Diese Woche schon den Wollmantel aus dem Keller nach oben geschleppt? Den Camel Coat übergeworfen? Ja, is kühl neuerdings. Vor allem auf dem Velo. Wir kämpfen blinzelnd gegen Niesel- und Platzregen und müssen uns Fahrt- und Gegenwind stellen – und das mit nur einer Hand. Denn die, die das Rad nicht lenkt, hält krampfhaft den Mantel fest. Ist der nämlich lang genug (heisst: wadenlang), um sich um frierende Beine zu kümmern, fällt er regelmässig den Speichen zum Opfer.
Der Wind treibt ihnen die Beute direkt in die drahtigen Fänge. Und die schnappen zu und fressen den Mantelsaum gnadenlos in sich hinein. Es ist wie mit den langen Röcken im Sommer: Die Räder können blockieren, wir riskieren gefährliche Stürze und ruinierte Klamotten. Send help!
Rettung naht: Wisst ihr noch damals bei Oma ...?
Den wallenden Rock oder das ellenlange Kleid hat man sich im Sommer mit einem Haargummi zu einem Knödel gebunden. Weg war der störende Stoff. Den Trick kennt ihr, oder? Dann baumelt da zwar ein Knäuel zwischen den Beinen, aber man ist safe. Mit dem Übergangs- oder Wintermantel geht das meist nicht – der Stoff ist oft zu schwer. Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, kommt der Berg eben zum Propheten: Die Speichen kriegen einen Maulkorb.
Den gibt es superfunktionell aus Plastik, irgendwie hat der aber was von einem Spritzschutz. Was wir hübsch und charmant finden, ist das Fahrradnetz, das sich unsere Grossmütter und -tanten früher immer ans Hinterrad spannten. Klar, die trugen verdammt oft ausladende Röcke und haben ihre Speichen natürlich nicht aus optischen Gründen so gut vernetzt. Wir (und unsere Mäntel) wünschen uns ein Comeback der Fahrradnetze.
Zu spät? Schwarze Flecken? Waschen! Aber wie?
Geht der Mantelsaum dennoch als Sieger aus dem Speichen-Gemetzel hervor, hinterlässt das meist Spuren. Es ist ein dunkler Mix aus Kettenöl und Strassendreck, der immer an den wilden Ritt erinnern wird.
Handelt es sich um einen Trenchcoat aus Popeline oder Baumwolle, lässt sich das Problem mit einem normalen Waschgang lösen, indem man die Flecken vorher mit Spülmittel oder Gallseife behandelt. Aber Obacht: Vorher unbedingt das Ettikett checken!
Kettenöl lässt sich mit ... Überraschung ... Fett lösen! Butter oder Margarine entpuppt sich dabei als Geheimwaffe. Weil sich Fett mit Öl verbindet, lässt sich Letzteres besser entfernen. Butter oder Margarine also dick auf die Flecken auftragen und mit einem Fön heiss machen – bis Margarine oder Butter über die dunklen Stellen verlaufen. Anschliessend nimmt man den Fett-Öl-Mix mit einem alten Tuch auf. Das Textil darf dann in die Waschmaschine. So heiss wie möglich, je nachdem, was das Etikett sagt.
Ist der geliebte, warme Wollmantel den Speichen zum Opfer gefallen, hilft vermutlich kein Hausmittel der Welt. Denn meist warnt schon das Etikett davor, Wollteile mit der Hand oder in der Maschine zu waschen. Die einzige Option: Das arme Ding muss zum Profi in die Reinigung. Ist aber Nasswäsche erlaubt, darf der Mantel im Wollwaschgang bei maximal 30 Grad in die Maschine, mit einer niedrigen Schleuderzahl und mit einem geeigneten Waschmittel. Ausserdem wichtig: Keinen Weichspüler verwenden, die Trommel nicht überladen und Wollmäntel niemals im Tumbler trocknen!