Es hängt uns zu den Ohren raus und wir wollen es alle weder schreiben, noch hören, noch lesen, noch fühlen: Es ist heiss. Und langsam macht es uns hilflos. Wir schreiben 8456 Artikel über Hitze, ihr lest und lernt, wir verlieren jegliche Art von angenehmer Laune in unklimatisierten Büroräumen und können kaum noch schlafen. Rettung ist meteorologisch gesehen keine in Sicht. Frösteln quo vadis? Die Lösung aller triefenden und tropfenden Probleme liegt aber im Mehr (wenn schon nicht im Meer). So paradox es klingt, aber grade eben geht es nicht darum, wie wenig man anhat, sondern was. Der Stoff, aus dem die frischen Sommerträume sind, ist Leinen.
Move over, Polyester und Acryl! Leinen als älteste Textilfaser der Welt bündelt (Achtung!) bis zu 35 Prozent der so schrecklichen Luftfeuchtigkeit und kann die auch rasend schnell wieder nach aussen transportieren. Diese Wärmeleitfähigkeit macht das Gewebe zu unserem atmungsaktiven und kühlenden Helden. Zudem trägt man die robuste Faser ja in der Regel weit geschnitten und leger – da kann der Wind (falls es ihn gibt) so richtig schön reinbrettern.
Überraschung: Ja! Das gute alte Leinen ist bakterienhemmend und gewinnt so jeden Fight gegen Körpergerüche. Wer also Angst hat, dass das Deo versagt, der kann sich in einem Leinenhemd ziemlich sicher wähnen.
Wer öfter mal mit Glace kleckert, dem sei gesagt: Leinen ist äusserst unprätentiös, wenig schmutzempfindlich und sehr pflegeleicht. Ungefärbtes Leinen darf tatsächlich bei 60 Grad in die Waschmaschine, bunte Stücke bei 40. Wichtig ist ein niedriger Schleudergang, sonst knittern die Dinger. Und knittern tut Leinen schnell und ständig. Die Falten kriegt man dann auch erstmal nicht rausgebügelt. Wenn bügeln, dann, wenn der Stoff noch klamm ist. Der Trockner ist absolute Sperrzone, besser aufhängen und der Natur freien Lauf lassen. Um die Knitterfältchen darf man sich nicht gross kümmern, denn einmal draufgesessen, kriegt man sie eh nicht mehr los. Irgendwie charmant.