Nach ihrer Ausbildung zur Grafikerin und dem Versuch bei einer Zürcher Agentur den Büroalltag zu leben, setzte sich der 29-jährige Freigeist samt Nähmaschine für neun Monate nach Buenos Aires ab. Dort konzentrierte sie sich auf kleinere Kunstprojekte und begann zu schneidern. Während eines einjährigen Aufenthaltes in Shanghai 2010 – inspiriert von der Dynamik der chinesischen Metropole – fasste Veronika den Mut, sich ganz der Mode zu verschreiben – mit Erfolg, wie es scheint.
SI Style: Sie haben vor kurzem Ihren ersten eigenen Shop an der Zürcher Militärstrasse eröffnet. Wie viele schlaflose Nächte hat Ihnen das Projekt bereitet und wie haben sie sich für die getane Arbeit belohnt?
Veronika Brusa: Unzählige schlaflose Nächte! Die grösste Belohnung war das Resultat, ein Raum, wo ich meine Arbeit, die Kollektionen, uneingeschränkt präsentieren kann. Ich war für einen Moment wirklich sehr, sehr zufrieden und das kommt bei mir selten vor.
Haben sie das aus eigener Tasche finanziert oder durften Sie auf die Hilfe von Investoren zählen?
Wir sind in den letzten Jahren Profis darin geworden, aus wenig viel herauszuholen. Wir haben für die Boutique Darlehen aufgenommen, hatten dann das Glück, dieses Lokal der PWG Stiftung für günstigen Gewerberaum zu finden. Der Raum wurde uns im Rohbau übergeben und wir haben innerhalb von 2 Wochen alles eigenhändig und mit Hilfe von Freunden um-, resp. eingebaut. Vieles ist selbst gemacht, von den Stangen über die Kleiderbügel bis zu den Umkleidekabinen. Das einzige richtig teure war das 6.5 Meter lange Sideboard von tossa.ch.
Ausser in ihrem eigenen Laden, wo gibt es Ihre Designs zu kaufen?
Die aktuelle Herbstkollektion kann man bei Marinsel in Basel, Die Handlung in Luzern und ab Dezember im Berner Toku Store kaufen. Die Sommerkollektion 2014 gibt es dann ausserdem bei LESOIRLEJOUR in St. Gallen und zum ersten Mal in Genf bei DOUDOU & CO. Im Ausland verkaufen wir in New York, Dänemark und Japan.
Und im World Wide Web?
Wir haben neu einen Onlineshop bei CITYBLIS.com, von dem aus wir in die ganze Welt liefern.
Können Sie von Ihrer kreativen Arbeit leben?
An sich lebe ich schon von meinem Label, bin allerdings ständig auf Darlehen und Projekt- oder Werkbeiträge angewiesen. Ich investiere so ziemlich jede freie Minute in meine Marke und bin zuversichtlich, dass es in 1-2 Jahren finanziell etwas besser aussieht.
Der Schweizer Markt ist klein, das Modegeschäft hart umkämpft. Wie ist der Umgang mit der Konkurrenz?
Durch verschiedene Events habe ich mittlerweile viele meiner Berufskollegen kennengelernt, der Austausch ist meistens offen und herzlich und ich empfinde unseren Zusammenhalt generell als sehr gut.
Lesen Sie (Mode)Blogs und/oder Online-Magazine?
Nein, ich lese überhaupt nichts über Mode und schaue mir nichts an. Ich bin keine Modekonsumentin, was mich interessiert, ist Mode zu machen
Genug von der Mode – zumindest für den Moment! Uns interessierten die drei Dinge, die sie unbedingt noch erleben möchten.
Mit dem Maultier von Alaska nach Feuerland reiten, einen Orangenbaum im Garten haben, Grossmutter sein.
Unser Interview kam erst nach mehreren Versuchen zustande, weil Sie oft unterwegs sind. Wo sind sie gerade und wieso?
Im Moment bin ich in Shanghai, wo wir soeben die Produktion für die Sommerkollektion 2014 gestartet haben.
Wo trinken Sie den ersten Kaffee des Tages?
In meinem Atelier, das am frühen Morgen, bevor die Praktikantin kommt, noch mein Zuhause ist. Mein erster Kaffee ist heilig! Ich stehe extra früh auf, lese noch Zeitung oder lerne Chinesisch.
Der Soundtrack zu ihrem bewegten Leben?
Zu Controllig Crowd oder Bullets von Archive, kann ich ziemlich schnell joggen, Relief von Chris Garneau für die sentimentalen Momente und jetzt höre ich gerne Out Damn Light von SofaSurfers um im Bus über die Shanghaier Autobahnen zu brausen.
Wofür geben Sie zu viel Geld aus?
Nur für BERENIK, Stoffe und die Umsetzung neuer Ideen!
Wie geht es jetzt weiter?
Als nächstes steht die Mercedes Benz Fashion Days im November an. Im Januar zügeln wir unser Atelier nach New York und hoffen, im Februar an der New York Fashion Week teilzunehmen.