Ein Instagram-Account, so harmonisch und ruhig bespielt, dass so manchem Influencer schwindelig werden dürfte: Julia und Dominic, das Dream-Team hinter der Shop-Schatzkiste Clomes, wissen, was Schöngeister heutzutage wollen: Ein Trio an handgeschliffenen Goldringen an einer gebräunten Hand zu einem dezentem Ketten-Gelage auf einem monochromen Look. Eine von Menschenhand geflochtene Tasche und ihr Schattenspiel. Pastellfarbenes Holzspielzeug – zwischen Trockenblumen drapiert. Mhm, das zieht. Schon seit sieben Jahren gehen ihnen Ästheten ins Internetz, bis Ende letzten Jahres konnte man in der Berner Länggasse in den kleinen Showroom spazieren. Man träumte grösser und zog im Januar in die Altstadt, schuftete Tag und Nacht, um Ende März einen nigelnagelneuen Laden in Bern zu eröffnen. Man ahnt es – dazu kam es nie.
Zum Glück gibt es ja aber das World Wide Web und genau da schillert das handverlesene Clomes-Universum aus Fashion, Beauty und Interior-Krimskrams von Handwerkskünstlerinnen und eigenständigen Designern aus der ganzen Welt weiterhin vor sich hin. Wir fordern bei Julia schon jetzt einen Begrüssungsdrink im neuen Shop ein, wenn das alles hier vorbei ist, und haben ihr bei der Gelegenheit ein paar Fragen gestellt.
Style: Julia, Covid-19 ist eingeschlagen wie ein Blitz. Kann man für sowas überhaupt auch nur im Ansatz gewappnet sein?
Julia: Es hat uns wohl alle gleichermassen unverhofft getroffen. Klar, wir wägen unsere Risiken ab und versuchen, diese zu minimieren. Doch das Szenario, dass alle Geschäfte infolge einer Pandemie in der Schweiz geschlossen werden, haben wir in der Tat nie durchgespielt. Gerade Situationen, die man selbst noch nie erlebt hat, sind schwieriger zu kalkulieren.
Was macht dieser Ausnahmezustand mit euch? Wie verkraftet man die plötzliche Schliessung?
Wir konnten unseren Laden leider gar nicht erst eröffnen. Seit dem 1. Januar 2020 haben wir unsere gesamten Kräfte sieben Tage die Woche in den Umbau unseres neuen Ladenlokals gesteckt. Ende Februar haben wir unser Geschäft dann an den neuen Standort gezügelt. Ende März wollten wir unseren neuen Laden in der unteren Berner Altstadt eröffnen. Nebst der Arbeit haben wir eine grössere Summe in den Umbau und die Einrichtung gesteckt. Die Investitionen dafür haben wir aus unserem Ersparten finanziert. Wir waren darauf angewiesen, den Laden schnellstmöglich zu eröffnen, da wir neben den Investitionen neu auch höhere Fixkosten haben (eine höhere Miete und Personal für den Laden, das wir bereits angestellt haben). Demzufolge war der Zeitpunkt für uns sehr ungünstig.
Muss jetzt ein Umdenken stattfinden? Wie geht man kreativ mit der Situation um?
Der Unternehmergeist und die Kreativität von vielen kleinen Unternehmen sind schön zu beobachten. Natürlich muss man in so einer Situation flexibel sein und vor allem kreativ. Spätestens jetzt wird bei so manchem Unternehmer wohl ein Umdenken stattfinden, insbesondere im Bezug auf die Digitalisierung. Vielleicht haben wir jetzt auch die Chance «Online-Skeptiker» von den Vorteilen des Onlineshoppings und den bequemen und trotzdem persönlichen Services unseres Einkaufserlebnisses zu überzeugen. Für uns steht unser Online-Kanal im Zentrum, denn diesen können wir in der aktuellen Lage aufrechterhalten.
Ein Blick in die Glaskugel: Was wird die Krise mit der Wirtschaft und somit mit euch machen?
Wir wollen gestärkt aus dieser Krise gehen. Seit 7 Jahren stecken wir unser ganzes Herzblut in clomes.ch und die Vision dahinter. Wir unterstützen kleine Unternehmen, die ihre Produkte fernab von riesigen Fabriken fertigen. In den Produkten steckt viel Liebe. Sie sind unter fairen Bedingungen gefertigt und überzeugen mit langlebiger Qualität. Was wir bereits seit vielen Jahren «predigen», kommt gerade vermehrt in den Köpfen der Gesellschaft an. Wir können nicht so weiterfahren wie bisher. Und vielleicht hat diese Krise ja sogar etwas Gutes: Ein Umdenken der Gesellschaft ist wünschenswert. Nicht nur jetzt, sondern anhaltend.
Schöne Momente sind derzeit selten. Gibt es die dennoch?
Absolut. Freunde und Familie überraschen sich gegenseitig mit Geschenken, Blumen und Menüs, die sie einander nach Hause liefern lassen. Sie unterstützen damit regionale Kleinunternehmen, die auf genau diesen Support aktuell angewiesen sind. Wir empfinden diese Momente als enorm schön, da sie doch so überhaupt nicht selbstverständlich sind. Wir beobachten auch, dass aus unserem Sortiment mehr verschenkt wird, was uns selbst natürlich noch viel mehr freut. Wir erfahren aktuell allgemein sehr viel Unterstützung und Solidarität von unseren Kundinnen und Kunden, was Mut macht.
Nebst Geschäftspartnern sind wir privat eine junge Familie. Unseren knapp zweijährigen Sohn betreuen wir aufgrund der aktuellen Lage zu 100% selbst. Das bringt einerseits zwar mehr Koordinationsaufwand und macht das Arbeiten manchmal etwas schwieriger, doch andererseits ist es umso schöner, mehr Familienzeit zu haben.
Wie kann man euch unterstützen?
Mit einer Bestellung bei uns im Onlineshop können wir den Umsatzausfall für den Laden ausgleichen. Wir stehen auch gerne beratend zur Seite, aktuell via WhatsApp oder Email.
Wir haben es uns zum Ziel gemacht, ohne Unterstützung durch diese Krise zu kommen. Dafür brauchen wir die Online-Einkäufe. Und wir freuen uns genauso fest über Unterstützung in Form von persönlicher Weiterempfehlung, über Abos und Likes auf unseren Social-Media-Kanälen oder über Bewertungen. Und wenn es dann soweit ist, freuen wir uns über zahlreiche Kundschaft in unserem neuen Laden, sobald wir dann endlich eröffnen dürfen.
Wir freuen uns! Danke, Julia 💜
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