Guesthouse Giarvino, Piemont, Italien
Wo sich Wildschweine wohlig an Bäumen reiben, Rebberge und Obstplantagen wie sanfte Wellen saftig über die Hügel schwappen und sich das Piemont noch von seiner ursprünglichsten Seite zeigt, hat ein Schweizer Paar aus dem Lockdown das gemacht, was die krisengebeutelte Welt jetzt braucht: einen Ort, an dem die Zeit still steht. Auf zum Teil 500 Jahre alten Gemäuern thront mit dem Giarvino ein Anwesen, das man kaum auf der Karte findet. Romy Dübener und Fredy Wiederkehr führen in der italienischen, touristisch kaum erschlossenen Region Monteferrato ein Gästehaus mit acht Zimmern und Suiten. So trinkt die Handvoll Gäste das erste Glas vino del padrone – der fantastische, in alte Zeitung gewickelte Hauswein – unter einer üppigen Pergola, faulenzt im Garten oder schaut vom gurgelnden Infinity-Pool in die Unendlichkeit der Weinberge. Wer braucht da schon einen Bildschirm? Wenn Fredy Wiederkehr, Erfinder und Ex-CEO von Foxtrail, Wanderungen durchs Idyll der Winzer empfiehlt, greift kein Google Maps – nur seine eigenen Aufzeichnungen. Eine entschleunigende Schnitzeljagd.
«Ich kreiere gerne Unterhaltung. Weniger frontal, sondern als möglichst kreatives Angebot. Die unterschiedlichsten Menschen sollen sich bei uns wohlfühlen und begeistert sein», so Wiederkehr. So finden beim Aargauer und seiner Frau Weindegustationen im Druidenwald statt – bei der Ruine einer Kapelle über dem Landsitz, wo der Legende nach vor 1000 Jahren ein Druide, ein keltischer Priester, gehaust haben soll. Im paradiesischen Garten steht ein Steinofen, aus dem deliziöse Pizza in die hungrigen Mäuler wandert, das Dinner-Menü, ins goldene Licht der untergehenden Sonne getaucht, wird original-piemontesisch und doch raffiniert aus saisonalen und regionalen Zutaten gezaubert. Das Frühstück steht zwischen steinernen Mauern auf Weinfässern bereit. Das grösste Kompliment, das man den beiden Gastgebern machen kann? «Wenn Gäste wiederkommen», schwärmt Musikerin Romy Dübener. Das übrigens auch gerne im Herbst – wenn der Trüffel Hochzeit hat.
Hotel Fex, Graubünden, Schweiz
Frau Merkel sei schon mal da gewesen, hört man direkt an der Rezeption. Ja, die deutsche Ex-Kanzlerin geht auch gerne im Engadin Langlaufen, das ist bekannt. Ob Angie mit der Pferdekutsche angefahren kam, kam uns nicht zu Ohren. Muss sie fast, ausser sie ist gelaufen. Denn das Hotel im Bündner Fextal liegt wirklich im Nirgendwo. Ganz hinten quasi. Von Sils aus spaziert man zum Berghotel mit Grandezza, begleitet von Kuhglocken-Melodien – hinein in die Abgeschiedenheit. In die Schönheit der autofreien, unberührten Natur. Karierte Tischtücher wehen auf der Wiese sanft im Win, gerahmt von imposantem Bergpanorama. Die Zimmer sind rustikal, mit Liebe zum Design. In der hölzernen Gaststube werden regionale Gerichte aus erlesenen Produkte serviert, die einen nach langen Wanderungen wieder zu Kräften bringen.
Sources des Caudalie, Bordeaux, Frankreich
Ihr wollt euch wie ein Gott in Frankreich fühlen? Wie Bacchus, der römische Gott des Weines, des Rausches, und der Esktase. Auf dem Anwesen des märchenhaften Chateau Smith Haut-Lafitte unweit von Bordeaux wird exakt dieser Traum wahr – allerdings ohne selbst ein betrunkener, weinbekränzter alter Mann im Kreis von fröhlichen Zechern zu sein, wie es die Ikonographie vorsieht. Ganz im Gegenteil: Hier steht Entspannung an erster Stelle. Absolute Ekstase erreicht der Gaumen durch phänomenale französische Landküche. Berauscht wird der sonst so rasende Geist durch die Abgeschiedenheit des Landsitzes, dessen hölzerne Beihäuser sich idyllisch um einen See reihen. Das weltberühmte Spa mit eigener Thermalquelle tut sein Übriges. Vinothérapie – noch nie gehört? Dass man sich mit viel Wein die Welt schöner trinken kann, wissen wir. Zudem: klar, in vino veritas. Aber macht der edle Tropfen schöner? Caudalie, der französische Beautybrand, der hier auf dem Gut Chateau Smith Haut-Lafitte geboren wurde, setzt seit Generationen auf die Nebenprodukte der Weinherstellung. Denn die Traubenkernauszüge gelten mit ihren antioxidative Polyphenole als Wundermittel gegen alternde Zellen. Wir empfehlen: Hoteleigenes Velo schnappen, durch die Reben radeln. Im Bademantel zum Spa wandeln, an den Blumen und Kräutern am Wegrand schnuppern, sich eine Massage buchen und dann schlaftrunken die Pferde (die ersetzen im Biobetrieb nämlich den Traktor) im Garten streicheln. Last but not least: Die Vinothérapie in ihrer ursprünglichsten Form – die im Glas – geniessen.
San Luis, Südtirol, Italien
Ein Ausflug nach Meran lohnt sich immer. Weil es da weinbewachsene Hänge, Schlossgärten und hübsche Jugendstilbauten gibt. Italienisches Lustwandeln aka Dolce Far Niente bewacht von den mächtigen Alpen – welch Traum. Nachdem die bestiegen wurden, sollte man stets in einer Holzhütte am See entspannen. Am schönsten ist das in einer Luxus-Lodge inmitten eines Fichten- und Lärchenwalds, den man minutenland durchqueren muss, um anzukommen: im Hotel Retreat San Luis in Hafling. Da kommen die Haflinger her. Ein Pferdemädchen-Herz könnte nicht höher schlagen. Die einzige Möglichkeit, um wieder runterzukommen: im Scheunen-Spa vorm offenen Kamin dösen, im Sprudelbad mitten im See chillaxen oder sich vom Wald-Personal durchkneten lassen. Das kommt natürlich nicht straight aus dem Unterholz – die natürlichen Wirkstoffe der Treatments riechen aber so. Empfohlenes Spektakel: das Knottnkino, ein leicht zu bewandernder Aussichtspunkt mit Sesseln. Die Leinwand? Eindrucksvoll von der Natur bemalt.
Buenavista, Lanzarote, Spanien
Zwei Stühle stehen auf schwarzem Gestein, rot wie Lava. Dahinter ragen Krater gelb leuchtend in den blauen Himmel. Jeden Moment erwartet man ein Urzeitwesen mit schweren Schritten hinter den leuchtend weiss-getünchten Wänden. Was in den Country Suites auf der spanischen Insel Lanzarote tatsächlich vorbeischaut, ist einer der schwerfälligen, aber verschmusten Hunde des Besitzers. Auf dem Weingut
inmitten eines Naturschutzgebiets schläft man unter Vulkanen, in Zimmern und Apartments, deren cleane Ästhetik jedes Design-Herz wie Magma brodeln lassen. Hier bekommt der Begriff Privatsphäre ganz neue Dimensionen. Nicht mal beim Frühstück muss man sich unter den wenigen anderen Gästen sehen lassen: Schlägt man morgens seine Vorhänge zurück, signalisiert man entspannte Ausgeschlafenheit. Dann kommt das Buenavista-Team mit einem Korb und kredenzt auf der eigenen Terrasse ein täglich wechselndes Frühstück, von dem sich so manch urbaner Brunch-Spot eine Avocado-Toast-Scheibe abschneiden könnte. Ein Brot mit Joghurt, Lachs und Kiwi? Schmeckt am besten, wenn man nichts hört. Nur den ewigen Wind der Kanaren.