Vor rund einem Jahr lancierte Instagram sein «Shopping»-Feature, das uns durch einen Klick auf das Objekt unserer Begierde direkt zum Onlineshop weiterleitete. Pleite werden leicht gemacht quasi. Das Gute daran: Bisher konnten nur Brands und Shops selbst das teuflische Tool nutzen. Und mal ehrlich: Durch den Feed von Michael Kors, Nars oder Gucci scrollen wir in unserer Freizeit eher selten. Doch still und leise entwickelte die Facebook-Tochter ihre Technologie weiter, machte sie verfügbar für Inhalte in Stories und programmierte eine Methode, die Produkte direkt in der App zu erwerben. Seit Ende April ist die Funktion nun auch für Influencer freigeschaltet – und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis uns unsere liebsten French-, Scandi- und sonstige Fashion-Girls mit ihren Looks nicht nur neidisch machen, sondern auch noch ganz nebenbei in den finanziellen Ruin treiben.
Okay, wir übertreiben vielleicht ein kleines bisschen. Trotzdem bekommen wir beim ersten Hören von der Neuerung Angst, dass aus unserer Lieblingsapp bald eine Kaffeefahrt wird. Statt Inspiration für uns gibts dann jede Menge Gewinn für die Influencer. Die Authentizität, die jetzt schon unter all den Ads leidet, könnte pünktlich zum Sommer komplett baden gehen – wenn der schmale Grat zwischen ehrlichem Content gemixt mit sinnvollen Shoppinglinks und der reinen Verkaufs-Maschinerie überschritten wird. Wir erinnern uns an diverse Influencer, die mit Waschmittel im Bett, beim Sonntagsfrühstück oder beim Shopping in der Stadt posierten. Instagram-Marketing at its worst.
Um zu sehen, was wirklich passiert, bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten. Denn: In der Schweiz ist das Feature noch gar nicht angekommen. Freigeschaltete Brands müssen zunächst mit passenden «Partnern» eine Kooperation eingehen. Erst dann können sie diese Produkte in ihren Posts zum Kauf anbieten. Aktuell ist die Funktion für gerade einmal 30 Brands aktiviert – darunter vor allem Big Player wie H&M, Zara, Nike und Revolve – die mit 55 Influencern zusammenarbeiten. Für User nutzbar ist das neue Konzept zudem bisher nur in den USA. Bis Instagram ausbaut und das Feature auch bei uns anbietet, ist es aber wohl nur eine Frage der Zeit.