Wer behauptet, er würde für einen Jogginganzug aus Ballonseide töten, der übertreibt nur ein kleines bisschen. In der (sehr empfehlenswerten) Berliner Clan-Serie «4 Blocks» nämlich meuchelt Gangster Abbas Hamady im Knast einen Rivalen und trägt mit stolz geschwellter und Goldketten-behängter Brust dessen Zweiteiler als Trophäe. Ganz so drastisch muss der Normalbürger nicht vorgehen, für den dürfte ein Beutezug durch die Onlineshops ausreichen. Aber eins lernen wir aus diesem urbanen Märchen: So ein Traum aus Ballonseide verschafft auf der Strasse Respekt. Und der ist sowohl einem Mitglied des Hamady-Clans, als auch dem Influencer im Street-Style-Business ziemlich wichtig. Und weil bei beiden oft schnell geschossen wird: Wenn man den Jogginganzug nicht eh schon trägt, dann muss man beim Anziehen keine Sekunde überlegen und rollt so mühelos in den Alltag.
Ausbrechen leicht gemacht
Nun hat der Ballonseiden-Zweiteiler nicht das beste Image. Dass irgendein olles Ding ganz plötzlich cool ist, erkennt man ja immer daran, dass sich ein englisches Synonym einschleicht. Unser Jogginganzug heisst jetzt folglich Tracksuit. Um sich ganz und gar von dörfischen Vereinsmitgliedern abzuheben, muss man nur kurz Schuhschrank und Schmuckschatulle öffnen: High Heels und funkelnde Ohrringe brechen den Look wie ein Gangster Gesetze. Und machen ihn halbwegs seriös. Wichtig ist, das Ensemble keinesfalls mit Trash zu füttern, nur hochwertige Accessoires (oder solche, die so aussehen) rauben ihm die träge Asi-Attitude. Wer nicht gerade in der Bank arbeitet, der darf sich in einer dunklen, zurückhaltenden Variante sogar ins Büro trauen. Auf Parties sowieso. Wenn möglich einfach nicht auf illegale.