Marisa Burn möchte, dass wir lernen, unsere wertvolle, freie Zeit zu nutzen und das eigene Wohlbefinden zu steigern. Sich eine Auszeit vom schnellen Leben gönnen – was mal wie spiritueller Luxus klang, ist jetzt für uns alle harte Realität. Ihr formschönes Selfcare-Sortiment für ein entspanntes und erfülltes Leben – bestehend aus Gemälden und Karten, die in meditativer Pinselführung entstanden zu sein scheinen, Raumdüften, Schmuck und Fashion mit Meinung – soll entschleunigen. Sie selbst ist ein kreativer Tausensassa: Die Aktivistin führt neben dem Shop eine Design Agentur und berät mit ihrer ebenso bezaubernden Zwillingsschwester Raphaela Pichler andere Unternehmen anhand innovativer Arbeitsformen. Die beiden gibt es als Podcast auf die Ohren («Living in Change») und als inspirierendes Insta-Dream-Team auf die Augen.
Hat Marisa längst geahnt, was da auf uns zukommt?
Style: Marisa, Covid-19 ist wie ein Blitz eingeschlagen. Kann man für sowas überhaupt auch nur im Ansatz gewappnet sein?
Marisa Burn: Man kann in soweit gewappnet sein, dass man weiss, dass vieles anders kommt als man denkt. Es war mir schon seit Langem klar, dass es so nicht weitergehen kann und dass ein Wandel stattfinden wird. Doch dass er so schnell kommt, hätte ich nicht gedacht. «Surrender» und «going inward» können heute schon fast als Slogans aus der Mindfulness-Welt gesehen werden. Jetzt kann man diese spezielle Zeit als Chance sehen, sich darin zu üben.
Was macht dieser Ausnahmezustand mit deinem Business? Wie verkraftet man die plötzliche Schliessung?
Ich habe zum einen grosses Glück, dass mein Business von Anfang an auf online ausgerichtet war. Wir haben auf Voranmeldung das Atelier geöffnet und machen regelmässige Atelier-Verkäufe an Wochenenden. Diese Verkaufs-Events fallen natürlich jetzt alle weg. Zudem sind wir momentan alle immer noch in einer Schockstarre und die Leute kaufen plötzlich nichts mehr ein – auch online.
Ich muss zugeben, ich fand es anmassend, die letzten Wochen Produkte zum Shoppen zu pushen, obwohl wir gerade alle andere Sorgen hatten. Da habe ich lieber an meinem Projekt #stayinspired gearbeitet, wo wir mit unserer Firma House of Change Tipps teilen, um zu Hause inspiriert zu bleiben. Langsam bin ich aber auch selber wieder in der Stimmung, etwas einzukaufen und es wird sich alles einigermassen «normalisieren»– sofern unsere Lieferanten wieder liefern können.
Muss jetzt ein Umdenken stattfinden? Wie geht man kreativ mit der Situation um?
Sicher. Ich bin seit langem eine Befürworterin eines Umdenkens und unterstütze auch Firmen und Privatpersonen mit unserer Firma House of Change, dieses Umdenken aktiv zu fördern. Wir leben ja immer noch in sehr historischen Systemen aus der Industrialisierung. Wir hätten zwar Möglichkeiten, die Welt neu, sozialer, kreativer und inklusiver zu gestalten, jedoch fehlt uns manchmal das Mindset und der Mut dazu.
Dinge, die man noch als hypothetische Szenarien diskutierte, sind nun eingetroffen und wir machen uns die Technologien so zu Nutze, wie sie unser Leben momentan braucht. Viele Firmen werden in ihrem Alltag kreativer und das rüttelt die Leute etwas wach – hinsichtlich der Tatsache, wie wir hier eigentlich tagtäglich unsere Zeit verbringen. Not macht erfinderisch. Ich hoffe, viele sehen es als Chance, zum Teil sowieso schon ausgelaufene Geschäftsmodelle radikal-neu zu überdenken.
Ein Blick in die Glaskugel: Was wird die Krise mit der Wirtschaft und somit mit euch machen?
Es wird sicher kein Zuckerschlecken im nächsten Jahr. Jedoch glaube ich daran, dass wir aus einer solchen Situation lernen, welche Werte in unserer Gesellschaft wichtig sind. Wir möchten eine Wirtschaft, die ganzheitlicher funktioniert. Wir werden emphatischer unseren Produzenten und Partnern gegenüber und schätzen Handwerk und Produkte sowie reale, haptische Erlebnisse mehr. Wir fordern die Politik und unser Umfeld heraus, längerfristige Lösungen für alle zu kreieren und beteiligen uns mehr an Diskussionen – von Technologie über Politik, Wirtschaft, Gesundheitswesen und Fairtrade in allen Bereichen bis hin zur Kreativ-Wirtschaft. Weil wir nun wissen, dass alles zusammenhängt, es keine Einzelkämpfer gibt und somit alles, was passiert, auch Auswirkungen auf unser Leben hat.
Schöne Momente sind derzeit selten. Gibt es die dennoch?
Dankbarkeit ist der Anfang von Glück. Auch ich tue mich schwer damit, mit der Kinderbetreuung und den eigenen Unternehmen nicht in Panik zu verfallen. Ich bin so dankbar für meine Familie, meine Freunde und all die Menschen, die sich momentan für etwas besseres einsetzen und sich gegenseitig helfen. Ich geniesse die Momente im Garten und vergesse die Zeit beim Brombeeren ausgraben. Jeden Abend, wenn ich müde in meinem Bett liege, muss ich an all die Flüchtlinge denken – ohne Schutz und Hilfe, wie sie auf sich selber gestellt sind. Und wir haben hier immer noch ein sicheres Obdach und alles, was wir brauchen.
Gerade in dieser Zeit ist es super wichtig, zu helfen, aber das ist eine andere Diskussion.
Wie kann man euch unterstützen?
Man kann uns unterstützen, indem man bei uns online einkauft oder einen Online-Kurs macht. Diese sind zwar noch nicht alle aufgeschaltet, kommen aber bald. Meldet euch für die Newsletter an und folgt uns auf Instagram, das gibt uns die Möglichkeit, neue Angebote mit euch zu teilen. Alle Kreativ-Kurse von Burninglights laufen über unser Kreativzentrum Burn Pichler House of Change.
Danke, Marisa 💜
Jetzt mal echt: Support Your Local Business!
Braucht auch euer Business Support?
Dann schickt eine Nachricht an styleonline@ringieraxelspringer.ch