Glitzer, Glamour und jede Menge Luxus: Während der Baselworld dreht sich in der drittgrössten Stadt der Schweiz sechs Tage lang alles um die schönen Dinge des Lebens. Dass die Uhrenmesse gerade bei uns zu Lande stattfindet, ist dabei kein Zufall. Ob Rolex, Patek Philippe oder TAG Heuer – Zeitmesser mit der Kennzeichnung «Swiss Made» fallen nicht nur durch ihre Qualität auf. Sie gehören zu den teuersten Marken weltweit. Der Preis für eine Uhr liegt gern mal im sechsstelligen Bereich; wer nicht einige Tausender in der Hosentasche hat, muss nicht mal in die Schaufenster gucken. Wie setzt sich so ein Preis zusammen? Wir haben bei Michele Starvaggi, Head of Marketing and Sales bei der Berner Uhrenmarke Traser, nachgefragt.
Der Preis für Handwerkskunst
Anders als bei Schmuckuhren, die einen erheblichen Teil ihres Endpreises durch verwendete Materialien wie Edelsteine oder Diamanten erhalten, steht bei den mechanischen Uhren die Uhrmacherkunst im Vordergrund. Die zeigt sich, so Starvaggi, vor allem in den verschiedenen Komplikationen. Wer jetzt nur Bahnhof(suhr) versteht: Unter dem Oberbegriff fasst man Zusatzfunktionen zusammen, die vom Uhrmacher in das Edelaccessoire integriert werden. Etwa ein Wecker, eine Mondphasenanzeige oder ein Chronograf – eine Automatikuhr Plus sozusagen. Und ja, je nachdem welche Funktionen gewünscht werden, sind solche Komplikationen tatsächlich ziemlich kompliziert.
Manufakturmarken stellen sogar die Uhrwerke von Grund auf selbst her
«Das Wissen, um so anspruchsvolle Uhren herzustellen, ist nicht weit gestreut. Abhängig vom Modell kann es mehrere Jahre dauern, ein einzelnes Stück zu produzieren. Manufakturmarken stellen sogar ihre Uhrwerke von Grund auf selbst her», so Starvaggi. Denn tatsächlich; geht es um Luxusuhren ist der Standard in der Schweiz bis heute oft Handarbeit: «Bei Patek Philippe etwa stellt ein einzelner Uhrmacher je nach Modell die gesamte Uhr in Eigenregie her. Zum Teil sind es Einzelstücke. Das braucht viel Wissen und noch mehr Zeit.»
Der Preis für den Namen
Nicht besonders überraschend, aber wahr: Auch für den Markennamen zahlt man mit. Und das nicht zu knapp. Denn obwohl auch die grossen Marken Serien führen, die zu Tausenden produziert werden: Modelle für einige Hundert Franken wird man bei Rolex, Omega und Cartier nicht finden. Sondermodelle sind noch kostspieliger, weil knapper vorhanden. Kommen dann noch Schmucksteine oder Materialien wie Gold oder Platin dazu, ist die Grenze nach oben offen.
Der Preis für den Status
Geht es also wirklich nicht günstiger? Doch. Einige Marken haben den Bedarf bei Liebhabern erkannt, die für eine Komplikation brennen, sich ein übliches Modell aber nie leisten könnten. Michele Starvaggi weiss: «Ein Tourbillon etwa ist eine besonders komplizierte Komplikation, für die man typischerweise Summen im sechsstelligen Bereich zahlt. Trotzdem hat Tag Heuer vor einigen Jahren einen Tourbillon für 15’000 Franken auf den Markt gebracht und die hohen Extrakosten für den Markennamen reduziert.» Einfachere Komplikationen im «Accessible Luxury»-Bereich kosten einige Tausend Franken. Nach wie vor eine Investition – aber eine erreichbare. Der Punkt dabei: Der Kundenkreis für «günstige» Luxusuhren ist enorm klein. Ein grösserer Teil sucht gezielt nach superteuren Modellen, denen man den Preis und das Label auf den ersten Blick ansieht. Es geht weniger um die Kunst hinter einem Modell und mehr um das Statussymbol, das es darstellt. «Auf der anderen Seite gibt es aber natürlich auch die Kunstliebhaber, die sowohl das Geld, als auch viel Verständnis von der Sache haben und denen eine fein gefertigte Uhr wirklich etwas gibt.»
Die Modelle von Traser selbst sind übrigens schon ab 200 Franken zu haben. Automatikuhren kosten nach Kollektion ab 700 Franken. Der Berner Brand sieht sich als Einsteigermarke und ist vor allem für seine selbstleuchtenden Modelle bekannt.