Am kommenden Mittwoch feiern wir wieder den importiertesten aller Bräuche. Süssigkeiten-Schalen werden aktuell landauf, landab für Halloween befüllt. Und wer dieses Jahr nicht als Influencer zur Halloween-Party des Vertrauens schlendert, staubt noch husch ein altes Fasnachtskostüm ab.
Hundekostüme sind ein Riesengeschäft
Und bei «Trick or Treat» müssen halt auch die süssen Fifis zur selbstauferlegten Corporate Identity passen. Das Einkleiden der Vierbeiner ist natürlich nichts Neues. Längst apportieren Hunde ihre Stöckchen auch im schnittigen Winterpulli. So nah am Boden, wie einige von ihnen laufen, ist das teilweise sogar sinnvoll. Aber kostümieren, das ist nochmal ein ganz anderes Paar Schuhe.
Einige grosse Detail- und Einzelhändler haben das Geschäft mit den Tierkostümen längst für sich entdeckt. Laut The Guardian geben US-Amerikaner pro Jahr rund 350 Millionen Franken für die Kostümierung ihrer Hunde aus. Und in England ist nach dem Auftritt einer Dame mit ihrem kostümierten Hund gerade eine landesweite Debatte entbrannt. Bloggerin Kelly Whelpdale setzte sich mit ihrer als Kürbis verkleideten Hündin Lulu bei «Good Morning Britain» aufs Sofa. «Not okay», schrien Hundefreunde im ganzen Land. Whelpdales schlagkräftiges Argument gegen den Shitstorm: «Sie fühlt sich total wohl.» Das wird niemals jemand widerlegen können. Immerhin können Hunde auch 2018 nicht für sich selbst sprechen.
Hundekostüme sind nicht «artgemäss»
In Tierschutzorganisationen haben unsere pelzigen Freunde dafür eine heeresstarke Anwaltschaft gefunden. Wir haben bei Vier Pfoten nachgefragt: Ist denn das Kostümieren von Hunden schon Tierquälerei? Vier-Pfoten-Heimtierexpertin Sarah Ross sagt: «Je nach Modell wird nicht nur die Bewegungsfreiheit der Tiere eingeschränkt, die Kostümierung verhindert auch die Kommunikation mittels Körpersprache.» Hunde würden ihre Gefühle mittels Stellung der Ohren, der Haltung der Rute, ihrer Körperhaltung und den Augen vermitteln. «Werden diese Kommunikationsmittel durch ein Kostüm verdeckt, ist den Vierbeinern jegliche Möglichkeit zur artgemässen Kommunikation genommen», ergänzt Ross. Die Materialien könnten je nachdem auch zu Hautbeschwerden führen. «Die Vermenschlichung des Tieres durch absurde Kostümierung ist darüber hinaus nicht artgemäss», stellt die Heimtierexpertin klar.
Was tun? Möglicherweise selbst den Kürbis über den Kopf ziehen und im Zweifelsfall aufs Hundekostüm verzichten. Die Süssigkeiten kriegen die Tiere ja auch nicht.