Gehört ihr wie wir zu Gattung der Millennials? Dann könnt ihr euch mit ziemlicher Sicherheit noch an die Tage erinnern, an denen unsere Hosen so tief sassen, dass man beim Laufen Angst haben musste, gleich nur noch im Höschen dazustehen. Ach nein, falsch, die gab es damals ja auch (fast) nicht. Was wir stattdessen drunter trugen, waren Tangas aus nicht viel mehr als ein paar Schnüren. Die wurden so hoch gezogen, dass sie aus dem Hosenbund herausschauten. Viel war dazu nicht nötig, schliesslich reichten die Jeans gerade so übers Schambein. Unsere Eltern machten sich Sorgen um die Gesundheit unserer Nieren (auch, wenn wir es nie zugegeben hätten, wir hatten immer kalt), das andere Geschlecht freute sich über den Trend zum knappen Outfit.
Der Weg zum Mutter-Sein
Und dann? Hatte irgendein Designer Erbarmen und steckte uns in etwas, das mehr Komfort und Stoff bot als die bisher da gewesenen Jeans. Danke! Blöd nur, dass wir nicht die einzigen waren, die auf den Trend-Zug aufgesprungen sind. Ausser uns, trugen auch unsere Mütter die Hosen mit grosser Begeisterung. Und zwar noch original aus den 80ern. Die «Mom Jeans» waren geboren – und die Männerwelt schüttelte den Kopf. Bis heute trauert sie um die Hüftjeans von damals. Aber was genau ist eigentlich das Problem? Wir haben mal kurz bei den Boys in der Redaktion nachgefragt.
«Kurz unter den Brüsten folgt ein langer Sack» – Woher rührt der Hass?
Fangen wir mal diplomatisch an. Mit unserem Blattmacher, der offensichtlich Angst vor unserer Reaktion hat: «In den 90ern haben junge Frauen in tief sitzenden Jeans das Modebild pubertierender Jungs geprägt. Die Hosen gepaart mit dem Trend, bauchfrei durch die Welt zu laufen, setzte so manche erotische Fantasie in Gang. Da wirkt das Revival der High Waist Jeans fast wie ein Keuschheitsgürtel. Viel zu lang erscheint der Hintern, irgendwie zu kurz geraten der Oberkörper. «Obelix», schiesst es einem durch den Kopf. Immerhin soll die Hose sehr bequem sein. Ausserdem können Bauchansatz oder Hüftpolster mit der Mom Jeans flugs kaschiert werden. Daneben wirken die Beine länger und die Taille schmaler. Und nicht ganz unbedeutend im Balzverhalten aller Heranwachsenden: Der Po wirkt runder.» Seid ihr schockiert? Wir warnen schon mal vor: Das war die harmloseste Reaktion. Er ist nämlich nicht der einzige, der sich an einen gallischen Comichelden erinnert fühlt.
Auch unser Volontär, wohlgemerkt eine ganze Ecke jünger, findet: «Auch wenn die Dame mit ihrer Fülle in keinster Weise mit ihm mithalten kann: Ich sehe Obelix vor mir. Kommt dann noch ein Crop Top dazu, ist das das Todesurteil. Der Körper besteht nur noch aus Jeans – wer will das?» Mhm. Unsere Ansichten unterscheiden sich dezent.
Ein letzter Anlauf in der Sportredaktion endet so: «Ich habe einfach noch keine Frau gesehen, bei der das irgendwie vorteilhaft aussieht. Meine Tochter zieht sich jeweils die Trainerhose bis unters Kinn hoch. Da hat es wenigstens einen Unterhaltungsfaktor. Aber warum sich erwachsene Frauen solche Hosen antun, ist mir schleierhaft. Der Körper – und natürlich vor allem der Po – wirkt völlig unproportional. Kurz unter den Brüsten folgt ein langer Sack. Zum Glück hat aber jede Modeströmung ein Ablaufdatum.»
Gut, hätten wir das geklärt. Und auch, wenn wir viiiele Probleme sehen, müssen wir gestehen: Langsam, aber sicher rücken die tiefer sitzenden Jeans immerhin teilweise zurück in unseren Fokus. Auf den Fashion Weeks sieht man von taillenhoch bis ultratief die ganze Bandbreite. Erlaubt ist, was gefällt. Und da ist der Punkt: Uns gefallen (unter anderem) nach wie vor unsere High-Waist-Jeans. Wir tragen sie und fühlen uns super darin – das ist ohnehin der Garant für einen guten Look. Egal, was die Männerwelt sagt.