Streift man durch die Boutiquen von Colora (sie haben mittlerweile Shops in Aarau, Basel, Köniz, Winterthur, Langenthal, Luzern und Zürich), kann man sich gar nicht sattsehen an den leuchtenden Farben. Grüntöne so kräftig wie Wiesen oder rote Nuancen wie saftige Erdbeeren –auf Leinen aus dem Emmental, das sich sanft um den Körper schmiegt. Die Kleider werden in einer der letzten Stückfärbereien der Schweiz oder in Nähateliers in Italien zum Leben erweckt. Vom Weber zum Stricker, von der Designerin zur Näherin, vom Färber bis zur Verkäuferin – von allen steckt etwas in jedem Kleidungsstück. Als Mitglied von Fashion Revolution setzt Colora auf nachhaltige und faire Produktion von A bis Z. Jeder Stoff, jeder Faden ist mit grösster Sorgfalt ausgesucht und umweltfreundlich transportiert. Seit dem Lockdown führt der Weg ausgewählter Teile nur noch per Post in die Briefkästen der Kunden. Andrea erzählt uns, wie das Colora-Team mit der Umstellung umgeht.
Style: Andrea, Covid-19 ist wie ein Blitz eingeschlagen. Kann man für sowas überhaupt auch nur im Ansatz gewappnet sein?
Andrea Zwygart: Nein, bestimmt nicht. Schon gar nicht, wenn die neue Frühlings- und Sommerkollektion in den Boutiquen für unsere Kundinnen und Kunden bereit liegt. Es zerreisst einem das Herz. Wir sind ein kleines Unternehmen, wir produzieren nicht irgendwo mit irgendwelchen Menschen. Wir wissen, wer die Handgriffe macht, jede und jeder arbeitet mit Herzblut daran, dass die Kollektion zur richtigen Zeit fertig ist und dann kommt Corona – es ist nicht zu fassen.
Was macht dieser Ausnahmezustand mit euch? Wie verkraftet man die plötzliche Schliessung?
Man versucht, nicht in Panik zu geraten und muss erst fassen, was überhaupt passiert. Was heisst es für die Firma, für jeden ganz persönlich, zu Hause zu bleiben, obwohl so viel zu tun wäre? Plötzlich wird es ganz still – aber man kann diese Stille kaum aushalten. Der Lockdown reisst ein grosses Loch in die Kasse. Wir leben hauptsächlich vom stationären Handel und dem persönlichen Kundenkontakt. Das ist unsere Stärke. Wie sollen wir dies nun weiterführen, wenn «Social Distancing» gefordert wird und wir nicht nur auf die Gesundheit der Mitmenschen, sondern auch auf unsere Gesundheit achten müssen?!
Muss jetzt ein Umdenken stattfinden? Wie geht man kreativ mit der Situation um?
Auf jeden Fall. Bestimmt wird einem Grossteil der Menschen nun klar, wie abhängig und fragil die weltweit verknüpften Lieferketten sind. Wie schön ist es da doch, wenn man im Quartierladen um die Ecke oder beim Bauern aus der Gegend einkaufen kann! Ja, ich denke, dass die Wertschätzung für lokale Produkte zunehmen wird. Nach dem ersten Schock haben wir sofort reagiert und in kurzer Zeit einen Onlineshop mit einem Teilsortiment auf die Beine gestellt. Mit wöchentlichen Newslettern, Outfit-Vorschlägen und Telefonberatungen bleiben wir in persönlichem Kontakt mit unseren Kundinnen. Dadurch ist mittlerweile schon fast so etwas wie eine neue Routine entstanden. Die positiven Feedbacks der Kundinnen tun gut und motivieren zum Weitermachen. Wir sind in den sozialen Kanälen fitter und wacher geworden, für uns hat sich quasi ein neues Feld aufgetan.
Ein Blick in die Glaskugel: Was wird die Krise mit der Wirtschaft und somit mit euch machen?
«Buy local» wird wichtiger werden. Mit unserer nachhaltigen Modekollektion, den kurzen Produktionswegen und der engen Zusammenarbeit mit Partnern aus der Schweiz fühlen wir uns zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Mit den beiden Firmen Swissflax und Textil AG beispielsweise können wir neue Synergien schaffen, die uns helfen, authentisch und echt unseren eingeschlagenen Weg zu verfolgen. Was die Krise mit der gesamten Wirtschaft macht, darüber spreche ich gerne mit euch – in einem Jahr.
Schöne Momente sind derzeit selten. Gab es die dennoch?
Es gibt täglich und immer wieder sehr schöne Momente. Trotz Distanz erfahren wir mehr Nähe unter den Menschen. Wir erhalten wunderbare Rückmeldungen, Tipps und Anregungen von unseren Kundinnen. Das hilft uns enorm, positiv zu bleiben. Auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden aktiv und kreativ.
Wie kann man euch unterstützen?
Man kann unsere Stückfärberei besuchen und sehen, wie unsere Kleider gefärbt und gefertigt werden (hier könnt ihr schon mal virtuell einen Blick reinwerfen.) Man bekommt eine Vorstellung davon, was es braucht, bis so ein wunderbares Kleid aus Leinen im Laden hängt. Und wir freuen uns natürlich auf euren Besuch nach der Corona-Zeit. Sowohl in den Boutiquen als auch in unserer Stückfärberei in Huttwil. Unterstützt uns, teilt die Colora Beiträge auf Social Media und schaut auf unserem Onlineshop vorbei. Sprecht darüber, wie wichtig es ist, fair einzukaufen und lokale Geschäfte mit «Slow Fashion» zu unterstützen.
Danke, Andrea 💜
Jetzt mal echt: Support Your Local Business!
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