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ButtLift und BadAssBitch

Wieso sind alle besessen vom Hintern?

Jennifer Lopez soll ihren einst für viele Millionen versichert haben, Marilyn Monroe verzweifelte fast an ihrem. Der Po hat Macht – wieso eigentlich? 

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Pippa Middleton Royal Wedding

Pippa Middleton trug den Schleier ihrer Schwester und wurde weltberühmt. 

Getty Images

In den USA gibt es angeblich nur zwei Sorten Männer: Die «Ass-Men» und die «Boobs-Men». Vielleicht etwas zu vereinfachend, die Formel. Doch der Podex wird unterschätzt. Immerhin hat Kim Kardashian (für manche despektierlich «Kard-ass-ian») ihre Karriere für viele ihrem Hinterteil zu verdanken. Aktuell setzt ihre Schwester Kourtney auf dem Titelbild der mexikanischen GQ gerade zur Eroberung Zentralamerikas an. Auch hier prominent auf dem Titelbild gefeatured: das weltberühmte Hinterteil.

 

Die Kehrseite der Kardashians war (und ist) durchaus praller und grösser als vor rund einer Dekade üblich. In der familieneigenen Reality-TV-Welt von «Keeping up with the Kardashians» etablierte die um der Berühmtheit Willen berühmte Familie ab 2007 ein durchaus anderes Körperkonzept. Der Po wurde plötzlich zur Antithese des schmalhüftigen Schönheitsideals stilisiert. Die Frage, ob Kim mit Implantaten nachgeholfen hatte, bewegte die USA und gipfelte sogar im öffentlichen Röntgen-Beweis. Etwa zehn Jahre später heisst die beste Freundin, die kein Blatt vor den Mund nimmt, laut dem Urban Dictionary plötzlich BadAssBitch und die Speckwölbung hat inzwischen sogar ein eigenes Fitness-Studio in L.A. Die Po-Besessenheit ist real. 

 

Der Po galt schon vor den Kardashians als schön

Fast scheint es so, als hätte das fleischgewordene Pfirsich-Emoji seinen Siegeszug plötzlich und überraschend angetreten. Dabei galt dem Hintern schon längst ein besonders spezieller Blick. So schrieb Eustorg de Beaulieu schon 1537 eine Ode an den Po. Und im Gegensatz zum schamvoll verdeckten Unterstübchen, inszenierten Maler und Bildhauer die Kehrseite als gäb’s nichts zu verstecken. Der Spiegel brachte das folgendermassen auf den Punkt: «Der Hintern ist das niedrigschwellige Angebot an die ganz gewöhnliche Lüsternheit.» Übersetzt heisst das im Alltag: Ass-Men werden beim unanständigen Glotzen nicht so schnell erwischt. Der Hintern sitzt ja, nun, hinten.  

Ein besonders gefeiertes Exemplar trägt Jennifer Lopez seit jeher spazieren. Hat sie Ruhm und Reichtum ausschliesslich ihrer Speckwölbung zu verdanken? Vermutlich nicht. Als Marketing-Tool hat sich das HInterteil aber allemal gelohnt. Dafür steht die gern und häufig kolportierte Versicherungssumme. Jenny from the Block soll ihren Allerwertesten im zweistelligen Millionen-Bereich abgesichert haben. Und was tut derweil Kim Kardashian? Sie legte mit dem Champagner-Cover für das Paper Magazine mal eben husch das Internet lahm.  

Woher die Faszination kommt?

Anthropologen führen sie auf verschiedene archaische Instinkte zurück (simplifiziert: Dicker Hintern entspricht optimaler Gebärfreudigkeit – je nach Kultur heisst das: Jackpot). Kulturwissenschaftler argumentieren, dass der Po auch sexuelle Signale sendet, aber eben nicht so Faust ins Gesicht. Marilyn Monroe schien trotzdem daran zu verzweifeln. Sie soll einst gesagt haben: «Grosse Brüste, grosser Hintern, grosse Sache. Kann ich nichts anderes sein?» Zeit ihres Lebens fühlte sie sich auf körperliche Merkmale reduziert. Denn glotzen von hinten, bleibt eben auch glotzen.   

Dass das erwähnt knackige und rundere Exemplar à la J.Lo und Kim auch nicht einfach allen in die Wiege gelegt wird, ist klar. Sonst bräuchte es ja kein Spezial-Fitness-Studio. So einfach mit Schokolade mampfen kommen wir da auch nicht hin. Das Brazilian Butt-Lift (eine schönheitschirurgische Prozedur, die durch Eigenfettunterspritzung für einen Pfirsich-Po sorgt) hätte sonst kaum Erfolg. Was bleibt? Ein schaler Nachgeschmack. Denn auch diesen Hintern gibt’s nicht einfach gratis. Und deshalb: Entspannen wir uns alle. Schönheitsidealen sollen doch andere nacheifern. 

Von Bettina Bendiner am 2. Dezember 2018 - 09:20 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 11:50 Uhr