Tina Huber atmet tief ein. In ihrer Rechten hält sie einen langhaarigen Pinsel. Beim Ausatmen lässt sie alle Vorstellungen und Erwartungen los, setzt den Pinsel an und lässt ihn schnell und intuitiv über den Rohbrand gleiten, seine Farbspur hinterlassend. Aus dieser kontemplativen Achtsamkeit heraus entsteht ein Objekt zwischen Kunst und Keramik, ein Resonanzraum.
Das Töpfern kanalisiert die innere Schaffenskraft, die die Wahlzürcherin schon als Kind antrieb. Es lässt sie besser schlafen. Braucht aber auch Mut, den Mut zur Imperfektion, denn bei Tina Huber sieht kein Stück gleich aus. Es handelt sich um Einzelstücke, Gegenpole zur globalisierten Welt. «Fabrikware kann man überall kaufen, zu Spottpreisen. Bei mir darf es Dellen haben, Tropfen sind sichtbar. Man sieht, dass es handgemacht ist, dass die Form lebt. Am Anfang wollte ich so perfekt sein wie möglich, aber so ist das Leben nicht.» Sie arbeitet im Handbuilding-Verfahren, also ohne Drehscheibe, mit Ton aus Einsiedeln.
Der Name Tinamite, eine Wortkreation ihres Mannes, umschreibt ihre explosive Schaffenskraft: «Meine Wesensart ist pragmatisch und grosszügig, so auch meine Arbeit: schwungvoll mit Klecksen», meint sie. Inspiriert von asiatischen Maltechniken hat sie sich auf Brush-Painting spezialisiert. Dazu befreit sich Huber von Bildern im Kopf und kreiert mit Ton ihre Werke. Sie bietet auch Töpferkurse und Keramikmalen an. Und findets schön, wenn sie ihr Unternehmen klein und intim halten kann.