Bad Boy, der. Per Definition: Ein schwieriger Junge, der trinkt, sich prügelt und sonst noch alles tut, was zu einem solchen Image gehört. Gemäss diverser Studien hat er mehr Erfolg bei Frauen. Studien … So theoretisch, was? Praktisch sieht es beim Fallbeispiel Travis Scott nämlich etwas anders aus. Der 28-Jährige ist spätestens seit seinem Album «Astroworld» (2018) extrem erfolgreich – nicht nur bei seinen weiblichen Fans –, in den USA bekam er dafür sogar Doppel-Platin. Dabei ist der Amerikaner gar nicht so böse. In Interviews wirkt er schüchtern, schaut immer wieder verlegen zu Boden, lacht fröhlich über die Witze der Moderierenden oder seine eigenen.
Er ist der freundliche Rapper, etwas versteckt, hinter einer grellen, dem Hip-Hop-Hochadel angemessenen Fassade. Dazu gehören prächtiger Zahnschmuck, riesige Halsketten, schwere Uhren. Bling. Kombiniert mit einer Aura der vollkommenen Herablassung gegenüber dem Rest der Welt, ist der Look für die grosse Bühne augenscheinlich komplett. Und dann sieht man ihn auf Instagram mit Töchterchen Stormi, und sofort zersplittert die harte Schale und fällt von ihm ab. Gekonnte Durchbrechung der Illusion? Man steckt einfach nicht in ihm drin.
Übrigens: Seinen Namen, Jacques Webster der Zweite (nach seinem Vater), hat er durch die Namen seiner beiden Superhelden ersetzt: Onkel Travis und Künstler Kid Cudi alias Scott Mescudi.