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Es gehören immer zwei dazu

Teurer Spass: Warum alle ihre Pullis doppelt kaufen

Ein Schal ist ein Schal ist ein Pulli. Die Poesie dieses Looks ist ganz eng mit dem Kontostand verknüpft. Fürs insta-ready Layering muss man Pullis zweimal kaufen. Ist das Kunst oder kann ein Pulli weg? 

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Anna Borisovna liebt Schichtarbeit von Le:Apt.

Instagram/annaaborisovna

Der unangezogene Pullover, ein Kulturphänomen. Während er am Boden liegend den Menschen zuzurechnen ist, denen Ordnung nicht sonderlich wichtig ist, ist er um die Schulter gebunden das Erkennungszeichen für die Elite. Einst mussten Naturgewalten losbrechen, damit BWL-Studenten und Hobby-Tennisspieler es wagten, tatsächlich reinzuschlüpfen. Schon seit Längerem eifert der modische Mensch dem nun nach: Er trägt Loafer mit Socken und nutzt den Strickpullover zur Zierde. Dabei wird er mehr drapiert als gelegt, er darf den Torso schräg umschlingen oder leicht verschoben im Nacken liegen. Da für den Influencer Layering oft die höchste Kunstform darstellt, platziert er nun nicht einfach ganz banal Pullover über T-Shirt oder Blazer. Nein, er legt Pulli A über Pulli B. A und B bestehen aus demselben Stoff, derselben Farbe, sind vom selben Label. Was heisst das? Man soll seinen Pulli doppelt kaufen.

Für den Nicht-Influencer ist das nun eine ziemlich teure Sache. Gut sieht das Ganze ja aus, obwohl der Look so durchgeplant ist, wirkt er trotzdem irgendwie hingeworfen. Aber einen Pulli wirklich nur zum Umlegen kaufen? Da muss man gut überlegen, ob man sich damit nicht selber umlegt: Liegt das finanziell drin? Kann der Zweitpulli als Schal durchgehen? Brauche ich einen Schal? Ist der Pulli so schön und qualitativ hochwertig, dass es ein Pulli, sorry zwei Pullis fürs Leben werden können?

Um diesen Trend mitzumachen, ist man im besten Falle wohlhabend oder Influencer. Oder beides. Der Influencer muss sämtliche Oberbekleidung vermutlich nicht selbst zahlen, das macht die Sache natürlich leichter. Pernille Teisbaek führte auf Instagram eine bereits kombinierte Pulli-Variation von Céline vor. Für weniger Geld kann man für die vorgefertigte Strickware auch bei den Franzosen von Le:Apt vorbeischauen.

Sinn macht das nun alles nicht. Aber was macht schon Sinn? Mini Bags, in die nichts reinpasst? Radlerhosen, ohne ein Velo zu besitzen? Der Kompromiss: Vielleicht probiert man das Strick-Layering mal in Schwarz oder Grau. Da stehen die Chancen gut, dass man zwei ähnliche bereits Exemplare besitzt. Und sonst: Hey, man muss nicht jeden Trend mitmachen.

Von Linda Leitner am 14. März 2019 - 16:00 Uhr, aktualisiert 14. März 2019 - 20:05 Uhr