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  4. Sommer Trend: Foulards als Kopftuch oder Top
Dreimal gut betucht

Wer Foulards nur am Hals trägt, hat keine Ahnung

Wenn sich das Kopftuch Trend schimpft, geht oft ein misslauniges Raunen durch die Reihen. Heikel, heikel, heisst es dann. Wenn wir jetzt auch noch Brüste ins Spiel bringen, kippen dann alle von den Stühlen? Macht euch locker, es geht um Mode. Und um Sommer. Und um drei Arten, ein Foulard zu tragen.

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foulard

Diva oder einfach nur voll im Trend? 

Instagram/nicolaannepeltzbeckham

Wenn ich Bomberjacke trage, bin ich dann Nazi? Ist ein Pali-Tuch sofort eine Hommage an Jassir Arafat? Nein. Provoziert es? Vielleicht. Die Bomberjacke hat eine sanfte Integration hinter sich, das Pali-Tuch ist auf dem besten Weg. Ein Kopftuch? Wird noch immer gern mit Muslim*innen und der Unterdrückung der Frau in Verbindung gebracht. Unfair? Hmm. Vielleicht auch rebellisch. Weil es herausfordert und reizt. Dass ein «Schleier» in die High Fashion und somit in die Instagram-Feeds tröpfelt, ist also nun kein Grund zur Entrüstung. Was passiert denn, wenn der Strohhut gegen ein Kopftuch ersetzt wird? Bis auf ein paar Likes: nichts.

Das Tuch ist zudem die Alternative für all diejenigen, die Hüte albern finden. Die muss man ja irgendwie niederzwingen und zu seinem Ding machen. Gleiches gilt für den Bucket Hat. Nun hat das Kopftuch auch was Nostalgisches. Ach was sag ich, nicht nur das Kopftuch, das Foulard an sich! Das throwt uns nämlich diesen Sommer back in sämtliche erstrebenswerte Situationen. So hockt es auf unseren Häuptern und schützt den Scheitel vor Sonnenbrand und schwindelerregender Überhitzung oder beamt uns um den Oberkörper geknotet direkt an den Strand. Oder auf einen blinkenden Dance Floor. Und schwupps, sind wir meilenweit von der Politik entfernt. Bekommt doch mal den Kopf frei – nur Tücher dürfen drauf bleiben.

Das Kopftuch fürs fiktive Cabrio

Jaja, der Fahrtwind. Verwuschelt das in andächtiger Prozedur gekämmte Haar und macht Halsschmerzen. Klingt unsexy. Ein Kopftuch wie Audrey Hepburns in «Breakfast at Tiffany’s» steuert gegen. Obligatorisch für die Reminiszenz an die Fünfziger ist die Sonnenbrille. Soll ja keiner sehen, dass man wegen des Fahrstils des Machos nebendran mit den Augen rollt. Ist kein Cabrio zur Hand, ist das royal unterm Kinn geknotete Kopftuch ausserdem eine zugegeben sehr warme Option für Beach Days oder Städtetrips. Auch da gibt es den Endgegner Wind, selbst Tauben haben bei der autoritären Kopfbedeckung keine Chance. Super-Szenario: im Badeanzug mit Buch auf dem Balkon mit Meerblick. Die Möwen kreischen vor Ehrfurcht, die Wellen brechen, die stechende Sonne verzweifelt schier an unserer gut geschützten Kopfhaut.

Das Foulard für die fiktive Gartenarbeit

Nun ist natürlich fraglich, ob ihr alle vom Land kommt. Aber lasst euch eins sagen, auch den betagten Bäuerinnen in ihren verwaschenen Schürzen gehen fliegende Haare bei der Arbeit furchtbar auf die Nerven. Zum Dreieck gefaltet und unterm tiefen Dutt gebunden, schafft ein Tuch Ruhe. Da lässt es sich wunderbar ausmisten und Unkraut jäten. Aber auch stilvoll spazieren, Blumen pflücken und auf der Sonnenliege fläzen. Die Bodenständigkeit macht das zickige Tuch sympathisch. Wenn es zu regnen anfängt? Kommt die grösste Tussi eine Weile ohne Schirm aus.

Das Tuch für die (fiktive) Zeitreise in die Nineties

Hängt die Hüfthose noch irgendwo rum? Halt Stopp, ganz so einfach ist die Sache nicht. Damit hier niemand aussieht wie ein entlaufener Girlband-Star, übersetzen wir die Crop-Tops ins Hier und Jetzt. Da sind die Hosen hochgeschnitten und die Shorts erwachsen. Ob das Tuch nun zum Dreieck oder als knappe Variante vorne wie ein Bikini gebunden werden soll, bleibt jeder selber überlassen. Also: BH in die Ecke pfeffern und ein bisschen Schmuck nachlegen, damit der Look nicht trashy wirkt. Dann hat man nichts zu verlieren – ausser der Knoten sitzt nicht fest genug ...

Von Style am 10. Juni 2023 - 14:00 Uhr