Wer mich gut kennt und im Büro gegenüber (gell, Kristin) oder neben mir (gell, Véronique) sitzt weiss, dass ich für mein Leben gerne esse (und ziemlich unausstehlich werde, wenn ich über längere Zeit keine Nahrung erhalte). Genauso überlebenswichtig wie das morgendliche Pausenbröötli und die Schoggi am Nachmittag sind für mich Kaffee und gelegentlich eine Zigarette am Abend, am liebsten in Kombination mit Alkohol. Ach, das Leben kann so schön sein! Wieso sollte ich also freiwillig auf all das verzichten? Ganz einfach: Weil Christina van der Schaar von Holistic Health mich überzeugen konnte, meinem Körper endlich etwas Gutes zu tun. Zugegeben, ich ernähre mich nicht komplett ungesund. Trotzdem klage ich oft über Müdigkeit oder fühle mich antriebslos. Sport könnte sicher helfen. Aber bevor ich damit anfange verzichte ich lieber für ein paar Tage auf meine üblichen Gewohnheiten und gelobe mir danach Besserung.
Vorbereitung
Vor dem Start musste ich entscheiden, wie lange ich detoxen möchte. Einem Anfänger wie mir rät Christina die 3-Tages-Variante. Kurz und schmerzlos, dachte ich mir – sehr gut! Bevor es losging erhielt ich eine persönliche Mail mit genauer Beschreibung, wie ich mich am besten auf die kommenden Tage vorbereite. Anders als bei den gängigen Kuren aus dem Reformhaus fühlte ich mich gleich gut aufgehoben. Auf über sechs Seiten schildert sie den genauen Ablauf (inklusive Darmspülung, auf welche ich hier nicht weiter eingehen werde - herrje!). Schon einige Tage vorher sollte man besonders auf die Ernährung achten, damit das Verdauungssystem entlastet wird. Fleisch, Weizenprodukte, roher Fisch, frittierte Lebensmittel, Zucker, Alkohol, Kaffee und Nikotin sollten spätestens zwei Tage vor Start vermieden werden. Am Abend vor dem 1. Tag fuhr Christina persönlich bei mir vorbei und belieferte mich mit insgesamt 3 Säckli à 4 Säften plus 1 Suppe für jeden Tag. Mit einer letzten Umarmung sagt sie: Du schaffst das, ist echt total easy! Ich will es ihr mal glauben...
Tag 1
9.00 Uhr: Bereits zu spät dran! Auf dem ersten Saft steht nämlich gross «7.30». Aber zu dieser Uhrzeit schlafe ich für gewöhnlich noch. Die Inhaltsstoffe klingen vielversprechend: Melone, Gurke, Apfel, Ingwer, Zitrone und Basilikum. Und tatsächlich – das Zeugs schmeckt echt gut! Entgegen der empfohlenen langsamen Verzehrung («Die konzentrierten Säfte werden schluckweise getrunken, beinahe gekaut») schlinge ich den fruchtigen Inhalt schneller runter als mein Computer hochfahren kann. Das Bröötli vermisse ich keine Sekunde.
11.00 Uhr: Saft Nr. 2 schmeckt mir leider nicht ganz so gut wie Saft Nr. 1: Fenchel (daran liegt es wohl), Grapefruit, Orange, Apfel, Ingwer, Basilikum, Pfefferminz. Aber macht nichts, ich bin gestärkt und habe für die Kolleginnen, welche sich zum Sushi verabreden, nur ein müdes Lächeln übrig. Christina riet mir, die sozialen Kontakte in dieser Zeit auf ein Minimum zu reduzieren. Ich beschliesse deshalb, alleine am See entlangzuspazieren. Was für eine Wohltat. Und das Beste: Ich habe keinen Hunger.
13.00 Uhr: Zurück im Büro genehmige ich mir bereits den zweitletzten Saft des Tages: Apfel Karotte, Ingwer, Zitrone, Pfefferminz. Schmeckt wieder hervorragend. Die Pralinés, welche auf die Redaktion geliefert werden, ignoriere ich eisern. (Anmerkung der Kristin: Die Mandeln in der Schublade waren da einiges verlockender... Aber hey, wir sind ein Team und unterstützen einander - wenns sein muss sogar mit roher Gewalt, gäll Raphaela! Die Mandeln, die ich dir in deiner dunkelsten Stunde so freundschaftlich aus der Hand geschlagen habe, werd ich dann irgendwann noch zusammensammeln...).
15.30 Uhr: Ich trotze mit dem letzten Säftchen des 1. Detox-Tages: Spinat, Zucchetti, Apfel, Stangensellerie, Peterlie, Zitrone, Ingwer. Nochmal kurz raus auf die Terrasse, mir von allen Seiten dumme Sprüche anhören und dann endlich nach Hause – Puh, das wäre geschafft.
19.00 Uhr: Das Highlight des Tages kommt erst noch: die Karotten-Kokus-Ingwer-Suppe schmeckt mir so gut, dass ich nicht fassen kann, absolut keinen Hunger zu haben. Aber der salzige Kontrast zu den eher süssen Säften ist eine wahre Wohltat für meinen Gaumen. Um 22h lege ich mich bereits ins Bett. 10 Stunden später wache ich wieder auf – herrlich, dieses Nichtstun!
9.00 Uhr: Was sich wirklich als praktisch erweist: Ich muss mir weder Gedanken zum Frühstück noch zu sonst irgendeiner Mahlzeit machen. Ich packe am Morgen einfach alle Säfte ein und bin für den Tag gerüstet.
11.00 Uhr: Das Wetter ist trotz Hochsommer mies. Daher entscheide ich mich, den Mittag im Hamam zu verbringen. Beste Entscheidung! Der Spa-Tempel ist menschenleer und ich tiefenentspannt.
13.00 Uhr: Meinen Wasserkonsum habe ich ebenfalls hochgeschraubt was dazu führt, dass ich eigentlich ständig am trinken (oder auf der Toilette) bin.
15.30 Uhr: Die erstaunlichste Tatsache: die Bauchmerzen, die mich oft quälen sind komplett verschwunden. Der Säure-Basen-Haushalt pendelt sich wohl langsam ein und der Verzicht auf Kaffee und Nikotin sind bestimmt auch nicht unschuldig daran.
19.00 Uhr: Heute gibt es Tomatensuppe. Und ich muss erneut betonen, wie unfassbar lecker diese schmeckt! Rezept bitte!
Tag 3
9.00 Uhr: Bereits der letzte Tag. Andere würden vielleicht darüber klagen, dass es bereits der dritte Tag in Folge ohne Sport ist. Ha! (In dieser Zeit sollte man nämlich auf zu strenge körperliche Aktivitäten verzichten). Ich fühle mich gut und der Bauch ist spürbar flacher als anfangs Woche. (Aber hey, darum geht’s ja nicht!)
11.00 Uhr: Ich denke mir: das letzte mal Fenchel in kaltgepresster Form, juhuuu!!!
13.00 Uhr: Zum ersten Mal verspüre ich einen leichten Hunger. Aber es ist ja nur noch ein paar Stunden hin, das schaffe ich.
15.30 Uhr: Der letzte Saft ist geschafft und ich freue mich darüber, wie gut ich mich fühle.
19.00 Uhr: Die härteste Probe folgt jetzt. Auf dem Nachhauseweg stoppe ich bei meiner Mutter. Bereits im Treppenhaus rieche ich den Grillgeschmack – Horror!! Ich ignoriere ihre Worte «Ach komm, es ist doch der letzte Tag, ist doch egal!», packe ein, wofür ich gekommen bin und schlinge im Anschluss die letzte Suppe runter. Tatsächlich bin ich ein wenig traurig darüber, dass es schon vorbei ist.
Fazit: Bleibt nur noch zu sagen: Ich fühle mich grossartig, ich würde es jederzeit wiedertun, und an alle, die ich vielleicht zwischendruch doch mal angeschnauzt habe:
Alle Infos gibt es hier: holistichealth.ch