Matthias Klemenz ist Make-up Artist und Hair Stylist. Unter anderem für Entertainerin Barbara Schöneberger. Heisst: Dieser Mann schminkt diese Frau. Dafür wird er bezahlt. Von ihr. Dass der Mann seine eigenen Augenringe abdeckt und sich mit Antifalten- oder Feuchtigkeitscreme pflegt, kommt für Barbara aber nicht in die Tüte.
«[…], aber wenn ihr euch jetzt auch noch schminkt … ich finde, irgendwo ist auch mal ein Punkt. […] Bitte! Nicht! Schminken! Auch nicht die Augenschatten abdecken, das ist auch schon schminken. Und auch nicht die Wangen irgendwie betonen oder so. Schmiert euch morgens irgendne Creme ins Gesicht […] Es ist völlig wurscht, was ihr euch ins Gesicht schmiert.»
Achso. Männer sollen sich also weder pflegen noch optimieren dürfen, weil «Männer sind Männer. Ich finde Männer sollen irgendwie auch Männer bleiben.» Was genau heisst denn das, liebe Frau Schöneberger? Ist Vierfach-Vater und Ex-Profi-Fussballer David Beckham kein Mann, weil er gerne Nagellack, schöne Frisuren und für den richtigen Anlass auch mal Lidschatten trägt? Ist Schauspieler Ezra Miller kein Mann, weil er sich für Lippenstift, Rouge und vermutlich Tagescreme begeistern kann? Goldjunge Jared Leto mag Eyeliner, lange, seidige Mähnen und Schluppenblusen. Kein Mann?
So viel Shit kommt selten allein
Die Moderatorin erzählt Scheiss, das Internet schlägt mit einem tosenden Shitstorm zurück. Über 31.000 Kommentare zählt das fatale Filmchen aktuell bei Instagram. «Wie enttäuschend ist das bitte?», «Sexismus wird bei Barbara besonders gross geschrieben.» oder «Welcome to 2019, Oma … du solltest deine Uhr nur 1 Stunde zurück stellen und nicht direkt 50 Jahre!!». Von Blogger und Vogue-Kolumnist Fabian Hart flatterte ein offener Beschwerde-Brief ins digitale Barbara-Postfach, Influencer Sami Slimani motzt direkt unter dem Post. Und Barbara? Die rudert inzwischen zurück. Direkt rein in den nächsten Sch*****-Strudel. Jetzt hat sie gar nicht die Jungs gemeint, die «sich regelmässig schminken, die bunt sind, ihre Individualität ausdrücken wollen.» Eher so die, die sie früher gedatet habe. Hmm … Also Hetero-Männer, nehmen wir mal an. Dann ist Make-up, ganz klischeegetreu, demnach nur was für Frauen und Homosexuelle? Irgendwie ja noch mal die gleiche Message in grün. Oder sollten wir sagen braun?
#schminkenfürbarbara
Liebe Frau Schöneberger, natürlich haben wir sehr viel grössere Probleme, als den Käse, den Sie da auf den sozialen Netzwerken verzapfen. Aber ganz ehrlich: Muss denn das jetzt auch noch sein? Wo wir doch gerade alle so angestrengt für Gleichberechtigung, Gender-Neutralität und die persönliche Freiheit kämpfen? Ja, auch Sie haben ein Recht auf ihre eigene Meinung. Aber Sie haben nunmal auch eine enorme Reichweite, irgendwie Vorbild-Charakter und ganz sicher Köpfchen. Bitte, bitte Letzteres beim nächsten Mal doch einfach einschalten, bevor sie wieder total lustig, frech und salopp ihren Senf auf diesen fettig-heissen Instagram-Hot-Dog geben. Danke!