«Was für ein Segen, dich gekannt zu haben. Deine Passion für Frauen und dein Sinn für Humor brachten viel Freude. Mögest du leicht auf die andere Seite gelangen und für immer wissen, wie sehr du geliebt wurdest und nun vermisst wirst». Es sind ausgewählte Worte wie diese, die zu verstehen geben, dass Elbaz das Leben vieler Menschen berührte. Neben seiner guten Freundin Naomi Campbell, die sich mit den obenstehenden Zeilen auf Instagram verabschiedete, erinnerten auch Marc Jacobs, Dior-Chefdesignerin Maria Grazia Chiuri, Kim Kardashian oder Natalie Portman an den verstorbenen Modeschöpfer.
In der Welt zuhause
Alber Elbaz wurde 1961 als Sohn jüdischer Eltern in Casablanca geboren. Acht Monate nach seiner Geburt wanderte die Familie nach Israel aus, wo er nach seiner Schul- und Militärzeit ein Modestudium absolvierte. 1985 zog es ihn nach New York City, dort arbeitete er erst in einer Schneiderei für Hochzeitskleider und assistierte später dem Modedesigner Geoffrey Beene. Elbaz machte sich schnell einen Namen in der Szene und landete nach einem kurzen Stelldichein bei Guy Laroche und Yves Saint Laurent 2001 den Job als Damenmodedesigner und Kreativdirektor bei Lanvin.
Neues Image für Lanvin
Dem bis dato eingestaubten Pariser Modehaus verlieh Elbaz neue Eleganz, gleichzeitig aber auch eine gehörige Portion Gelassenheit. Der Designer hörte seinen Kundinnen zu – Kleider, die in der Produktion höchst aufwendig waren, aber eine gewisse Nonchalance verliehen, waren das Ergebnis. Lanvin erlebte von 2001 bis 2013 eine Renaissance. Der breiteren Masse wurde die Marke 2010 durch eine Designer-Kollaboration mit H&M bekannt und zugänglicher gemacht. Hollywoodgrössen wie Meryl Streep oder Natalie Portman tragen seine Entwürfe für Lanvin auch heute noch.
2015 dann der Schock: Der Geschäftsleitung von Lanvin fehlten die It-Pieces. Elbaz verlor seinen Job. Der israelische Modeschöpfer war nicht der Mann für Teile, die den Haben-Wollen-Effekt auslösten. Er wollte Mode entwerfen, die in den Hintergrund tritt und die Frau, die sie trägt, glänzen lässt und hervorhebt. Nach einer 5-jährigen Pause, feierte Elbaz vergangenes Jahr ein fulminantes Comeback. Mit seinem Label AZ Factory tat er das, was er schon immer wollte: Den Körper der Frauen feiern – in allen Rundungen und Schattierungen. Anschmiegsame Stretch-Kleider und fliessende Seiden-Pyjamas wechselten sich mit formgebender Work-out-Bekleidung und lässigen Accessoires ab. Von XXS bis XXXXL ist für alle etwas dabei.
Der bunte Hund der Mode
In einer Szene, die als oberflächlich und fake gilt, war Elbaz herzliche Art und sein Sinn für Humor eine willkommene Abwechslung. Statt mit der Konkurrenz zu wetteifern, schickte er Blumen vor Präsentationen und unterstützte als Zuschauer von der ersten Reihe aus. Mit seinen Markenzeichen, der dicken Hornbrille und den farbenfrohen Fliegen, galt er als bunter Hund – erst recht, wenn er an Events über sein Lieblingsthema Essen sprach. Wäre er übrigens kein Modedesigner geworden, hätte er eine Karriere als Arzt verfolgt. Denn in Krankenhäusern fühlte er sich schon immer wohl.
Alber Elbaz verstarb am 24. April 2021 in einem Pariser Spital nach einer Covid19-Infektion.