Mit Hits wie «Himalaya», «Du» oder «Ke Bock» sang sich der 22-Jährige Bieler Nemo Mettler in unsere Herzen. Im Sommer 2020 war dann aber Schluss – zumindest mit Mundart. Unter neuem Künstlernamen brachte «Not Nemo» seither englische Songs heraus. Zur Feier des zehnjährigen Schweizer Jubiläums von Zalando findet der fünffache Swiss-Music-Award-Gewinner seine Mundart-Stimme wieder: Mit Rapperin KT Glorique veröffentlicht er heute den Song «Chleiderchäschtli».
Style: Nemo, lange hat es gedauert, über zwei Jahre um genau zu sein, aber jetzt ist es soweit: Dein neuer Mundart-Song ist da. Worum geht es in «Chleiderchäschtli»?
Nemo: Der Song beschreibt den Moment, kurz bevor man die Wohnung verlässt. Man wirft einen letzten Blick in den Spiegel und fragt sich: Passt alles? Welche Schuhe ziehe ich an? Wäre eine andere Kette nicht doch besser? Braucht es noch Ohrringe? Vielleicht geht man dann nochmal einen Schritt zurück, aber danach geht man raus auf die Strasse.
Was bedeutet dir dieser Moment?
Ich finde ihn sehr schön. Wenn ich mich anschaue und denke «hey, heute sehe ich cool aus, so fühle ich mich wohl», dann gibt mir das viel Selbstbewusstsein.
Du widmest den Song dem zehnjährigen Jubiläum von Zalando in der Schweiz. Shoppst du selbst viel online?
Ich gehe nach wie vor gerne in Läden und lasse mich inspirieren. Wenn ich aber spezifisch etwas suche, dann mache ich das online. Wie zum Beispiel Socken. Ich weiss nicht wieso, aber die gehen bei mir immer verloren. Bei Zalando kann ich genau filtern, was ich brauche, welche Grösse ich habe und sogar, ob sie nachhaltig sein sollen. So bin ich viel effizienter.
Der Song ist eine Hommage ans «Chleiderchäschtli». Wie sieht denn deins aus?
Das ist schwierig in einem Satz zu sagen. Es ist aber sicher sehr farbig. Und ich habe viele Kleidungsstücke, die mir persönlich sehr wichtig sind und mich schon eine Weile begleiten.
Zum Beispiel?
Da ist ein Pullover mit einem Schachbrettmuster. Ich trage ihn zwar heute nur noch selten, aber immer, wenn ich ihn anziehe, dann habe ich dasselbe positive Gefühl wie damals, als ich ihn gekauft habe. Den habe ich jetzt bestimmt schon fünf Jahre.
Hast du Lieblingskleider?
Zurzeit sind es meine Crocs. Das ändert sich bei mir aber laufend.
Gibt es auch etwas, das du nie anziehen würdest?
Nein. Ausser vielleicht ein Kleidungsstück mit einer politischen Haltung, die mir nicht entspricht. Aber sonst kann ich mir nichts vorstellen. Ich ziehe auch viele Sachen an, die andere wahrscheinlich nicht tragen würden.
Wie zum Beispiel einen Tüllrock?
Genau. Mir kommen manchmal solche Ideen und dann probiere ich sie einfach aus. Wenn ich mich dabei wohlfühle, dann ziehe ich es wieder an. So einfach ist das.
Typisch Mann, typisch Frau. Gibt es sowas für dich bei Mode?
Ich denke, es würde unserer Gesellschaft gut tun, wenn wir weniger in Rollen denken würden. Es ist ermüdend, wenn man sich immer fragen muss, ob man das jetzt darf oder nicht. Jeder und jede soll das tragen können, womit er oder sie sich identifizieren kann. Das ist eine ganz persönliche Entscheidung, die jeder für sich treffen muss. Wieso sollten wir also an diesen Rollen festhalten?
Möchtest du mit deinem Look auch ein Stück weit ein Statement setzen?
Nicht bewusst. Wenn ich mit jedem Look eine gesellschaftskritische oder politische Message transportieren müsste, dann wäre mir das viel zu anstrengend. Mode muss für mich in erster Linie einfach Freude machen.
Wie stehst du zum Thema Nachhaltigkeit bei Kleidern?
Das ist mir sehr wichtig. Ich schaue zwar immer, dass ich eine gute Auswahl im Schrank habe, aber es darf auch nicht zu viel sein. Alles, was ich nicht brauche oder nicht mehr möchte, gebe ich an andere Menschen weiter. Für mich ist Mode ein Kreislauf.
Zurück zu dir. Wie geht es bei dir persönlich weiter? Dürfen wir bald neue Songs von Nemo erwarten?
Zurzeit bin ich in Los Angeles und arbeite an einigen Projekten. Ich kann nur soviel verraten: Es kommt bald neue Musik.
Mundart oder Englisch?
Auf Englisch. Ich werde aber definitiv beide Standbeine aufrecht erhalten. Die beiden Sprachen fordern mich auf ganz unterschiedliche Weise. Deshalb will ich in Zukunft auf keine der beiden verzichten und einfach das machen, worauf ich gerade Lust habe.