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Nachgefragt

Mut zum Hut

Warum sich der ehemalige Eishockey-Verteidiger des SC Bern Eric Blum nun als Hutmacher betätigt.

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Eric Blum skizziert einen Hut in seinem Ateier.

Dem Hutmacher gefällt die Handarbeit in seinem Atelier.

Onkai Heiwa

Sie wurden soeben 38 Jahre alt. Wie beschreiben Sie Ihren Mode-Stil?

Ich bin sehr wandelbar. Sagen wir: Moderner Michael Jackson geht Street-Basketball spielen.

Wie wird man vom Sportler zum Hutmacher?

Es war ein fliessender Übergang vom Hobby zum Beruf. Als Sportler wird man vor allem als ebensolchen wahrgenommen, der Mensch dahinter wird ausser in der Schweizer Illustrierten kaum beleuchtet. Ein Atelier und eine handwerkliche Ambition hatte ich schon immer. Nun habe ich Zugang zu einem Teil in mir, der bislang nicht zur Geltung kam. Viele sind erstaunt über meine neue Tätigkeit, aber mein enges Umfeld weiss schon längst davon. Es ist schön, habe ich einen Kanal gefunden, der es an die Oberfläche bringt.

Das Gesicht ist der individuellste Teil des Körpers. Was macht einen guten Hut aus?

Einer, der sich harmonisch ins Ganze einfügt. Einfach gesagt: Man sieht damit nicht verkleidet aus. Da spielen Faktoren wie Schulterbreite, Körpergrösse, Gesichtsform eine riesige Rolle. Das Schöne am Hut: Er hat wie ein Paar Schuhe die Macht, ein Outfit auf ein höheres Niveau zu heben. Ich mache ein Beispiel: Am Sonntagmorgen beim Beck triffst du auf einen Mann in Jogginghose, Birkenstock und Schlabber-T-Shirt. Trägt er dazu Hut, wirkt das Outfit sofort überlegt.

Portrait eines Mannes mit Hut.

Eric Blum mit japanisch-schweizerischem Hintergrund trägt selber gerne Hut.

wongwannawat

Wer trägt heute noch oder wieder Hut?

Als ich die Marke mit meinem Schwager Luca Meyer aufbaute, waren dies insbesondere Musik- und Kunstschaffende. Immer wie mehr tragen auch Personen aus vermeintlich modisch unauffälligen Jobs wie dem Bankwesen unsere Hüte.

Sie haben japanisch-schweizerische Wurzeln. Wie beeinflusst Sie dies in Ihrer Tätigkeit?

Aus meinem kulturellen Hintergrund habe ich das Streben nach Perfektion im Handwerk mitbekommen, durch den Sport aber einen entspannten Umgang damit erlernt. Perfektion befindet sich auf einem schmalen Grat. In Japan wird Handwerkskultur zelebriert, von Keramik bis Küche; ein Meer, in das ich gerne tauche und alles aufsauge. In einer solchen Dichte gibt es Handwerk nur in Japan, davon bin ich überzeugt. In der Schweiz ging das Fundament der Textilindustrie verloren.

Was gefällt Ihnen an dieser handwerklichen Tätigkeit?

Das Erschaffen. Ich beginne mit einem flachen Stück Filz-Rohstumpen und erschaffe mit meinen Händen einen physischen Gegenstand, an dem im besten Fall jemand Freude hat. Das macht mich extrem glücklich. Der schönste Moment ist die Übergabe an die Kundin oder den Kunden.

Für die Hutherstellung verwenden Sie traditionell bevorzugter Biberfilz sowie japanische Vintage-Stoffe. Was macht diese Mischung aus?

Biberfilz bietet die perfekte Schnittmenge von Samt- und Robustheit. In Japan war schon zur Samurai-Zeit das Indigo-Färben eine Industrie, sie kennen sich mit der Ästhetik des Ausbleichen bestens aus. Wenn du qualitatives Handwerk hast, gibst du dem Gegenstand die Chance auf Langlebigkeit und auch, schöner zu werden. Eine hübsche Patina ist etwas wahnsinnig Ästhetisches. Aber nur, wenn das Produkt die Substanz dazu hat. Das liebe ich an japanischen Stoffen.

Mann mit Hut posiert in einem Mazda Auto

Die Schweizer Marke Onkai Heiwa steht dem japanischen Automobilhersteller Mazda nahe.

Onkai Heiwa Mazda

Wieso haben Sie Ihr Label nach Ihrem Grossvater benannt?

Als ich Luca über meine Schwester nach einem Match kennenlernte, haben wir viele Synergien entdeckt. Gleicher Stil, beide vom jeweiligen Grossvater inspiriert. Seiner hiess Hans-Rudolf Meier, meiner heisst Onkai Heiwa – da fiel die Namensgebung nicht schwer.

Wo findet man Hüte von Onkai Heiwa?

Ausschliesslich in unserem Laden in Zürich. Es ist alles auf Mass gemacht, Filzfarbe und -dicke, die Garnitur wie Hutband und -form kann die Kundschaft vor Ort auswählen. Jede zweite Person sagt, ihr stehe keinen Hut. Mittlerweile bin ich überzeugt, dass grundsätzlich jeder ein Hut steht. Es muss einfach der richtige sein.

Sie stehen dem japanischen Automobilhersteller Mazda nahe. Wie muss man sich diese Zusammenarbeit vorstellen?

Bemerkenswert an Mazda ist, dass sie als automobiler Weltkonzern auf Handwerker zurückgreifen, während andere alles robotisiert haben. Es ist kein Geheimnis, dass wir eine andere Endkundschaft haben. Aber unsere Schnittmenge sind das Handwerk und die Wertschätzung für eine handwerkliche Philosophie, die sowohl unsere als auch die Mazda-Kundschaft schätzen. Das Mazda-Motto «Crafted in Japan», welches sie stärker verankern wollen, verbindet uns.

Noémie Schwaller
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Von Noémie Schwaller am 12. Juli 2024 - 16:00 Uhr