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  4. Ausbeutung statt Nachhaltigkeit: Goldschmuck ist meist dreckig
Nicht alles was glänzt …

Wir müssen dringend über fairen Schmuck reden

Klar, wir schreiben Nachhaltigkeit und fairen Handel gross. Beim Kaffee achten wir auf Siegel, Möbel kaufen wir gebraucht, bei Kleidung wird das Bewusstsein immer grösser. Aber Schmuck – tja, um ganz ehrlich zu sein, waren wir da bisher blind. Mit dramatischen Folgen.

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Instagram/Alighieri

Auch wenn alles Gold ist – von glänzenden Bedingungen kann man im Geschäft mit dem Edelmetall nur selten sprechen. 

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100.000 Tonnen. Das ist das geschätzte Goldvorkommen, das auf unserer Erde noch verfügbar sein soll. Den Grossteil dieser Restmenge fördert man heute in China, Nord- und Westafrika, Indonesien, Tansania und Peru zutage. Teils in riesigen, industriellen Minen, teils in selbst gesprengten Höhlen von Goldschürfern ohne Lizenz. Unter katastrophalen Bedingungen arbeiten die Menschen in beiden Szenarien. Und auch die Umwelt leidet massiv.

Arbeiten unter Lebensgefahr

Schutzhelme und -kleidung fehlen oft, Förderbänder oder Hilfsmittel gibt es bei den illegalen Schürfern keine. Sie sprengen die Schächte mit Dynamit, schlagen die Steine mit Hammer und Meissel aus und tragen die schweren Säcke eigenhändig ans Tageslicht. Das Auslösen des Goldes, das mit hochgiftigem Quecksilber geschieht, passiert ohne Schutzmaske oder Handschuhe. Selbst hochschwangere Frauen und Kinder arbeiten in den Minen. Das fehlende Geld in der Familie lässt ihnen meist keine andere Wahl. Die Löhne für den Knochenjob sind – trotz Goldpreisen im Rekordhoch – mickrig.

Umwelt und Mensch leiden

Ist eine Mine einmal ausgeschöpft, ist das Land um sie herum verloren: Der Boden ist abgetragen, versumpft und mit Quecksilber verseucht. Auch Cyanide sind ein Problem. Sie sind ein Nebenprodukt der grossen Goldminen und stehen immer wieder im Verdacht, in die Wasserversorgung der nahegelegenen Dörfer zu gelangen. Wenig überraschend: Die Sprecher der Grosskonzerne streiten alles ab. «Sicherheitshalber» liefern sie dennoch Trinkwassertanks in die Dörfer. Die Mengen reichen längst nicht aus.

Transparenz? Ein Fremdwort

Kurzum: Das Geschäft mit dem glänzenden Material ist ziemlich dreckig. Nur scheint all das Gold so schön, dass wir darüber hinwegsehen. Während wir für Kaffee, Schokolade, Kleider und vieles mehr langsam aber sicher sensibilisiert sind, wird die Schmuckindustrie und die Arbeit, die dahinter steckt, oft übersehen. Billigpreise für Echtschmuck gibt es quasi nicht. Wir denken nicht daran, dass auch bei Gütern von so hohem Wert jemand ausgebeutet werden könnte. Und auch den Goldschmieden und Produzenten selbst wird es oft schwer gemacht, herauszufinden, wo ihr Gold eigentlich herkommt. Dass diese Info dann auch noch bei uns als Käufer ankommt, ist die absolute Ausnahme.

Ist Besserung in Sicht?

Pandora

Bis 2025 will Pandora zu 100 Prozent recyceltes Gold und Silber verwenden. Beide Materialien lassen sich immer wieder einschmelzen und neu verarbeiten, ohne an Qualität zu verlieren. 

Pandora

Eine davon bildet Pandora. Die haben gerade verlauten lassen, bis 2025 nicht nur komplett klimaneutral zu produzieren, sondern auch ausschliesslich auf recyceltes Gold und Silber zu setzen. Bereits 2018 schaffte es das Unternehmen, sämtliches Gold und 88 Prozent des Silbers aus bereits verarbeiteten Materialien zu verwenden. Damit umgehen sie nicht nur die untragbaren Arbeitsbedingungen in der Produktion, sondern schützen auch die Umwelt. Pro Kilo Gold oder Silber sparen wir mit recycelten Materialien 95 Prozent der negativen Umwelteinflüsse ein. Und selbst wirtschaftlich ist die Idee hinter dem Recyceln ziemlich clever: Das Material verliert beim Einschmelzen und Neuverarbeiten praktisch nicht an Qualität. 

Nicht nur bei Pandora gibt es langsam Entwicklungen in die richtige Richtung: Chopard setzte als einer der ersten ausschliesslich auf «fairmined» Gold. In England wurde dazu bereits 2011 ein Siegel eingeführt, das bei uns allerdings immer noch schwer zu bekommen ist. Der Grosskonzern Tiffany will schon lange genau wissen, woher das Gold kommt, das er einkauft. Und auch immer mehr kleine Unternehmen versuchen Nachhaltigkeit und Handwerkskunst zu vereinen. Bei uns in der Schweiz gehört dazu etwa Leni Adam, die ihren Schmuck online und in ihrem Atelier in Olten vertreibt. Sie benutzt ausschliesslich recyceltes Gold für ihre Kollektionen. Ein anderes Beispiel ist das Familienunternehmen Signum Fair Jewels. Hier setzt man auf zertifiziertes Fairtrade Gold und ecofaires Waschgold aus finnischen Flüssen. Und die Schweizer Website Ökogold arbeitet mit Hochdruck daran, Produzenten dabei zu unterstützen, auf nachhaltige Bezugsquellen umzusteigen. 

Kurzum: Wer nicht will, muss die menschenunwürdigen Bedingungen in den Goldminen auch nicht unterstützten. Und wer sich die Mühe macht, bekommt am Ende Gold, bei dem der Schein nicht trügt. Das sollte es uns allen Wert sein. 

Von Malin Mueller am 4. Juni 2020 - 12:04 Uhr