu entdecken, setzten sie damit ein Zeichen: «Wir sind nicht nur gleich viel Wert wie Männer, wir können auch das Gleiche leisten».