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Mittelklasse

Mein Leben mit Miss Perimenopause

Seit etwa zwei Jahren lebt unsere Bloggerin mit einer ständigen Begleiterin, um die sie nie gebeten hat, und die sie sehr, sehr gerne wieder los wäre: Die Perimenopause, auch bekannt als Wechseljahre. Diese macht ihr ganz schön zu schaffen – auch wenn sie sie inzwischen mit Humor nimmt.

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Miss Perimenopause sorgt öfter mal für Blutungen aus dem Nichts – und für Wäscheberge!

Lucia Hunziker

Meine ständige Begleiterin kontrolliert meinen Körper, und nicht selten auch mein Hirn und meine Emotionen. Was übrigens ihre einzige positive Seite ist: Ich kann Vergesslichkeit, Schusseligkeit oder Gefühlsausbrüche in ihre Schuhe schieben. Sie selbst kann nicht widersprechen, und andere halten sich ebenfalls zurück. Wer will sich schon mit einer Frau in den Wechseljahren anlegen?

Miss Perimenopause hat sich von Anfang an durch einen äusserst seltsamen Humor bemerkbar gemacht. Als sie erstmals beschloss, meinen zuvor immer mehr oder weniger regelmässigen Zyklus ausfallen zu lassen, war kurz vorher zum ersten Mal in meinem Leben ein Kondom geplatzt. Und ich danach zwei Wochen lang auf einer Reportage in den bolivianischen Pampas, ohne die Möglichkeit, an einen Schwangerschaftstest zu kommen. Da war ich, Mutter zweier erwachsenen Kinder, 46 Jahre alt, und wartete seit zwei Wochen auf meine Periode, mit steigender Panik.

Ich blutete Sturzbäche. Schlachtfelder. 

Die fünf Schwangerschaftstests, die ich nach meiner Rückkehr im Abstand von je zwei Tagen machte, waren alle negativ. Und dann kam sie, die Blutung. Wobei «Blutung» ein harmloses Wort ist für das, was sich da abspielte. Ich blutete Sturzbäche. Schlachtfelder. Und war überzeugt davon, dass dies der Anfang meines unrühmlichen Endes sein würde. Meine Frauenärztin sprach in der Folge erstmals die Worte, die ich in gefühlt hundert mal aus ihrem Mund hören würde: «Das ist normal in Ihrem Alter.»

Tja, das ist sie nun also, die neue Normalität meines Lebens an der Seite von Miss Perimenopause. Die es nicht mehr für nötig hält, mich zumindest mit einem kleinen Ziehen in der Bauchgegend vorzuwarnen, wenn sie beschliesst, nach drei ausgefallenen Zyklen mal wieder einen vorbeizuschicken. Irgendwann, aus dem Blauen heraus. Zum Beispiel, wenn ich grad im Tram sitze. Und das einzig Positive, das ich dieser Situation abgewinnen kann, in der ich spüre, wies mir langsam das Bein runterläuft, ist, dass ich eine schwarze Hose trage.

«Ich stelle mit Erstaunen fest, dass Miss Perimenopause mein Fett umverteilt, wie es ihr grad passt»

Damit, dass Miss Perimenopause mir in zwei Jahren zwei Kleidergrössen mehr angehängt hat, kann ich zwar inzwischen einigermassen leben. Was nicht heisst, dass ich es ihr verzeihe. Aber der Blick in den Spiegel löst keine Heulkrämpfe mehr aus. Und ich stelle mit Erstaunen fest, dass Miss Perimenopause mein Fett umverteilt, wie es ihr grad passt. Während ich bis vor einiger Zeit noch kaum eine Hose über die Hüften bekam und meine Brust aus jedem BH platzte, wanderte das Fett aus Oberschenkeln und Brüsten plötzlich in meinen Bauch. So richtig attraktiv ist das zwar auch nicht, aber was solls. Ein Hoch auf die angesagte Oversize-Mode.

Und eben. Dann ist da noch die Sache mit dem Hirn. Ich war zwar schon immer ein Schussel, aber seit ich mit Miss Perimenopause lebe, ists wirklich übel. Ich habs kürzlich im Kino geschafft, eine halbe Sekunde nach dem Hinsetzen das ganze Popcorn auszuleeren. Was hab ich mich aufgeregt. Und dann hab ich mich darüber aufgeregt, dass ich mich so aufrege. Denn in meinem Alter sollte man doch eigentlich mal ein bisschen gechillt sein. Aber das kommt ja vielleicht, wenn ich Miss Perimenopause los bin. Irgendwann.

Von SC vor 2 Stunden