Dass wir gerade alle im gleichen Boot sitzen, wird vor allem in Momenten wie diesem wieder deutlich: Wir haben uns mit Designerin Kathrin Eckhardt in Verbindung gesetzt, die zwar Schweizerin, aber gerade ganz woanders auf der Welt zu Hause ist. In Ghana kreiert und produziert sie zusammen mit ihrem kleinen Team Körbe, Decken, Kleidung und Stühle – kurz: Dinge, die das Leben schöner machen – und vertreibt diese online und an «Open Studio Days» in ihren Studios in Zürich und Accra.
Jetzt sitzt sie fest, die Türen ihrer Studios zu öffnen, wäre sinnlos, das Nähatelier wurde vorübergehend geschlossen … und nun? Kathrin Eckhardt macht, was sie am besten kann: gute Vibes verbreiten, ihre spirituelle und kreative Energie fliessen lassen und fest daran glauben, dass alles wieder gut wird und der Struggle uns sogar besser und stärker macht.
Weil wir uns davon eine Scheibe abschneiden und unbedingt auch ihre Arbeit unterstützen wollen, haben wir noch weiter nachgefragt.
Style: Covid-19 ist eingeschlagen wie ein Blitz. Kann man für sowas überhaupt auch nur im Ansatz gewappnet sein?
Kathrin Eckhardt: Nicht, wenn man funktioniert wie unser Unternehmen. Wir sind ein sehr freies, innovatives Unternehmen, das aus Inspiration gegründet wurde und eng mit Ghana zusammenarbeitet. Wir planen von Jahr zu Jahr, verdienen und reinvestieren stets in neue Projekte. Da ist es schwierig, Rückstellungen zu machen, geschweige denn eine Absicherung in diesem Ausmasse bereitgestellt zu haben.
Was macht dieser Ausnahmezustand mit euch?
Das Ausmass dieser Krise bedeutet eine grundlegende Veränderung unseres Agierens. Wir haben mit den «Open Studio Days» den grössten Teil unseres Umsatzes generiert. Wir durchleben verschiedene Stadien von Schock, Erstarrung, Ratlosigkeit bis hin zur Suche nach neuen Wegen für das Unternehmen in der aktuellen Situation. Vielleicht verändert sich die Situation noch mehr. Deshalb fragen wir uns auch, warum nicht einfach erstmal abwarten und Ruhe bewahren? Tag für Tag zu schauen, was ist heute machbar und sinnvoll. Es ist unglaublich schwierig weitere Entscheidungen zu treffen, wenn jeder Tag wieder völlig neue Tatsachen bietet.
Unser Nähatelier in Ghana wurde für ein paar Wochen geschlossen, Transportwege sind viel teurer, wir wissen momentan nicht, wann wir aus Ghana zurückkommen können, da der Flugverkehr stark eingeschränkt ist. All das lehrt einen, im Moment zu sein, die Situation zu akzeptieren und darauf zu vertrauen, dass es wieder anders kommt.
Muss jetzt ein Umdenken stattfinden? Wie geht man kreativ mit der Situation um?
Ja, natürlich. Man hat es kommen sehen, irgendwie latent gespürt, dass sich die Welt bald anders drehen wird – und es war auch bitter nötig. Die neuen Umstände ins Leben zu integrieren, ist trotzdem eine Herausforderung. Mir hilft es, mit spirituellen Praktiken, Tanz und Yoga möglichst inspiriert zu bleiben. Ich habe wieder begonnen, zu skizzieren, umgebe mich mit Schönem, verbringe viel Zeit im Garten und versuche mir vorzustellen, was da noch alles sein könnte, wenn sich die Weltordnung ändert. Ich tue Dinge, die dem Herzen gut tun. Ich glaube fest daran, wenn wir unserem Herzen folgen, wird es uns den Weg weisen.
Unsere Kollektionen waren schon immer da, um Menschen Mut zu machen und sie zu bestärken, von der Produktion bis zu den Konsumentinnen. Wir fühlen uns – gerade in der aktuellen Situation – darin bestätigt und möchten mit unseren Produkten jetzt mehr als je zuvor im bestmöglichen Sinne dem grossen Ganzen dienen.
Ein Blick in die Glaskugel: Was wird die Krise mit der Wirtschaft und somit mit euch machen?
Mein idealistisches Herz hofft, dass ein grossflächiges Umdenken stattfindet. Konsumenten/innen verstehen wieder, was es bedeutet, ein sinnvolles Produkt herzustellen und einen gerechten Preis dafür zu bezahlen. Es wird bewusster konsumiert, die Spreu trennt sich vom Weizen, Geld wird gerechter verteilt. Über die Bewusstseinstransformation werden korrupte und ausbeutende Firmen minimiert.
Die Gesellschaft reorganisiert sich, online werden interessante, neue Formate entstehen, Kommunikation wird auf neuen Wegen möglich sein. Wir alle werden vom Herzen her näher zusammenrücken, einen neuen Blick aufs Leben bekommen, das grosse Ganze etwas bewusster wahrnehmen. Die Arbeit an sich wird den hohen Stellenwert verlieren, wir werden «neuen» Werten wie Mitgefühl, Solidarität, Gesundheit und Familie wieder mehr Aufmerksamkeit schenken.
Schöne Momente sind derzeit selten. Gibt es die dennoch?
Es gibt viele schöne Momente! Die Solidarität und Anteilnahme beispielsweise. Kundinnen, befreundete Labels, Familie und Freunde, sie alle solidarisieren sich. Allen geht es gleich, das verbindet und ist wunderschön zu sehen.
Wie kann man euch unterstützen?
Besucht unsere Onlineshops und bestellt die Produkte dort. Sollten sie nicht passen, kann man sie innerhalb einer bestimmten Frist zurückschicken. Habt Geduld, falls die neue Kollektion etwas später kommen mag und bleibt im Spirit mit uns verbunden. Beobachtet weiterhin, was wir kreieren. Und bleibt offen, neue Formen von Konsumwegen auszuprobieren.
Danke, Kathrin 💜
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