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Xenia Tchoumitcheva

«Leser werden hungrig nach Qualität»

Nach ihrem zweiten Platz bei der Miss-Schweiz-Wahl 2006 hatte sich Xenia Tchoumitcheva geschworen, zukünftig nie mehr den Kürzeren zu ziehen. Was sie seither anreisst, wird kompromisslos durchgezogen. Dank dem Ehrgeiz der gebürtigen Russin geht es beruflich steil bergauf. Dass ihr die Welt dabei zuschaut, kommt gerade gelegen. Nach dem Umzug nach London, einem Praktikum bei J.P. Morgan, Moderationsjobs und einem Auftritt als Rapperin hat Tchoumitcheva letztes Jahr ein Online-Magazin lanciert. Und das ist erst der Anfang.

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Xenia Tchoumitcheva
Maurice Haas

SI Style: Xenia Tchoumitcheva, was ist Ihr Beruf?
Xenia Tchoumitcheva: Einen Titel, der alle meine Tätigkeiten umfasst, müsste ich zuerst erfinden. Ich bin Online-Unternehmerin, Moderatorin, Journalistin und eine öffentliche Persönlichkeit.

Vor knapp einem Jahr lancierten Sie Ihr Web-Magazin «Chic Overdose», das sich mit den Themen Luxus und Karriere beschäftigt und heute monatlich von 250’000 Personen gelesen wird. Weshalb haben Sie sich für diese Plattform entschieden?
Ich wollte ein Produkt entwickeln, das genau mir entspricht, wo ich alle Freiheiten habe und mein eigener Boss sein kann. Das Internet eignete sich dafür optimal. Hinter mir steht ein 7-köpfiges Team, das ich zur Unterstützung meines Magazins engagiert habe, und weitere drei Personen, die mich als Persönlichkeit vermarkten. 

Sie nehmen bereits ein Re-Branding der Website vor…
Genau, Girl Power ist angesagt! Ich möchte den Fokus weg von mir und vermehrt hin zu erwachsenen Frauen verschieben, die in ihre Karriere investieren und etwas zu sagen haben. 

Welche Arbeiten übernehmen Sie auf «Chic Overdose» selbst?
Zu meinem Verantwortungsbereich gehören hauptsächlich die Abwicklung der Verträge mit Kunden und Sponsoren, die Koordination von Artikeln, die Bestimmung der Themen. Ich treffe alle Entscheidungen. Bin ich auf Reisen, entdecke ich Orte und halte sie bildlich für den Blog fest. Ab und zu schreibe ich die Artikel – ansonsten übernimmt das mein Team.

Auf Ihrer Website findet man Rubriken wie «Motors», «Yachts», «Watches» – eine Freude für PR-Agenturen, die ihre Produkte vermarkten wollen!
Mit PR hat das nichts zu tun. In meinem Magazin geht es um Luxus, Erfolg und den sozialen Aufstieg. Ich zeige Dinge, die einen zum Träumen bringen, die speziell und selten zu sehen sind. Die Nachfrage für das Exklusive ist da, die Leute wollen das sehen. 

Kürzlich widmeten Sie dem neusten Lamborghini-Modell einen Artikel mit rund 22 Werbebildern. Sie müssen schnelle Autos lieben.
Ja, das tue ich! Da ticke ich ein wenig wie ein Mann (lacht). Dass ich von luxuriösen Automarken zu Testfahrten eingeladen werde, kommt häufig vor. Solche Angebote nehme ich immer dankend an, auch wenn ich davon finanziell nicht profitiere. Ich habe Spass daran und kann meinen Fans mit Erfahrungsberichten etwas bieten.

Wie entgegnen Sie Personen, die Sie für völlig dekadent halten? Es ist ganz schön mutig, in einer globalen Wirtschaftskrise mit einem gegensätzlichen Konzept auf den Markt zu gehen.
(Überlegt) Meine Leser halten mich bestimmt nicht für dekadent. Sie wollen diesen Luxus sehen und können ihn sich leisten. Und überhaupt: Kritiker hat man immer, egal was man macht. Ich konzentriere mich lieber auf diejenigen, die meine Arbeit unterstützen. Wenn ich der Welt irgendwie – sei es mit Schönheit, Informationen oder Produkten – einen Mehrwert beisteuern kann, dann bin ich schon zufrieden.

Welcher Teil Ihres Jobs ist am lukrativsten? Sie können es sich immerhin leisten, im Privatjet um die Welt zu reisen.
Von der Zusammenarbeit mit Sponsoren und Kunden, die mein Magazin oder mich als öffentliche Persönlichkeit unterstützen, profitiere ich am meisten. Das sind langfristige Kooperationen, die immer wieder neue Entwicklungen von Ideen und Produkten ermöglichen.

Sie scheinen einen guten Riecher zu haben für gesellschaftliche Trends. Aus welchem Business ist noch viel rauszuholen?
Momentan liegt mein Fokus auf dem Web-TV. Für mein Magazin habe ich die Interview-Serie «The Recipe Of My Success» gestartet, in der ich erfolgreiche Persönlichkeiten zu ihrer Karriere und dem Geheimnis ihres Erfolgs befrage. Mit diesen Leuten zu reden, ist für mich persönlich sehr interessant, und ich platziere mich gleichzeitig in einer Nische, die noch nicht so populär ist.

Auf Instagram, Twitter, Facebook und Pinterest haben Sie eine Gefolgschaft von 200'000 Fans. Welchen Profit lässt sich aus den sozialen Medien ziehen?
Ich bin da besonders deshalb aktiv, um eine nahe, persönliche Beziehung mit meinen Fans zu pflegen. Dabei geniesse ich die Freiheit, die es mir beispielsweise ermöglicht, in kürzester Zeit auf eine Neuigkeit zu reagieren, die in den Medien über mich publiziert wurde. Das ist mir sehr wichtig.

Sie schreiben nicht nur für Ihr Online-Magazin, sondern auch für die Print-Publikationen «Bilan» und das amerikanische «Haute Living». Äussern Sie eine Prognose, wie sich der Journalismus in den nächsten fünf bis zehn Jahren entwickeln wird. 
Ich glaube fest daran, dass sich qualitativ hochwertiges Schreiben durchsetzen wird. Das Internet ist ein Dschungel, der nun reguliert wird. Man wird sich vom schnellen, belanglosen Schreiben distanzieren und mehr in die Tiefe gehen. Die Zahl der Leser dürfte dadurch sinken, ihre Ansprüche jedoch steigen. Sie werden hungrig nach Qualität. Und für diese wird man bereit sein, zu bezahlen. Es ist wie bei der Musik oder beim TV: Früher wurde das Feld von Hackern beherrscht, heute bezahlt man dank den Copyrights.

Auf Instagram nennen Sie sich «QueenXenia». Wer ist Ihr König?
Süsse Frage. Leider kann ich sie nicht beantworten. Ich unterscheide sehr strikt zwischen Privat- und Arbeitsleben. Reality Show ist nicht mein Ding. 

Für 2014 wünschten Sie sich «mehr Küsse». Ihre Bilanz nach einem Monat?
Ich kann nur sagen: Mein Start des Jahres war super – in allen Bereichen. 

Von Charlotte Fischli am 10. Februar 2014 - 14:51 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 17:46 Uhr