«Sie wurden positiv auf Chlamydien getestet», sagt die Ärztin. «Klingt nicht positiv», sagt Dylan. Ziemlich flach. Aber die Nettfix-Produktion «Lovesick» darf das. Weil Johnny Flynn in der Hauptrolle den Witz so trocken vermittelt und dann kurz deeskalierend die Mundwinkel hochzieht. Sein durchgehend besorgter Blick in der Serie und auch im echten Leben weckt Beschützerinstinkte («Junge, knöpf dir doch wenigstens das Hemd zu!») – ein bisschen wie bei Hugh Grant.
Er hat die Medienpräsenz von Jamie Dornan: möglichst keine! Der 36-jährige Brite schreibt Gedichte. Wie Shakespeare. Dessen Einfluss auf ihn sei nach eigenen Aussagen prägend. Der Stil des ausgebildeten Schauspielers und Musikers ist dafür ganz Rockstar. Heisst: keine Frisur, Dreitagebart und Knitterlook. In England füllt er mit seinem Folk-Pop Konzerthallen, in der Schweiz ist er ein Geheimtipp. Ein bisschen wie James Gruntz – nur umgekehrt. Bald verkörpert der gebürtige Südafrikaner in «Stardust» die verstorbene Musiklegende David Bowie (gedreht wurde ab Juni). Bis dahin lauschen wir weiter noch ein wenig der Vertonung seiner schwachen Momente oder verfolgen auf Netflix, wie er verzweifelt nach Liebe sucht, sein Herz lose auf der Zunge tragend. Wie im Dialog oben angetönt, ist das Herz unglücklicherweise nicht das Einzige, was dabei ungeschützt bleibt.
Johnny Flynn als David Bowie – hier gibt es einen Vorgeschmack: