SI Style: Hallo Samu, wie gehts dir?
Samu Haber: Sehr gut, danke! Ich hoffe, dir auch?
Mir gehts ausgezeichnet, danke! Du sprichst inzwischen sehr gut Deutsch. Sollen wir das Interview lieber auf Deutsch oder Englisch machen?
Oh, danke! Aber ehrlich gesagt wäre mir Englisch schon lieber.
Alles klar. Du bist momentan ja als Coach bei «The Voice of Germany» mit dabei. Den tollsten Teil der Show finde ich ja denjenigen, wo ihr den Kandidaten den Rücken zukehrt und sie nur nach ihrer Stimme bewertet. Trotzdem: Das Aussehen ist schon sehr wichtig in eurem Business. Du bist sicher Experte darin, dir die Person hinter der Stimme vorzustellen.
Oh ja, ich bin echt wahnsinnig gut darin.
Dann beschreib mir doch mal, wie ich aussehe!
Hmm, warte, ich muss meine Augen schliessen. Vielleicht könntest du mir ja was vorsingen?
Ich glaube, das erspar ich dir!
Also gut, ich sehe dich vor mir. Du bist 26 1/2 Jahre alt und 171.2 cm gross. Du trägst schwarze Jeans, ziemlich coole Schuhe mit so einem kleinen Absatz dran…ein blaues Top aus irgendso einem komischen Material…blonde Haare…und du trägst eine Brille.
Die Haarfarbe stimmt, beim Rest liegst du leider daneben.
Weisst du, es ist mir ehrlich gesagt sogar schon mehrmals passiert, dass ich beim Geschlecht falsch gelegen bin.
Wirklich?
Wirklich! Das ist das Tolle an der Show. Manchmal hörst du eine Stimme, stellst dir einen unpräsentablen Typen vor, dann drehst du dich um, und da steht ein gutaussehender, muskulöser Jüngling vor dir.
Aber weil du mal abgesehen von der Haarfarbe voll daneben lagst, musst du mir jetzt etwas verraten, das du noch in keinem Interview erzählt hast - als Strafe, sozusagen.
Wow! Weisst du, wie viele Interviews ich schon gegeben habe?
Es soll ja eine Herausforderung für dich sein!
Hmm. Ich habe ein bisschen Schiss vor Pferden.
Echt?
Yep. Letzte Woche sind wir an einer Pferdeshow in Österreich aufgetreten, und ich musste den Gewinnern ihre Preise überreichen, während die noch im Sattel sassen. Da steht also dieses, keine Ahnung, 700kg schwere Pferd und ich muss es anfassen, lächeln, ganz cool und relaxed bleiben. Das war echt krass!
Dabei bist du mit deinen 1.94 m doch selber eine ziemlich beeindruckende Erscheinung.
Stimmt, aber neben diesem gigantischen Pferd bin ich doch eine lächerliche Portion!
Pferdestärken seien da schon eher dein Ding.
Oh ja! Hör mal! (Samu lässt den Motor aufheulen) Hast du das gehört? Ich sitze gerade vor dem Fitnessstudio in meinem neuen BMW. Den hab ich erst seit ein paar Monaten und kann es kaum erwarten, ihn auf der deutschen Autobahn zu fahren! Neben der Rennstrecke ist das der einzige Ort, wo du die Pferdestärken so richtig spüren kannst.
Das klingt ganz schön abenteuerlich! Etwa genauso abenteuerlich wie die Zeit, in der du dich als Sexshop-Betreiber in Spanien versucht hast...
Ja, das war tatsächlich eines der vielen Dinge, die wir in Spanien gemacht haben - das Betreiben eines sehr unbekannten, sehr erfolglosen Sexshops.
Zum Glück blieb der ohne Erfolg, sonst kämen wir heute wohl kaum in den Genuss eurer Musik! Die war ja schon immer ein wichtiger Teil deines Lebens. Bevor ihr Sunrise Avenue gegründet habt, hast du in einer Heavy Metal Band gespielt.
Ich liebe Heavy Metal! Da gibt es keine Regeln. Wenn du willst, dass dein Song 20 Minuten dauert, dann dauert er einfach 20 Minuten. Am Ende wurde ich von meinen Kollegen aber rausgeworfen. Ich war denen irgendwie zu sehr Stadtjunge, ein Möchtegern-Bon-Jovi. Eines Morgens – ich war hart verkatert, ich erinnere mich genau – haben die mich angerufen und meinten einfach «Hey, du bist raus!».
Das war dann wohl der Startschuss für Sunrise Avenue.
Genau.
Ihr Jungs habt im vergangenen Herbst euer viertes Album «Unholy Ground» veröffentlicht. Geschrieben habt ihr das in der finnischen Wildnis, in Flipflops, mit Handtüchern um die Hüften.
Höchstens! Wenn du ganz alleine mit deinen Jungs da draussen bist, kannst du dich echt so richtig gehen lassen.
Das kann ich mir vorstellen!
Wir waren mitten im Wald, umgeben von Seen. Wir haben uns einfach nur auf die Musik konzentriert. Da denkt keiner an Haargel.
Seid ihr nach dem riesigen Erfolg eures letzten Albums «Out Of Style» nicht unter enormem Erfolgsdruck gestanden?
Ich glaube, der Druck macht eher den Plattenfirmen zu schaffen. Ich schreibe diese Art von Songs seit über 15 Jahren. Für «Unholy Ground» haben wir mit dem genau gleichen Team gearbeitet wie beim letzten Album. Und wenn du weisst, dass die Leute deine Musik mögen, dann gibt dir das schon Selbstvertrauen. Wir wollten aber auf keinen Fall langweilig und repetitiv werden und haben uns darum für das Album fast zweieinhalb Jahre Zeit genommen.
Du singst Englisch. Hast du je in Betracht gezogen, einen Song auf Finnisch zu schreiben?
Nicht wirklich. Meine Texte hören sich auf Finnisch irgendwie komisch an. Ausserdem wäre es unmöglich für die Fans, mitzusingen. Und das wäre echt schade.
Ihr seid inzwischen viel international unterwegs. Wie ist das eigentlich, wenn man seine Zeit immer mit den drei selben Jungs verbringt?
Wenn wir lange unterwegs waren, dann geniessen wir es, mal wieder andere Leute zu treffen. Aber klar, wir vier stehen uns sehr nahe. Wir würden den ganzen Wahnsinn wohl gar nicht aushalten, wenn wir nicht wirklich gut befreundet wären. Unser Schlagzeuger Sami Osala und ich sind zum Beispiel quasi Nachbarn, treffen uns zu kleinen Jam Sessions, gehen zusammen in die Sauna oder schauen Eishockey.
Männerfreundschaft auf Finnisch! Nächste Woche spielt ihr hier bei uns in Zürich. Die Nachfrage war derart gross, dass das Konzert von der Maag ins Hallenstadion verlegt werden musste.
Ja, das ist schon echt cool, aber natürlich eine grosse Herausforderung. Die Auftritte in grossen Stadien geben uns die Möglichkeit, mit Spezialeffekten rumzuspielen - all den Dingen, von denen kleine Jungs träumen. Wir haben ein riesiges Team dabei und die coolste Vorband Finnlands. Die heissen «My First Band» und sind echt gute Freunde von uns. Das Konzert wird echt der Oberknaller - hoffen wir zumindest!
Daran hab ich keine Zweifel, ihr seid beliebter denn je! Du hast vor einiger Zeit gesagt, dass du nie derart berühmt sein willst, dass du nicht mehr ungestört Toilettenpapier kaufen gehen kannst.
Ganz ehrlich gesagt: Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal Toilettenpapier gekauft habe!
Umso besser! Unsere Zeit ist um. Vielen Dank, dass du dir Zeit für uns genommen hast und viel Spass auf der Tour!
Kein Problem, vielen Dank auch dir. Bye Bye!
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Tickets für das Konzert am 12. Februar, 20.00 Uhr im Zürcher Hallenstadion gibts bei Starticket oder Ticketcorner.